Ich war gefangen!

Ich war gefangen!

Ich bin es, der Oscar, und ich muss euch mal was ermaunzen. Die Mama- und der Papadosie haben sich heute wieder über früher unterhalten, als sie noch Kinder waren. Das gehört wohl zu der Weihnachtszeit mit dazu. Der Papadosie hat dann erwähnt, dass er als kleines Kind mal geschnüffelt hat, was er zu Weihnachten bekommt, und sein Geschenk auch fand. Die Mutter hatte ihn dabei erwischt und er wurde zur Strafe eine halbe Stunde lang in die dunkle Besenkammer gesperrt. Da war er 7, aber er weiß das noch als wäre es erst gestern passiert, weil er da drinnen im Dunklen ganz große Angst hatte. Die Mamadosie hat darauf gesagt, dass man mit solchen Sachen die Kinder fürs ganze Leben schädigen kann, und dass das von seiner Mutter nicht richtig war. Ich habe den Papadosie gefragt, ob wir hier im Haus auch eine Besenkammer haben. Haben wir, der Papadosie hat sie mir gezeigt. Aber die kannte ich schon. Da stehen ein großes Regal und allerlei Gerümpel drin, und noch der olle Staubsauger. Ich bin trotzdem mal hereingegangen. Der Papadosie hat die Tür dann ganz weit aufgelassen, weil ich mit meinem Erkundungsgang noch nicht fertig war und er nicht so lange auf mich warten wollte. Vorhin ist die Mamadosie auf den Boden gegangen. Sie wollte etwas holen. Als sie gesehen hat, dass die Tür zur Besenkammer sperrangelweit aufstand, hat sie diese zugemacht. Ich war gefangen und habe gerade noch gehört, wie auch die Tür zum Flur ins Schloss fiel. Oje, jetzt saß ich fest. Ganz allein, in der kalten, dunklen Kammer. Hier hörte man mich auch nicht maunzen. Ich wurde auch gar nicht vermisst, geschweige denn noch gesucht. Nun hat die Mamadosie rausgeguckt, weil es ja schon dunkel ist und ich jetzt immer abends drinnen bleiben soll. Sie hat mich ganz laut gerufen, aber ich war ja immer noch in der Besenkammer gefangen. Die Mamadosie hat jetzt den Papadosie gefragt, ob er mich gesehen hat. Darauf sagte der Papadosie: „Ich habe ihm vorhin die Tür zur Besenkammer aufgemacht, weil er da unbedingt mal hereinschauen wollte. Aber ich habe die Tür weit aufgelassen, er müsste eigentlich schon lange wieder raus sein“. Die Mamadosie ist jetzt gucken gekommen, sie hatte ein ungutes Bauchgefühl. Jetzt hat sie mich gefunden und mich befreit. Was meint ihr wie die mit mir geschimpft hat. „Was ich da drinnen mache, und dass da kleine Katerjungens überhaupt nichts drin zu suchen hätten, und dass sie sich jetzt ganz große Sorgen um mich gemacht hat, und wenn sie mich nun nicht gefunden hätte, dann wäre ich erfroren, verhungert und verdurstet, …. usw. „ Aber dann hat sie mich gleich ganz dolle gestreichelt und abgekuschelt und mir warme Katzenmilch gegeben. Ich war ja völlig unterkühlt. Eins steht fest. In die blöde Besenkammer gehe ich nie wieder. Nicht mal mehr gucken. Sonst werde ich noch für mein weiteres Leben beschädigt.
Euer Oscar