Giebel und Türmchen

Giebel und Türmchen

Ein Sonntagsspaziergang in der kleinen Hansestadt Stade, am Rand des Obstanbaugebiets Altes Land gelegen und der Metropolregion Hamburg zuzurechnen, ist immer ein lohnendes Vergnügen. In den schmalen Gassen der historischen Altstadt finden sich Bauwerke aus den verschiedensten Stilepochen, von der Gotik über den Klassizismus bis hin zum Jugendstil, die die Entwicklung der Stadt vom kleinen Handelsflecken über den bedeutendsten natürlichen Hafen zwischen Harburg und Cuxhaven bis hin zum Regierungssitz unter preußischer Herrschaft zeigen.

Besonders deutlich wird das am Alten Hansehafen, wo in der Straße Wasser West gleich mehrere historische Bauten von früheren Zeiten erzählen. Das wohl markanteste ist das Bürgermeister-Hintze-Haus, so benannt nach seinem Besitzer, der im Jahr 1621 die Fassade des mittelalterlichen Kaufmannshauses im Stil der Weserrenaissance verblenden ließ, komplett mit Prunkgiebel und Türmchen sowie üppigem Fassadenschmuck. Im Jahr 1930 musste das Haus wegen Baufälligkeit abgerissen werden –mehrere Überschwemmungen hatten dem Fundament und der Bausubstanz zugesetzt-, es wurde aber nur drei Jahre später in verkürzter Form wieder aufgebaut. Die Fassade wurde beim Abriss gesichert und beim Neubau wieder verwendet, so dass das Haus auch nach fast 400 Jahren so aussieht, wie es sich der Reeder, Kaufmann und Bürgermeister Heino Hintze damals gewünscht hatte.

Wer sich neben optischen auch leibliche Genüsse gönnen möchte, wird in Hafennähe bestimmt fündig – viele alte Häuser beherbergen heute Cafés und Restaurants, die bei gutem Wetter auch Außengastronomie betreiben. So soll das Café, das in dem historischen Doppelgiebelhaus links neben dem Bürgermeister-Hintze-Haus, dem Goebenhaus, betrieben wird, für seine üppigen Frühstücke ebenso berühmt sein wie für die reichliche Auswahl an selbstgebackenen Torten. Getestet haben wir es zwar nicht, aber wir kommen ja auch bestimmt mal wieder nach Stade…

Stade im September 2015