[ghana_08] Wie die Rattenfänger von Hameln
...kommen wir uns vor, als wir durch den kleinen Ort Senya Beraku gehen und uns einen Gruppe von fünf Kindern auf Schritt und Tritt folgt. Die Strasse führt aus dem Dorf heraus, eine Senke hinab, dort stehen keine Häuser mehr. Dann wieder einen Hügel hinauf. "Hinter dem Hügel liegt der Ort Fetteh" sagt uns einer der Jungen. Christian meint, wir sollten nicht weitergehen, nicht aus Senza heraus, solange die Kinder dabei sind, wenn die Leute hier denken, wir würden sie mitnehmen wollen. Wir kehren also um, zurück richtung Ortsmitte- die Kinder hinterher- unter den misstrauischen Blicken einiger Leute, denen wir begegnen.
Einige Minuten zuvor hatten drei Frauen aufgebracht schimpfend und mit den Armen fuchtelnd auf die Kinder eingeredet, die uns auf unserem Spaziergang begleiteten. "Sie sagen, wir sollen euch nicht unsere Namen geben, dann würden die Weißen uns mitnehmen!" übersetzt uns der zwölfjährige Isaac. Er hatte uns angesprochen weil er, wie er sagt, gern mit Leuten aus Europa redet. Er stellte uns Fragen nach Deutschland, in welcher Zeitzone es liege, in welchen Monaten der Schnee falle und ob es Naturkatastrophen gebe. Dann bat er uns um Zettel und Stift, um uns etwas über Senya aufzuschreiben, was wir den Leuten in Deutschland erzählen sollten. Doch dann waren die Frauen gekommen und wir beschlossen, dass Isaac den Zettel wegschmeißen sollte.
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Christian J 31/10/2008 20:06
Einen Vorwurf mache ich den Frauen sicher deswegen nicht. Ich hoffe, sie hatten keinen Grund für ihre Annahme. Im Tschad gab es ja einen Fall, in dem "Waisenkinder" mitgenommen wurden, die aber doch noch Eltern hatten. Vielleicht war es aber auch einfach nur ein doofes Vorurteil: obwohl uns Vorurteile in fast 3 Monaten Ghana nur selten begegnet sind.Christian
Matthias-Wagner 30/10/2008 20:35
Sehr schön Deine kleinen Geschichten weit ab vom Tourismusboom. Die Bilder untermalen dies ausgezeichnet. Den Frauen würde ich aber keinen Vorwurf machen - sicher hatten sie triftige Gründe für Ihre Reaktion.Grüße Matthias