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homwico


Premium (Complete), Coburg

Hungrig

Hier eine Detailaufnahme eines Wasserspeiers an der dem Torre del Mangia zugewandten Ecke des Palazzo Pubblico ( Palazzo Comunale = Rathaus). Sie zeigt die mythenumwobene Kapitolinische Wölfin mit Romulus und Remus.

Wer kennt die Kapitolinische ­Wölfin nicht? Allgegenwärtig ist das Muttertier beim Säugen von Romulus und Remus im Stadtbild von Rom: an den Lieferwagen des Frischmilchvertriebs von Lazio, als Emblem an den Eimern der städtischen Müllabfuhr und an den Schals und Tattoos der Tifosi von SR Roma. Wer der Lupa dann im Original begegnet, jenem schmächtigen Bronzetier von nur 75 Zentimetern Höhe, muss einen Anflug von Enttäuschung unterdrücken. Sind die Kapitolinischen Museen nicht gerade brechend voll von Touristen, entschädigt aber ein angenehmer Schauer beim Gedanken, man stehe hier neben der bildgewordenen Rom-Gründung auf dem Hügel, wo sich einst das religiöse Machtzentrum der Ewigen Stadt befand. Doch das ist zu schön, um wahr zu sein.
Das Sinnbild der Romanità hat einen Riss bekommen. Noch vor wenigen Jahren galt die Kapitolinische Wölfin unbestritten als etruskisches Werk. Zweifel tauchten auf, als die Lupa für das Jubeljahr 2000 im neuen Glanz erstrahlen sollte. Die Restauratoren entdeckten, dass die Bronze nicht antik sein kann, weil es sich um ein Wachsschmelzverfahren in einem Guss handelt, eine Technik, die erst im christlichen Mittelalter aufkommt. Aus einem Guss sind auch die Kirchenglocken, deren voller, runder Klang eine nahtlose Metallform benötigt.
Aber wer ist dann diese Wölfin, die uns so unverwandt und zähnebleckend entgegenblickt? Es könnte sich um das Wappentier der Grafen von Tusculum handeln, die im Hochmittelalter zu Roms führenden Patriziern gehörten. Acht Päpste stellte die Familie, die es darüber hinaus verstand, die Kurie über Mätressenwirtschaft gefügig zu halten. Dieser Typ von Nobilität war der geborene Feind republikanisch gesinnter Bürger. 1191 griffen römische Bürgermilizen die Stadt Tusculum an und zerstörten sie zusammen mit der Burg der Grafen. Die Kapitolinische Wölfin, in der wir das ehrwürdige Symbol von Senat und Republik von Rom verehren, könnte also eine Kriegstrophäe von Bürgern sein, die einen Adelssitz geplündert hatten. Dieser Sachverhalt geriet in Vergessenheit, als die Bronze vor dem Papstpalast zu stehen kam. Hier herrschte ein buntes Treiben. Neben Schenken und Herbergen gab es Bordelle für die wogenden Pilgerströme. Der Spitzname einer berühmten Kurtisane – „Luparella“ – beweist, dass sich in der frühen Neuzeit der Name der Wölfin nicht ausschließlich mit staatstragenden Ideen verband.
Dass die Zwillinge unter den Zitzen der Lupa aus der Renaissance stammen, hatte man schon länger gewusst. Sie entstanden im Auftrag von Papst Sixtus IV, der die Bronze im Jahr 1471 auf das Kapitol versetzen ließ. Damit bekräftigte der Pontifex, dass er nicht nur der Oberhirte über die Christen auf dem Erdkreis, sondern auch der weltliche Herrscher Roms sei.
Und was geschah mit jener Bronzewölfin, von der Titus Livius, Cicero und Dionysios von Halikarnass berichten? In der Tat hatte eine solche einmal in Rom gestanden, zuletzt wohl im Lupercal, jener künstlichen Grotte, die Kaiser Augustus ihr zur Weihe bauen ließ. Das Bildwerk begleitete als Palladium und Kriegstrophäe den Niedergang des Weltreichs. Zuletzt wurde die Lupa Romana in Byzanz gesehen. Nach der Plünderung Konstantinopels während des Vierten Kreuzzugs steckten die Venezianer die Bronze 1204 in den Schmelzofen, um daraus Kupfermünzen zu schlagen.
Quelle: https://www.cicero.de/kultur/sagenhafte-stadtgruendung-der-mythos-um-roms-kapitolinische-woelfin/51461

Comentarios 21

  • hannesart 22/03/2018 22:54

    klasse szene lg hannes
  • Dorothee 9 22/03/2018 18:24

    Das Alter sieht man ihm an.... Aber aufmerksam bis zum Ende!
  • Lukasje 22/03/2018 0:24

    Sehr gut gesehen und eine schöne Bildsprache! Das erteilten Info ist aber auch sehr lesenswert!!

    FG,
    Lukasje
  • Horizont 21/03/2018 22:43

    Eine schöne Entdeckung von Dir mit interessanten Informationen dazu.
    Danke. LG Helga
  • dor.maX 21/03/2018 19:58

    Ausgezeichnet, wie du den Wasserspeier hier an der Ecke der Backsteinfassade präsentierst - super Licht und guter Schnitt.
    LG Doris
  • enner aus de palz 21/03/2018 18:51

    Die Wölfin sieht renovierungsbedürftig aus, wenn der jetzt heulen würde, ich glaube dann würde er zerbrechen...;-))
    Gelungene Detailaufnahme.
    LG Rainer
  • Hans-Peter Möller 21/03/2018 17:07

    In der Tat, er hat nicht viel auf den Rippen ;-)
    Grüße aus Berlin
  • Tomme55 21/03/2018 10:45

    Klasse Detailfoto! Der Blick nach oben lohnt sich immer wieder. Schön, dass es solche Details an den alten historischen Gebäuden noch gibt.
    LG Hans-Jürgen
  • Hubertus Mahnkopf 21/03/2018 6:55

    Sehr schönes Detailfoto,ist wohl schon ein wenig in die Jahre gekommen.
    LG foto-hc
  • Sylvangeli 21/03/2018 4:34

    Feines Detail in bestem Licht. Danke für die ausführliche Beschreibung. Wieder was gelernt.LG Sylvia
  • Inge Striedinger 20/03/2018 22:15

    Danke für die interessante Beschreibung zu diesem interessanten Foto, davon hatte ich keine Ahnung. Ein genüsslicher Geschichteunterricht
    LG Inge
  • W.H. Baumann 20/03/2018 21:56

    Den müßte man mal im fahlen Mondlicht fotografieren ;-). Ein starkes Fotodetail.
    VG Werner
  • LeBreton 20/03/2018 21:51

    Gute Detailaufnahme. VG Klaus
  • Stropp 20/03/2018 21:28

    Sonne und Schatten in perfekter Harmonie ... ganz lebendige tolle Aufnahme.
    LG Ana
  • Paulibär14 20/03/2018 21:02

    Sehr schön hast Du diesen Wasserspeier auf den Chip gebannt.
    LG Georg