Hier einer der echten Prints
Ausstellung "(K)nackig" läuft, Virusgrippe des PC ist auskuriert und weiter im Takt ... Hier also eine der echten Cyanos, von denen ich natürlich nur die Besten ausstelle (diese ist eine von denen, die die Auswahl nicht überlebt haben und wohl in einem Tonungsbad landen). Hoffe immer noch, dass das Bild trotz der virtuellen Mädels nicht mit den Forumsregeln kollidiert, aber um den aktuellen Stand der Simulation zu demonstrieren habe ich leider derzeit nichts anderes - Kalibrationsstreifen sind doch eher fade. Wie im Vergleich zu sehen ist, klappt´s wirklich gut, das Blau, das ja lebhafter ist als in der Simulation, ergibt sich aus einer etwas modifizierten Entwicklung, nur die Papiertextur kommt auf dem Foto in dunklen Bereichen etwas zu stark und in hellen Bereichen zu wenig zur Geltung.
LG
Kai
Kai Hamann 10/07/2004 23:16
Hallo Stephan und Robert,ich freue mich, dass gerade Euch das Bild gut gefällt - einem der wenigen ernsthaft mit den "historischen" Techniken arbeitenden "Jüngeren" und einem der letzten bedeutenden Porträtisten alter Schule in Deutschland (ich habe so viel von Dir gelernt Robert und bin immer wieder dankbar dafür).
Ich habe hier wieder einmal Bergger COT-320 verwendet; einer Quelle nach handelt es sich um ein nachträglich oberflächengeleimtes Arches Platine, wodurch ich bei meiner Arbeitsweise vor allem durch das geringere Risiko von Abplatzungen durch Papierschliff profitiere, aber auch der Bildeindruck ist homogener.
Und die Hände... Habe lange überlegt und dann beschlossen, dass sie mir gerade in dieser Präsenz und mit den unwirklichen Schatten gefallen (mag viele Arbeiten der Mitglieder der "Gruppe Zebra"), sonst wäre ich auf eine andere Rendering-Engine gegangen. Bestimmt mache ich mal Bilder nur mit solchen Händen. Ihr könnt Euch die Möglichkeiten vorstellen.
Auf dem Original sehen übrigens gerade die Hände der Simulation ähnlicher, als es auf dem Foto scheint. Feinheiten, wie die Papierstruktur, werden auf einem Digitalfoto in dieser Größe trotz Bildverkleinerung ohne (!) Interpolation leider nicht abgebildet. Obwohl ich eine Leica Digilux 2 verwendet habe, die viele erstaunlich gute Eigenschaften hat; ich hoffe ich darf das sagen, ohne als befangen zu gelten, obwohl ich - auch - für die Leica Fotografie International schreibe.
Stephan, Du weißt natürlich, wie schwierig es ist, eine Cyanotypie zu scannen oder digital zu fotografieren. Das liegt wohl vor allem an der starken Metamerismie, die ich an dieser Technik so schätze, anders als bei vielen Tintenstrahldrucken, wenn der Effekt in bestimmten Tonwertbereichen verstärkt auftritt. Ein Cyano-Print sieht bei unterschiedlichen Beleuchtungsbedingungen deutlich anders aus und besonders Splittones wirken bei natürlichem, sehr warmem Licht (Kerze, Öllampe), lebendiger, als bei Kunst- oder Tageslicht. "Normale" Laborprints tun das ja nicht. Ein befreundeter Platindrucker, mit 25+ Jahren im Labor einer der Erfahrensten, sagte, er hat eine Landschaft im Regen fotografiert und unter bestimmten Lichtbedingungen glaubt man auf den Platinprints den Regen fallen zu sehen. Der Effekt muss ähnlich sein, wie bei Cyanotypien, und ich plane, eine Ausstellung zu machen, bei der tageslichtähnliches Kunst- und warmes Kerzenlicht im Wechsel die Hauptlichtquelle sind :-)
Und noch was, Stephan: falls ich eine getonte Variante einstelle, wird Dir möglicherweise eine andere Randstruktur auffallen. In der Ausstellung zeige ich 8 von etwa 80 angefertigten Prints. Du weisst, was das für einen Aufwand bedeutet, und ich freue mich jetzt schon auf die Rückläufer, die ich trotz eines viel zu niedrigen Preises wohl haben werde. Niemand auf der Vernissage kannte die Technik oder wusste, was er da eigentlich sieht. Motto: "Ja irgendwie musst Du die Bilder dann doch auf das Fotopapier bekommen." Zusätzlich die Schwierigkeit sich vorzustellen, dass da nichts Natürliches zu sehen ist ("Der Körper ist ja eindeutig echt, aber den Kopf hast Du dann wohl in Photoshop raufmontiert"). Bei mir gilt: alles, was nicht nach höchstens minimaler Retusche optimal ist, hat in einer Galerie nichts zu suchen, obwohl es getont möglicherweise die Erleuchtung ist. Die nicht gehängten Bilder müssen im Stapel darauf warten, was ihr Schicksal ist. Deswegen mache ich zu solchen Gelegenheiten lieber einige der beliebten Open-End-Sessions und wähle die besten "blauen" Bilder aus, als zu versuchen nur perfekte Abzüge zu machen. So habe ich immer genug Opfer für die abendfüllenden Tonungsorgien, die ich so mag. Und die Prints, die sich nicht auf ein sehr gutes Niveau hieven lassen: Rundordner!
Ob der am Ende erschreckenden Umfangs dieses Beitrags ahnt Ihr, dass ich noch Einiges vorhabe. Und Robert riecht, dass ich mich erfolgreich vor dem Schreiben eines sehr langen Artikels gedrückt habe, der anstrengend ist, weil im Kopf schon fertig, aber noch nicht im Computer. Richtig, aber zumindest habe ich mir heute einen langen Spaziergang zum Nachdenken gegönnt und der Artikel hat ja auch viel mit diesem Bild zu tun ;-)
Ach ja: http://FB42.S6.domainkunden.de/kunden/hamann/Knackig/index.htm
Liebe Grüsse
Kai
Robert Reis 10/07/2004 21:27
Lieber Kai!Keine falsche Bescheidenheit. Fantastische Tiefe, sehr schöner Tonwertreichtum und bestimmt sehr angenehme
Haptik, was willst Du mehr?
Großartige Leistung in jeder Hinsicht.
Ich bin begeistert und halte Dich für einen der besten "CYANO-MEISTER" die wir auf diesem Planeten haben.
Mach weiter so !
Freundliche Grüße
Robert
Stephan Krines 10/07/2004 20:20
Hallo Kai,stimme Deiner Interpretation zu und freue mich schon auf die getonte Variante. In den dunklen Partien zeigt das Papier seine "Stärke".
Andererseits "springen" einen die Hände fast an, man könnte auch sagen, sie wirken viel plastischer und erinnern mich eher an ein Gemälde (zumindest bei mir am Monitor). Was für Papier hast Du eigentlich benutzt?
Liebe Grüße
Stephan