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Hagelschutz im Festungsgraben

Hagelschutz im Festungsgraben

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Ludwig Goiginger


Free Account, Innsbruck

Hagelschutz im Festungsgraben

Als ich letzte Woche im Trentino unterwegs war, überquerte eine bösartige Gewitterfront das Land. Nach dem zweiten Hagelschauer, beschloss ich meinen Bus vor Schaden zu bewahren und baute mir daher kurzerhand ein Schutzdach auf. Im Werksgraben der altehrwürdigen Festung Lusern überstand ich alle Niederschläge schadlos. Es war schon ein recht mulmiges Gefühl, wenn ein Donner den Nächsten jagte und das Krachen und Rumsen kein Ende nehmen wollte.
Genau 93 Jahre zuvor, lag die Festung unter schwerem Feuer der italienischen Artillerie. Geschosse bis 30.5 cm trafen die Festung und brachten Tod und Verwüstung. Das Werk Lusern wurde insgesamt von 13.800 Granaten der Kaliber 21 cm, 28 cm und 30,5 cm getroffen. (Die Einschläge der Kaliber 149 mm sind nicht mitgezählt worden, da sie dem Werk ohnehin nichts anhaben konnten.)


Wer mehr darüber wissen möchte - Auszug der Inernetseite: http://www.moesslang.net/lusern-dokumentationszentrum.htm

DIE SCHLACHT
Da das Werk Lusern eine Stellung hatte, die der Verteidigung der empfindlichsten Linie der Hochebenen diente, erlebte es eine der dramatischsten Situationen der Frontgeschichte. Wenngleich es konzipiert war, um extremen Bombardierungen Stand zu halten, kam die Befestigungsanlage von Cima Campo unter dem schweren Bombenbeschuss durch die Werke Verena ("Bosco dei Larasi") und Campolongo, Porta Manazzo, Campomolon, Forst Civello und Forst Posellaro in große Bedrängnis.
Wie aus den Akten des Kriegsgerichts von Trient hervorgeht, wurde das Werk Lusern am 25. Mai 1915 von der italienischen Artillerie beschossen, die bis zum 28. Mai ihr Feuer ununterbrochen fortsetzte und das Werk mit nicht weniger als 5000 Geschossen, insbesondere mit 28 cm-Stücken traf. Die Panzertürme des Werks wurden abgeschossen, der Zentralpanzer barst (Dicke ca. 500 mm). Unter dem 28. Mai steht zu lesen, dass die Soldaten im Werk seit drei Tagen nicht geschlafen hatten und dass seit drei Tagen keine Nachrichten von außen eingelangt waren, da sogar die zwei Meter tief in den Felsen gelegten Telefonleitungen von italienischen Geschossen zerrissen worden waren.


Ist schon ziemlich erschütternd, was sich die Menschen gegenseitig angetan haben. Wir haben das besondere Glück, dass wir im Frieden leben dürfen. Seit ich mich mit dieser Thematik befasse, bin ich auch ein zufriedenerer Mensch geworden.

Am nächsten Tag lachte dann wieder die Sonne vom Himmel und alles was nass wurde, trocknete wieder auf. Auf dem Foto sieht man meine klatschnasse (blöderweise einzige lange) Hose, die schon am Stahlseil baumelt. Die Überdachung ist genau dort, wo früher einer der Panzertürme stand. Auf der kleinen (etwas unscharfen) Skizze, schwarzer Punkt - rechts oben.

Comentarios 6

  • Reimund List 13/11/2008 17:49

    Ist schon sehr interessant, was du über die Kämpfe des 1.WKs in dieser Gegend schreibst. Viel wissen die Meisten, und auch ich nicht mehr darüber.
    vg R.
  • B. Barbara Elerick 09/06/2008 4:48

    Die bedrohliche Situation hast du einfallsreich bewaeltigt. Auch die Geschichte dazu ist hochinteressant!
    VlG,
    Barbara
  • Helli H. 08/06/2008 21:28

    Die Sette Comuni und speziell Luserna kenne ich .. bin das alles mal mit dem MTB abgestrampelt (ueber Kaiserjaegerweg und Ft. Verle). Ist historisch hochinteressant und auch landschaftlich sehr schoen. Leider habe ich es die letzten Jahre nicht mehr geschafft, diese Gegend noch einmal zu besuchen ...

    VG - Helli
  • Dagmar Senff 08/06/2008 11:28

    Einfach bemerkenswert, wie einfallsreich der Mensch in Notsituationen wird. Der Beweis dafür, dass es immer ein "Danach" gibt, mit einer neuen Erfahrung. Daraus dann den positiven Effekt auch noch im Bild so klasse festzuhalten, ist LebensKUNST. Getopt hast Du das Ganze mit der unvergleichlich einfühlsamen Erzählung der Historie des Ereignisortes. Meine Hochachtung - eine Perspektive mit den Augen der Seele. LG Dagmar
  • Tanjung-Pinang 08/06/2008 10:36

    Wahnsinn - Dein Abenteuer und die tolle Geschichte dazu.
    Einmalig.
    lg monika
  • Bunkerworld 08/06/2008 10:34

    klasse mit der Geschichte dazu gefällt mir