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Böni von Bödefeldt


Premium (Basic), Berlin (Vorort von Groitzsch)

Grünspinne

Teil 4

Man war das heiß hier. Und die Sonne schien sich seit Stunden nicht aus ihrem Zenit zu bewegen. Könnte ich es überprüfen, würde ich sicherlich feststellen, daß auch die Parallaxe sich nicht mehr änderte. Keine Ahnung aber seit wir durch dieses eigenartige Loch zogen, hat sich irgendwie alles verändert. Auch die größe der Sonne war verändert.
Den Doktor zu fragen, wo wir sind würde auch nichts bringen, er schaute genauso erstaunt und unwissend in die Gegend, wie ich.
Auch waren wir seit Stunden keiner lebenden Seele begegnet. Eigenartiger Weise waren auch keine sonst allgegenwärtigen Fliegen und Käfer, ja kein Insekte überhaupt mehr zu sehen. Es hatte fast den Anschein, als hätten wir unseren guten alten Planeten verlassen und wären in einer fremden Welt. Aber wie sollte das vor sich gegangen sein?
Welches natürliche Phänomen sollte dafür verantwortlich sein?
Uns bleibt also nur die Möglichkeit, weiter zu gehen und darauf zu hoffen, irgendjemanden zu finden, der uns weiter helfen konnte.
Von Weitem leuchtete uns ein grünes Band entgegen und ließ uns Kühle und Flora erhoffen, aber es könnte auch eine Fata Morgana sein, die es hier zweifelsohne ebenfalls geben mußte. Oder etwa auch nicht?
Amalia krauchte schon auf dem letzten Schleim so zu sagen, also opferte ich meinen verbliebenen Schluck Wasser und es konnte wieder ein Stück zügiger voran gehen.
Nach einiger Zeit erreichten wir tatsächlich einen Streifen grünen Grases, welches weiter hinten allmählich in einen lichten und noch weiter hinten in einen dichten Wald überging. Aber so angenehm das Grün anzuschauen war, es fehlte irgendetwas. Die Bäume rauschten, ein Bach plätscherte, die Blüten dufteten, das Holz knarzte bei jeder Bewegung im Wind, aber es gab keinen einzigen Tierlaut, ja nicht einmal ein Tier war zu sehen. Wirklich merkwürdig.
Wir rasteten an einem kleinen Weiler und Amalia rutschte genußvoll hinein und genehmigte sich ein Bad. Das war eine gute Idee und wir schickten uns an, es ihr gleich zu tun.
"Könnten Sie bitte aus der Sonne gehen, ich bin gerade beim Speisen!"
Erschrocken sah ich nach unten in Erwartung, eines diesmal nicht gar zu übelgelaunten Vertretes der Gattung "silberfarbener Meckerstichling". Aber im oder auf dem Wasser war nichts zu entdecken.
"Mein Herr! Wenn Sie freundlicherweise einen Schritt nach rechts treten würden, dann könnte ich mein Mahl fortsetzen."
Ich tat es und sah das Tier jetzt, jedenfalls nahm ich an, daß es dieses war. Zwischen zwei Schilfhalmen hatte eine Spinne ihr Netz aufgespannt. Aber ich sah nichts, was sie als "Mahl" bezeichnen könnte.
"Guten Tag!", sagte ich. "Dürfte ich erfahren, welches ihre Speise sein soll? Ich seh nämlich nichts."
"Weil sie hier offenbar fremd sind will ich es ihnen sagen. Die Sonne ist mein Ernährer. Da sie die ganze Zeit über scheint, ist doch jeden Tag mein Tisch reichlich gedeckt."
Sie kroch ein wenig mehr ins Sonnenlicht und nun sah ich den glänzend grünen Rücken. Könnte es sein ...?
"Bevor sie mich mit noch mehr Fragen löchern und mich beim Essen stören: Ja ich photosynthetisiere. Wie ernährt man sich denn bei Ihnen zu hause?"
"Wir nehmen feste Nahrung zu uns, kauen darauf herum, erfreuen uns an den unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen und schlucken es schließlich hinunter."
"Ist ja ekelhaft. Was sie da alles an schädlichen Stoffen zu sich nehmen. Aber zugegeben, eine stattliche Größe haben sie dadurch erreicht."
"Danke, aber ich glaube, daß hat weniger mit der festen Nahrung als mit der Nahrungs- und Lebensraumkonkurrenz in unserer Welt zu tun. Gibt es hier auch noch andere Tiere?"
"Lassen Sie mich überlegen. Hmmm ... Ja! Ab und an kommt hier ein grün gestreiftes Tier vorbei. Es unterhält sich aber nie und läuft immer nur grummelnd weiter."
"Wissen Sie vielleicht wo wir es finden können?"
"Nein! Ich komme nicht viel herum und der Grüngestreife kommt immer woanders her. Er redet wie gesagt auch nicht viel. Tut mir leid, Ihnen nicht weiter helfen zu können."
"Macht nichts. Wir haben viel Zeit und es nicht eilig. Danke noch mal für die Informationen und einen guten Appetit noch!"
"Danke, ich glaube, heute werde ich mal wieder richtig satt werden."
Damit drehte ich mich um und ging wieder in Richtung der anderen, um meine erhaltenen Informationen mit ihnen zu teilen. Wir scheinen also auf dem richtigen Weg zu sein, falls dieses Tier der Grüne Zebrabär sein sollte.

Fortsetzung von:

MMM
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Comentarios 2

  • Dieter Craasmann 26/09/2005 18:56

    Irgentwie scheint Dir die Sonne zu Kopf gestiegen zu sein. (:-{o}
    Die Spinne hat doch mehr als acht Beine, wenn ich das hier so sehe. Sie schaut wirklich ein wenig außerirdisch.
    Gruß Dieter
  • B. S. E. 26/09/2005 12:32

    Aha so gehts weiter, wenn ich nicht zu faul zum Lesen wäre (nur im Moment, ich sagte NUR im Moment)....