Graugans – Toleranz

Graugans – Toleranz

Im Hessischen Ried bescherte mir heute die Natur bei trüb-nebeligem Wetter ein zwar verrauschtes aber – wie ich finde – doch sehr schönes Weihnachtsbild. Derzeit rasten im Landkreis Groß-Gerau Tausende schnatternde Wintergäste, meist Grau-, Saat- oder Bläßgänse. Für mich ist es oft schwierig, sie zu fotografieren, denn die wilden Gänse sind recht scheu und fliehen selbst bei Annäherung mit dem Auto doch recht flott – eine Folge der Bejagung. Drum lasse ich es oft bleiben – eine von mir aufgeschreckte und verängstigt davon flatternde Vogelgruppe ist kein Foto wert.
Heute nun war es umgekehrt: ich hielt in gebührendem Abstand zu einer bereits grasenden Gänsegruppe und beobachtete vor allem einen Silberreiher auf der Wiese. Plötzlich näherte sich eine Gruppe Gänse rufend und landete noch lauter in einer meiner Brennweite angemessenen Entfernung – d a s Weihnachtsgeschenk ; + )
Aber dieses Motiv – von dem ich eine ganze Serie habe – ist noch in anderer Hinsicht etwas Besonderes: inmitten der Graugänse und einiger Saatgänse flog, landete und fraß eine selbstbewusste (vermutlich) ehemalige Hausgans. Sie war ganz eng mit ihrer Gruppe und besonders mit einer bestimmten Graugans verbunden.
Die Situation zeigt, dass (zumindest die abgebildeten) Graugänse friedlich und tolerant mit Anders“artigen“ umgehen können – ein schönes Beispiel für uns Menschen – nicht nur zur Weihnachtszeit. Weiterhin sagt mir das Bild, dass es möglich ist, ein unfreies Leben hinter sich zu lassen, ein neues zu beginnen und durchzukommen.
In diesem Sinne allen ein schönes und besinnliches Weihnachtsfest.

Nikon D300, Nikkor AF S 4/500 VR, Blende 6.3 bei 1/1250stel Sekunden, ISO 800, Belichtungskorrektur minus 0.7, Bildstabilisator eingeschaltet, Autofenster mit Bohnensack, 70 % Ausschnitt.