Gefangen
In einer längst vergessenen Epoche, als das Weltall noch jung und die Erde ein wildes Land voller Magie und Geheimnisse war, existierte ein mächtiges Wesen namens Azaroth.
Azaroth war ein Geistwesen, eine Schöpfung aus den reinen Kräften des Kosmos und der Naturgewalten, das in der Lage war, die Elemente zu bändigen und nach seinem Willen zu formen. Seine Macht war unermesslich, seine Weisheit grenzenlos und sein Wille unzerbrechlich. Doch mit großer Macht kam auch eine große Einsamkeit. Azaroths unvergleichliche Kräfte isolierten ihn von den Sterblichen und anderen Geistern, was ihn zu einem einsamen Wanderer zwischen den Welten machte.
Über die Jahrhunderte hinweg strebte Azaroth danach, eine Verbindung zu den sterblichen Wesen zu knüpfen, deren kurzlebige, aber intensive Existenz ihn faszinierte. Doch jedes Mal, wenn er sich offenbarte, sorgte seine ungestüme Kraft für Zerstörung und Furcht. Verzweifelt suchte er nach einem Weg, seine Macht zu zähmen, um sie für das Gute einzusetzen und das Gleichgewicht der Natur zu bewahren.
Es war zu jener Zeit, als eine uralte Hexe, bekannt für ihre Weisheit und ihr Wissen über die arkane Alchemie, auf Azaroth aufmerksam wurde. Sie verstand sein Dilemma und bot ihm eine Lösung an: eine Flasche, geschaffen aus den seltensten und reinsten Materialien des Erdbodens und verzaubert mit einer starken Magie. Diese Flasche war in der Lage, die Essenz eines Wesens zu binden, ohne seine Macht zu ersticken. Sie versprach Azaroth, dass die Flasche ihm erlauben würde, sich mit der Welt der Sterblichen zu verbinden, ohne ihnen Schaden zuzufügen.
In seiner Sehnsucht nach Gemeinschaft und Verständnis willigte Azaroth ein und ließ seine Essenz in die Flasche fließen. Die Hexe versiegelte ihn mit einem Korken, der aus der Rinde des uralten Ygdrasil-Baumes geschnitzt war, und versprach, ihn zu befreien, sobald die Welt bereit wäre, seine Macht zu akzeptieren und mit ihm in Harmonie zu leben.
Doch die Hexe hatte ihre eigenen Pläne. Sie wusste, dass ein Wesen mit Azaroths Macht ein mächtiges Artefakt in ihren Händen sein würde, und so versteckte sie die Flasche tief in den Dünen einer endlosen Wüste, bedeckt vom Nebel der Vergessenheit.
Jahrhunderte vergingen, und die Erinnerung an Azaroth und die Hexe verblasste in den Legenden. Die Flasche, jetzt ein mysteriöses Relikt einer längst verlorenen Zeit, wartete darauf, entdeckt zu werden. Azaroth, immer noch im Inneren gefangen, sammelte seine Kräfte und wartete auf den Tag, an dem jemand würdig genug sein würde, den Korken zu entfernen und ihn zu befreien. Bis dahin bleibt er ein gefangener Beobachter, der durch das Glas seiner magischen Gefängniswelt in die Freiheit träumt.
Jörg Wolfshöfer 15/01/2024 23:50
Klasse Bildidee, LG Jörg