GESICHT
Der Welt Gesicht sind aller Welt Gesichter
Die Welt hat kein Gesicht von greifbarer Gestalt.
Vor einem Kind malt sie sich stolz und wie ein Held,
Vor einem Greise ohne Durst, wie tausendjährig Holz so alt,
Den Dummen quält die Welt stets kopfgestellt.
Dem Kühlen und dem Stummen ist sie kalt versteint,
Die Schwachen fühlen sie als Tränensack, der greint.
Dem Trotzigen ist sie voll Mühlen, gegen die er ficht,
Dem Gütigen stets wohlgemeint voll Schwergewicht,
Dem Richter ist sie ewiges Weltgericht.
Ein unwirklich und tief Gedicht ist sie dem Dichter,
Verliebten lieblos oder voller Liebe;
Der Welt Gesicht sind aller Welt Gesichter.
MAX DAUTHENDEY (Maximilian Albert)
(1867 - 1918), deutscher Dichter und Maler
Joachim Haak 23/10/2017 8:36
superSeelenflügel 21/10/2017 16:53
...Grenzen...ist das,was mir zu deinem Bild einfällt. Gute Arbeit!LG eve
Claudia Paetz 21/10/2017 16:08
Finde ich sehr klasse ... frau mag sich den Wandel des Gesichts, wie im Gedicht beschrieben, in Deinem Bild gut vorzustellen ... spannend zu betrachten ...LG Dir von Claudia