Im Trabiparadies: Rotes Kreuz – Trabi
Am 03.10.15 führte mich der Weg nach einem kurzen Blick auf die Thüringer Landkarte recht schnurstracks nach Weberstedt. Auf der Karte war nämlich eine Sehenswürdigkeit vermerkt: Das „Trabiparadies“. Zwar befürchtete ich einen ziemlichen Besucherandrang zum Feiertag, war aber guten Mutes, mich davon nicht weiter beeindrucken zu lassen. Genau zur Öffnungszeit stand ich vor dem Eingang und fünf Minuten später inmitten vieler Trabis. Einer schöner als der andere oder auch: Einer verrückter als der andere. Einfach herrlich, ein Trabi-Fotografen-Paradies. Erst schaute ich mir einen Film über die Trabi-Produktion an und dann bestaunte ich jeden einzelnen der ausgestellten Unikate. So gut es ging, habe ich natürlich so viele wie möglich fotografiert – Ehrensache. Nach zwei Stunden wunderte ich mich erstmals, dass ich immer noch alleine mit den Trabis war, was mich aber nicht wirklich störte. Nach vier Stunden kam ein Mitarbeiter in die Ausstellungshalle und meinte grinsend: „Sie sind ja immer noch da“. Worauf ich ebenfalls grinsend antwortete, dass ich ja froh bin, endlich im Paradies zu sein und dass auf meiner Speicherkarte noch ganz viel Platz ist. Als ich dann nach fünf Stunden ging – nicht etwa wegen der gerade eingetroffenen weiteren fünf Besucher – fragte die Kassiererin erstaunt: „Ach, waren Sie jetzt die ganze Zeit seit heute früh da?“ „Natürlich“ sagte ich und kaufte wie zur Bekräftigung noch zwei froschgrüne Trabimodellautos sowie ein rotes und ein grünes Radiergummi – Ampelmännchen.
Soweit der positive Teil. Als ich dann meine Bilder sortiert und bearbeitet hatte, wollte ich den Veröffentlichungen natürlich den Link zum „Trabiparadies“ beifügen. Was ich wenige Wochen nach meinem Besuch las, durfte nicht wahr sein:
„Wegen Betriebsaufgabe schließt das Trabi – Paradies zum 01. November 2015.“
Und der Link
http://www.trabiparadies.de/
ist bereits abgeschaltet. Was für ein Unglück!
In der Thüringer Allgemeine vom 03.11.15 fand ich eine Erklärung zum Geschehen – was die traurige Nachricht mit der vagen Hoffnung auf eine Fortsetzung aber auch nicht besser macht:
Thüringer Allgemeine vom 03.11.15
Trabi-Paradies Weberstedt schließt nach neun Jahren
Weberstedt. Es ist das Ende eines Stückchens Ostalgie in Weberstedt (Unstrut-Hainich-Kreis). In die Winterpause wäre das Trabiparadies zum 1. November zwar so und so gegangen. Doch der Sonnabend war diesmal nicht nur der letzte Öffnungstag vor dem Frost – sondern der allerletzte. Nach neun Jahren wird die Ausstellung am Hainich aufgelöst. Grund ist die bevorstehende Abwicklung der Beschäftigungsgesellschaft „Promo“, die das Trabiparadies betrieben hat. Aufgelöst werden gerade auch andere Promo-Projekte wie die Holzwerkstatt in Bad Langensalza. Die Abwicklung von „Promo“ und „Reko“ sollte am Montagabend auch den Stadtrat Bad Langensalzas beschäftigen.
Die Trabis ziehen jetzt nach Kölleda
Die Trabis werden vermutlich nach Kölleda umziehen. Dort sei ein potenzieller Käufer gefunden worden, bestätigte Maritta Raab, die im Trabiparadies bis zuletzt die Stange gehalten hatte. Die meisten der 25 Fahrzeuge gehören Volkmar Helbing aus Kirchheilingen. Auf die Verkaufsanzeige im Internet habe sich sogar ein Trabi-Club aus Berlin gemeldet, erzählte am Montag auf Nachfrage unserer Zeitung Harald Jadke, der Volkmar Helbing bei der Suche nach einem Käufer unterstützt. Gefunden werden muss nicht nur ein Sammler, sondern auch ein Liebhaber des Originellen. Denn die Perlen in Weberstedt hat Volkmar Helbing allesamt zu Unikaten umgebaut.
Mühlen-Trabi mit Rutsche war Favorit der Kinder
„Am beliebtesten war die Feuerwehr und das Heyl-Mühlen-Auto“, weiß Maritta Raab. Einige Besucher, die nicht im Osten aufgewachsen waren, hätten sogar vermutet, dass genau so eine DDR-Feuerwehr ausgesehen habe – ein verlängerter und umgebauter Trabant (Baujahr 1988). Der Mühlen-Trabi (Baujahr 1982) dagegen habe bei Kindern besonders hoch im Kurs gestanden. Auf seinem Dach ist ein Mahlstein installiert, in den Stifte hineinklettern können. Eine Rutsche führt durchs Dach ins Wageninnere. Der Umbau zu Themen-Autos macht auch den Transport nicht leicht. Keiner der Trabis habe eine Straßenzulassung, so Maritta Raab. Einzige Ausnahme seien die vier, die der „Promo“ gehören, und die an Touristen vermietet wurden. Eine Aufgabe wird der Transport auch für Landrat Harald Zanker (SPD), dem ein Trabant mit Sheriff-Stern in Weberstedt gehört.
„Manchmal haben wir schon Kritik bekommen. Was wir denn mit den Trabis angestellt hätten“, erinnert sich Maritta Raab und lässt ihren Blick über den Trabi mit Badewanne, den Polizei-Trabi oder den mit einem Zeltaufbau schweifen. Aber die meisten Gäste seien doch begeistert gewesen.
Auf dem Gelände entsteht eine Ferienanlage
Die Halle übernimmt nun das Unternehmen „Town & Country“. Selbiges baut auf dem ehemaligen Militärgelände, auf dem auch die Trabiparadies-Halle steht, eine Ferienanlage. Die beiden großen Blöcke wurden dafür bereits dem Erdboden gleich- gemacht. Zunächst erhalten bleibt das Wirtschaftsgebäude. Das Militärgelände soll in eine Ferienanlage mit 4000 Quadratmeter Platz für 35 Ferienhäuser verwandelt werden. Hinzu kommen Multifunktionsgebäude für eine Rezeption oder einen kleinen Laden sowie ein „Entdeckerpark“. Das Feriendorf soll sich nahtlos in die Region einfügen. Ein privat betriebenes Ferienhaus befindet sich bereits auf dem Gelände, ein Campingplatz, ein Reiterhof und natürlich der Hainich sind in unmittelbarer Nähe. Läuft alles nach Plan, sollen im Oktober 2016 die ersten Gäste einziehen können.
Mara Mertin
http://www.thueringer-allgemeine.de/web/zgt/leben/detail/-/specific/Trabi-Paradies-Weberstedt-schliesst-nach-neun-Jahren-1803951617
Thüringen, Weberstedt, 03.10.15.
Nikon D300, Nikkor AF S 2.8/28-70.
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