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Heiz- und Rauchrohre

Heiz- und Rauchrohre

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Heiz- und Rauchrohre

Danke für Eure Ermunterung etwas zu schreiben, auch wenn 's nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Bild steht.

Wir schauen hier ins innere der Rauchkammer, wo die Überhitzerrohte ausgebaut sind und man einen guten Blick auf die Heizrohre (die kleineren) hat.

Erst zwei Jahre im Betriebsdienst und schon war ein Heizrohr defekt. Nicht einfach nur so, sondern drei richtige schöne durch Lochfraß entstandene Löcher waren vorhanden. Das alte Rohr war recht schnell ausgebaut, und genauso schnell sollte das neue Rohr eingebaut werden. Doch es kommt ganz anders.

Mit Sack und Pack erscheint eine auf Kesselarbeiten spezialisierte Schlosserkolonne aus Klostermansfeld. Und da es gerade Frühstückszeit ist, bekommen die Jungs einen frisch gebrühten Kaffee. Das mitgebrachte Ersatzrohr wird mit dem alten verglichen. Der Durchmesser und die Dicke stimmen überein, einzig die Länge ist um 10 cm überdimensioniert worden, aber das ist ja nicht schlimm, man kann ein Rohr kürzen. Das Rohr wird in einen Bock gespannt und die abzulängende Stelle markiert.

Man glaube jetzt nur nicht, dass mit purer Muskelkraft und einer Eisensäge das Rohr gekürzt werden sollte. Nein, der Mensch ist intelligent, besonders wenn man Kraft sparen will. Ein Winkelschleifer mit Trennscheibe soll das Geschäft übernehmen. Der Schlosser setzt an und nichts tut sich. Man kontrolliert Kabel, Stecker, Steckdose und die Sicherung. Sogar dem Fi-Schutz misstraut man. Aber alles scheint in Ordnung. Den Beweis soll eine Bohrmaschine bringen, sie läuft kurz an und bleibt dann unvermittelt stehen. Die Fragezeichen in den Gesichtern werden immer größer.

Ein Winkelschleifer aus dem eigenen Fundus wird gebracht, und siehe da er läuft. Die Aktion „Wir längen ein Rohr“ kann beginnen. Sauber wird die gekürzte Stelle noch entgratet. Fertig ist das Rohr zum Einbau. Von der Rauchkammer wird das Rohr in den Kessel geschoben. Es gleitet auf den anderen Rohren in Richtung Feuerbüchse. Hier sitzt ein kleiner Schlosser und versucht das andere Ende des Rohres zu erwischen.

Das ist aber leichter gesagt als getan. Er hat nur eine 4 cm große Öffnung, durch die muss er gleichzeitig leuchten, schauen und mit einer Eisenstange das Rohrende erwischen. Nach einer geraumen Weile gelingt es ihm. Langsam, ganz langsam hebt er das Rohr hoch. Da geschieht das Unglück. In der Rauchkammer wurde von seinem Kollegen ein Besenstiel genommen, weil er das kurze Rohrstück nicht mehr mit den Händen führen konnte. Dieser Besenstiel ist gerade abgebrochen und das Rohr deshalb von der Eisenstange gerutscht. In der Rauchkammer schauen nur noch drei Zentimeter heraus. Das Rohr lässt sich nicht mehr bewegen. Es lässt sich nicht vorschieben noch zurückziehen. Und von der Feuerbüchse kommt man nicht an das Rohr ran. Guter Rat ist teuer.

Aber die Jungs wären keine Schlosser, wenn man sich nicht zuhelfen wüsste. Doch gerade jetzt ruft der Chef an. Er fragt nach dem Stand der Dinge. Nicht gerade begeistert registriert er das Ableben der beiden Elektrogeräte.

Jetzt kann es weiter gehen. Eine Knippstange wird geholt und in das Rohr geführt. Es könnte funktionieren, wenn die Stange fest mit dem Rohr verbunden wäre. Ein Geistesblitz erleuchtet die Szene. Das Rohrende und die Knippstange müssen verschweißt werden, dann hat man eine starre Verbindung. Mit der kann das Rohr sicher geführt werden. Gedacht, getan. Der Scheißtrafo wird aus dem Wagen geholt, die Kabel entwirrt und bereit gelegt, die Elektrode wird eingespannt und der Trafo eingeschaltet. Es knallt nur dreimal kurz und heftig. Aus dem Trafo dringt weißer Rauch.

Zwar wurde keine neuer Papst gewählt, aber auch diese Botschaft ist eindeutig, das dritte Elektrogerät hat an diesem Tag sich auf den Weg in die ewigen Jagdgründe begeben. Der Chef hatte noch etwas vergessen und ruft erneut an. Aus Gründen des Jugendschutzes geben wir seine Worte an dieser Stelle nicht wieder, als ihm das jüngste Ereignis berichtet wird. Wieder einmal wird mit eigenem Gerät geholfen und das Einbauen klappt schließlich und endlich.

Ganze Degeneration von Wissenschaftlern haben sich mit dem Phänomen des Hinsterbens der Elektrogeräte befasst. Eindeutig ist die Frage nie geklärt worden. Trotzdem soll die wahrscheinlichste Theorie vorgestellt werden:

Die Atomphysiker wissen schon seit Max Planck, dass es keine zwei Elektronen eines Atoms gibt, die in allen ihren Quantenzahlen übereinstimmen. Daraus folgt, dass es Elektronen gibt, die sich entweder durch ihren Energieorbit oder durch ihren Spin unterscheiden. Für Nichtkernphysiker bedeutet das: Alle Elektronen eines Atomes haben unterschiedlicher Energie. Sollten sie aber doch gleiche Energie haben, drehen sie sich anders. Bedingt durch die unterschiedlichen gesellschaftlichen Systeme beider deutschen Staaten, ist dieses Naturgesetz pervertiert worden. Im Osten Deutschlands mussten sich alle Elektronen linksherum drehen, im Westen wurde eine Rechtsdrehung erwartet. Naturgemäß waren die Elektrogeräte aus Mansfeld eben den linksdrehenden Elektronenstrom gewöhnt. Aus den Leitungen kam aber wider Erwarten rechtsdrehender Elektronenstrom. Somit mussten die Geräte defekt werden. Im Rahmen einer Harmonisierung der Ländergesetze durch EU-Gesetze wird damit gerechnet, dass auch die Naturgesetze vereinheitlicht werden.

Comentarios 7

  • Krimhilde. W. 08/08/2014 10:38

    Herrlich, es macht unheimlich viel Spaß, deine Geschichte zu lesen. Es ist so anschaulich erzählt, dass ich mir alles genau vorstellen kann. Bisher kannte ich nur rechts- oder linksdrehendes Wasser :-)).
    Aber warum heißt es: Wir längen ein Rohr? Es sollte doch gekürzt werden?
    Ach so, dein Foto gefällt mir auch!
    Ich wünsche dir ein angenehmes Wochenende
    liebe Grüße Krimhilde
  • summertime1 03/08/2014 11:32

    So unwahrscheinlich es klingt, es hat sich so abgespielt. Ist einer von euch Elektronikbastler? Nun ich war es in den späten 70ern. Da gab es mal einen richtigen Boom zum Selbstbau von Verstärkern und anderen Sachen. Ich hatte da eine Monats-Zeitschrift aboniert, in der immer interessante Schaltungen beschrieben waren. Aber eine war darunter, die funktionierte ganz merkwürdig. Es sollte eigentlich ein Leistungsnetzteil sein. Aber jedesmal wenn ich diese Schaltung neu bestückt hatte, fing sie an zu schwingen, schaukelte die Spannung hoch und sprengte den dicken Elko. Man hätte sie als Böllerersatz für Silvester einsetzen können. Genau das gleiche geschah auch mit dem Schweisstrafo (richtig geschrieben?) Alle drei Glättungselkos (für jede Phase einer) sind nacheineander detoniert. Dicke weiße Wolken drangen anschließend aus dem Kasten. Nach dem Öffnen desselben fehlten in der Elektronik doe Elkos. Nur noch die Papierfetzen hingen mit dem Elektrolyt getränkt im Gehäuse herum. Es ist ein Rätsel, weshalb alle drei Elektrogeräte nicht funktionierten. Neben der oben geschilderten Theorie hat sich noch eine weitere Theorie herauskristallisiert:

    Man geht davon aus, dass sich ein elektrisches Potential durch die Schlosser gebildet hat, welches zur Zerstörung der Geräte durch Berühren geführt hatte. Es ist ja eingangs erwähnt worden, dass die Schlosser aus Klostermansfeld (einer Gegend mit Kupferbergbau) stammten. Ihr Körper war somit durch und durch von Kupfer verseucht. In unserer Gegend wird Kohle gefördert und der eingeatmete Kohlenstaub gelangt in die Lunge. Somit bildete sich im Körper der Schlosser etwas ähnliches wie eine Batterie. Langläufig bekannt ist ja die Zink-Kohle-Batterie. Hier war es eben die mit dem Kupferkopf, von der wissen wir ja aus der Werbung, dass sie besonders viel Energie hat. Das Häschen trommelt jedenfalls länger mit dieser Batterie als mit allen anderen. Nun ist eine solche Batterie aber ohne Funktion, wenn der Elektrolyt fehlt. Aber ahnungslos ist dieser eben in Form von Kaffee den Leuten eingeflößt worden. Wasser hat OH-minus- und H-plus-Ionen, die können den elektrischen Strom leiten. Normalerweise halten sich diese Ionen im Gleichgewicht, so dass die gleiche Menge Strom immer hin- und zurückfließen würde. Aber durch das Alkaloid Koffein werden die H-plus-Inonen abgefangen, und es fließ dann eben ein echter Minus-Strom. Es wäre richtiger gewesen, den Leuten einen Schnaps anzubieten, da Alkohol keine Ionen enthält.

    Zusatz für @Wolf F. Danke für die guten Wünsche, Zwischen dem Foto und der Geschichte liegen rund drei Jahre, die Lok fährt mittlerweile auch schon wieder im 5 Betriebsjahr. Das ganze liegt also gute 9 Jahre zurück, trotzdem habe ich das Gefühl, als wäre alles erst gestern geschehen.
  • Wolf F. 03/08/2014 0:40

    Sehr schön erzählt - ich grinse immer noch .... viel Erfolg bei der Reparatur.

    Gruß
    Wolfgang
  • makna 02/08/2014 20:48

    Eine Episode zum Schmunzeln für alle, die nicht dabei waren, sondern nur Deine herrliche Schilderung verfolgen !!! Und die Erklärung zum Schluß ist physikalisch ganz hervorragend
    konstruiert ... ;-)))
    BG Manfred
  • Dieter Jüngling 02/08/2014 19:22

    Eine Hammergeschichte zu einem, doch recht bekannten Anblick.
    Nun weiß ich auch, warum du
    "Scheißtrafo" geschrieben hast.
    Lass den Tippfehler ruhig stehen. Er passt zu dieser Episode.
    Gruß D. J.

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