Garbage Kids - Human Exhibition
Fortsetzung zu
Die Fahrt geht weiter. Man lässt eine glückliche Familie zurück, die sich für ein paar Tage nicht sorgen muss woher die nächste Mahlzeit kommt. Weitere Hütten, weitere Familien, Gesichter in denen unzählige Facetten des menschlichen Wesens zu erkennen sind.
Die ersten Eindrücke hatten mich überwältigt und langsam beginne ich zu ahnen, was sich hier wirklich abspielt. Natürlich hatte man mir erzählt was auf mich zukommt. Natürlich hatte ich mir meine Gedanken gemacht, aber auf die geballte Macht von Schmutz, Gestank und Elend kann man sich kaum vorbereiten. Blicke aus riesengrossen Kinderaugen bohren sich in mein Hirn und schreien stumm ....
Ich versucht ein Bild zu machen, das die Umstände auf dieser ehemaligen Müllkippe deutlich veranschaulicht und den Menschen in Deutschland einen visuellen Eindruck von den Umständen verschafft, unter denen man hier lebt.
Ich mache ein Bild, nicht wissend, ob es den Ansprüchen gerecht werden wird. Ich mache ein Bild auf dem ich inmitten des Chaos ein kleines Mädchen entdecke, das versucht sich in einer Plastikschüssel den Staub von den Füssen zu waschen, nur um kurze Zeit später wieder durch den Schmutz zu laufen ...
Das Mädchen schaut mir ein wenig ängstlich entgegen, als ich von aussen an die Bretterwand trete, die den Hof von der Strasse trennt. Es erwidert mein freundliches Lächeln nicht. Es nickt gleichgültig, als ich die Kamera hebe und geht weiter mit grosser Sorgfalt der Reinigung seiner kleinen Füsse nach.
Eine Frau tritt aus dem Haus – älter – vielleicht sieht sie aber auch nur so aus, wer kann das so genau sagen, bei einem Menschen der sein Leben im Müll verbracht hat. Wieder ein freundliches Lächeln, dass ihr bedeuten soll, man führe nichts böses im Schilde. Sie versteht – denkt einen Augenblick nach und bedeutet mir zu warten.
Sie verschwindet wieder im Haus und kommt nach wenigen Sekunden mit einem nackten, verschmutzten Bündel Mensch heraus, den sie zusammengekauert mitten auf den Hof stellt, als wolle sie dieses Kind präsentieren, als wolle sie, dass auch dieses Kind fotografiert würde.
Die nächsten Sekunden (es waren sicher nicht mehr als fünf) werden zu Minuten:
Mir bleibt kurz der Atem stehen – ich sehe das Kind an und habe den Eindruck ein völlig verängstigtes Tier zu sehen – Blicke treffen sich, verharren kurz ineinander schockiert auf der einen Seite – panisch auf der anderen – Ich reisse mich los und sehe der Mutter in die Augen, die mich mit hektischen Gesten auffordert zu fotografieren ... die Kamera zuckt automatisch hoch und das Bild ist gemacht, bevor sich das Kind wimmernd auf allen Vieren in den hinteren Teil des Hofes verzieht und damit meiner Sicht entzieht. Lachend verschwindet die Frau im Haus.
Ich habe das Gefühl, dass mir das kleine Mädchen einen mitleidigen Blick zuwirft, bevor es sich wieder der Reinigung seiner Füsse zuwendet ...
Einen Moment lang bin ich ganz alleine und starre ...
Ich zum Auto zurück, wo man vermutlich nicht mitbekommen hat, was da eben passiert ist.
Ich schweige ...
----------------- Fortsetzung folgt ----------------------
Anmerkung:
Ich habe lange überlegt, ob ich das Bild „Mensch“ mit einstellen soll und bin schliesslich zu dem Entschluss gekommen, dass die Mutter dieses Kind fotografiert sehen wollte.
Die Interpretation der Beweggründe hierzu überlasse ich dem Betrachter!
Die Hilfsorganisation HELPING HANDS im Internet:
http://www.bliss.army.mil/LocalUnitLinks/GAFADS/homepage/09freizeit/helph/helph_ger.htm
Kontakt ebenfalls über mich möglich!
Paola Casali 14/11/2003 17:10
Wonderful!!!paola f.
Nicht online 18/06/2003 22:49
Auch die Erwachsenen hatten wohl keine bessere Kindheit. Wie in allen Kriesen- und Armengebieten..Aber die Kinder brennen sich immer tief in mein Gedächnis sodass ich es manchmal nicht mehr aushalten kann. Ich danke Gott für die Möglichkeit meine Kinder noch sorglos leben zu lassen...
Kein Mann kann seine Kinder beschützen....
Mit Hochachtung
Andreas Beltempo
Iris Richter 17/06/2003 20:06
Ohne weitere Worte.... eine ausgezeichnete und wichtige Dokumentation!Gruß
Iris
Heinz Lack 17/06/2003 16:04
ich bin einfach nur sprachlos.... was soll man da noch sagen, wenn es einem viel viel viel zu gut geht?lg
susie
Michael Hoegler 16/06/2003 15:40
!Mike Peuker 16/06/2003 1:43
hab sie alle gelesen..........Reiner K. 15/06/2003 10:37
hammerhart ...Nig (Hans-Hennig) Gerhard 14/06/2003 21:35
@Dirk: ...da stimme ich dir absolut zu - glücklicherweise hat unsere Regierung und damit auch das Volk in den letzten Jahren noch keinen Auftrag zum Töten erteilt - im Gegensatz zu Amerikanern, Dänen, Polen Engländern usw.lg Nig
Dirk Hofmann 14/06/2003 21:06
ergänzend zu nig:beim angesprochenen militärcamp handelt es sich um fort bliss, u.a. standort der us air defense school. auf dieser homepage wird der raketenschule der luftwaffe eine nische zur eigenen darstellung zur verfügung gestellt.
die hilfsorganisation (GERMAN) HELPING HANDS setzt sich in der tat aus ehefrauen der dort stationierten deutschen soldaten zusammen und nutzt wiederum die internetpräsenz der raketenschule, um sich und ihre projekte auch im internet darzustellen.
ohne eine philosophische diskussion anzetteln zu wollen kann und will ich deinen letzten absatz nicht so im raum stehen lassen. ich respektiere ihn als deine meinung und akzeptiere das, aber in meinen augen sind soldaten zuallererst die instrumente einer vom volk gewählten regierung ... instrumente eines volkes also.
da in meinen augen nun der auftrag zu einem mord genauso schwer wiegt, wie die tatsächliche durchführung, so ist (bezogen auf deine aussage) wohl nicht nur der soldat ein mörder ...
meine meinung ...
gruß
dh
Nig (Hans-Hennig) Gerhard 14/06/2003 20:45
Bewegender Text und gutes Foto dazu...Interessant, dass die von dir genannte Hilfsorganisation an einem Militärcamp angesiedelt ist... auch deren Website... die Hauptseite beginnt mit:
"IT'S A GREAT DAY TO BE A SOLDIER"
...
Noch heftiger ist das kleine Banner oben rechts auf der "Moral and Welfare" Website von Fort Bliss - 2 kleine militärisch grüßende Kinder in Uniformen:
http://www.blissmwr.com/
Soldaten werden zu Mördern ausgebildet und deren Frauen helfen dann den hungernden Kindern vor der eigenen Tür... irgendwie schizophren...
lg Nig
Charito Gil 14/06/2003 20:28
deine reportage ..wach in mir viele erinnerung
ich kenne viele dieser kinder
das in solchen ähnlich situationen leben
dennoch jedes kind haben träumen und
dieser blick= neugierig aus leben
dass ich immer bewundern habe ..
weiter machen ..
.. charito
Barbara Langer 14/06/2003 16:39
nachtrag:gesehen und gelesen
Katrin Ze. 14/06/2003 12:26
Das Bild, die Geschichte...besser gehts nimmer.Absolut den Kern getroffen.
LG
Katrin
Thomas Meyer 14/06/2003 12:07
klass dirk!Kai Rickert 14/06/2003 10:36
!!!