Heringsangeln an der Trave 01
Alljährlich ein Großereignis im Frühling für die Lübecker und ihre neugierigen, kamerabestückten Freunde. Dieses Jahr war ich leider etwas früh für Anglerfotos dran – im Nachhinein hatte dies aber den Vorteil, so etwas mehr von der Ruhe und Gelassenheit der Lübecker an der Untertrave zeigen zu gönnen. Bei einigen Tausend Petrijüngern Tage später geht das nicht mehr so gut ; + )
Damit auch Nichtnorddeutsche halbwegs verstehen können, worum es geht, untenstehend ein Artikel vom 18.04.12:
„Heringe bevölkern die Trave
vom 18. April 2012
Saison in Lübeck hat begonnen / Hobby-Angler reihen sich meterweit am Hafen und Kanal / Temperaturen sind aber noch zu niedrig
Angebissen. Routiniert zieht Heinrich Leo seine Angel aus dem Wasser. Mehr als 50 Jahre Erfahrung hat er auf dem Buckel. Der nächste Hering zappelt am Haken. Es läuft gut für den 73-Jährigen an diesem Morgen. Alle paar Minuten zieht er einen Fisch aus dem Wasser. Bereits vor Sonnenaufgang postierte sich der Lübecker an der Untertrave. "60 Stück hab ich heute schon gefangen", sagt er. Das tröstet über die niedrige Temperatur hinweg. Sein grüner Overall wehrt die Kälte aber sowieso ab. Nicht nur Heinrich Leo ist dieser Tage an der Untertrave anzutreffen: Die Herings-Saison ist angelaufen. Angler bestimmen das Hafenbild. Auch am Kanal reihen sich Hobby-Fischer meterweit aneinander.
In der Regel kommen die so genannten Frühjahrs- und Küstenheringe ab Ende März zum Laichen in die Flussmündungen. Schwarmweise bevölkern sie dann Trave und den Kanal: paradiesische Zustände für die Angler. Die Saison endet im Mai - wenn das Wasser zwölf Grad und wärmer wird. "Dann ist der Hering wieder weg", sagt Rolf Vorbeck, Vorsitzender des Lübecker Kreisverbandes der Sportfischer. Zehn Grad sei die Idealtemperatur zum Laichen, so Vorbeck weiter. Das wird aber wohl noch etwas dauern. Im Moment seien es wohl nur sieben Grad, schätzt Eckart Fitsch. Der 58-Jährige ist zum zweiten Mal in dieser Herings-Saison an der Untertrave. Und trotz der niedrigen Temperaturen ist auch er mit seinem Fang soweit zufrieden. "Pro Stunde können es 30 bis 40 Stück sein", sagt Eckart Fitsch. Die Heringe springen auf die Fischhaut-Köder an den Haken gut an. Bei Reinhard Rogge läuft es ebenfalls rund. Auf jeden Fall besser als am Tag zuvor. "Gestern war es wenig", sagt er.
Der Lübecker wohnt in Blicknähe des Hafens. Von seinem Fenster aus kann er die Lage gut überblicken und spontan seine Angel-Ausrüstung hervorholen. "Auf die Heringszeit freue ich mich immer", sagt der 58-Jährige. Und die Hauptzeit komme ja erst noch. Dann sei das Wasser voll von Heringen, so der Lübecker. Dann, wenn es wärmer wird. Reinhard Rogge gehört seit Jahren zum "Stammpersonal". "Wir haben hier schon im Schneegestöber gestanden", erinnert er sich an vergangene Jahre. Die Gemeinschaft stimmt, meint er. Man kenne sich untereinander und helfe gerne aus, ob mit Ködern oder sonstigen Utensilien. Das Publikum sei gemischt, vom Zahnarzt zum Erzieher sei alles dabei: "Hier trifft man alle Gesellschaftsschichten", so Rogge.
Am Wochenende ist noch mehr los als in der Woche - logisch. Dann kommen Angler aus Hamburg, Pinneberg und auch von weiter her zum Herings-Angeln nach Lübeck. "Wir hatten hier sogar schon Paderborner", sagt Rogge. Heinrich Leo ist dann, wenn die Auswärtigen kommen, nur selten beim Angeln anzutreffen. Sonnabends und sonntags macht er Pause. "Damit die anderen Platz haben", sagt er.
Udo Ziegler reist in der Herings-Saison regelmäßig mit seinem Schwager aus der Nähe von Mölln in die Hansestadt. Dem 61-Jährigen gefällt es, Jahr für Jahr bekannte Gesichter wieder zu sehen. "Es macht einfach Spaß, hier zu sein. Und man hat frischen Fisch. Was Besseres gibt es doch gar nicht", sagt er. Wie seine "Kollegen", fischt er die Heringe für den eigenen Verzehr. Die Zubereitung zuhause variiert: Mal eingelegt, mal gebraten. Hauptsache, es ist lecker. Reinhard Rogge lässt sich seinen Fang natürlich auch selbst schmecken. Für Freunde fischt er aber auch gerne ein paar Exemplare aus der Trave. Wichtiger Hinweis: Die frische Ware darf nicht gleich verzehrt werden. "Die Enzyme müssen sich noch umwandeln", verrät Rogge. Mindestens einen Tag müssten Heringe kühl gelagert werden. Wenn bald noch mehr Schwärme nach Lübeck kommen, werden sich die Kühlschränke in einigen Haushalten also wohl ordentlich füllen - nicht nur in der Hansestadt.
Autor: Hendrik Mulert“
http://www.shz.de/schleswig-holstein/region-stormarn/heringe-bevoelkern-die-trave-id152361.html
Lübeck, 11.04.15.
Nikon D300, Nikkor AF S 4/16-35 VR.
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