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In der ärmsten kleinen Geige - Hofmannsthal

In der ärmsten kleinen Geige - Hofmannsthal

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In der ärmsten kleinen Geige - Hofmannsthal

In der ärmsten kleinen Geige liegt die Harmonie des Alls verborgen,
Liegt ekstatisch tiefstes Stöhnen, Jauchzen süßen Schalls verborgen;
In dem Stein am Wege liegt der Funke, der die Welt entzündet,
Liegt die Wucht des fürchterlichen, blitzesgleichen Pralls verborgen.
In dem Wort, dem abgegriffnen, liegt was mancher sinnend suchet:
Eine Wahrheit, mit der Klarheit leuchtenden Kristalls verborgen ...
Lockt die Töne, sticht die Wahrheit, werft den Stein mit Riesenkräften!
Unsern Blicken ist Vollkommnes seit dem Tag des Sündenfalls verborgen.

- Hugo von Hofmannsthal -
Ghasel 1891

Das Ghasel oder die Ghasele (auch Gasel, Ghazal; von arab. غزل, DMG ġazal = Gespinst, Liebesworte)[1][2][3] ist eine lyrische Gedichtform, die bereits in vorislamischer Zeit[4] auf der Arabischen Halbinsel entstanden ist. Die Blüte der Ghaselendichtung wird im persischsprachigen Raum etwa ab dem 12./13. Jahrhundert erreicht (z. B. Rūmī, Ḥāfiẓ)[5] und erstreckt sich unter den Moghulherrschern ab dem 16. Jahrhundert bis über den indischen Subkontinent. Seit dem 19. Jahrhundert wird es auch als Reimschema in der deutschsprachigen Lyrik verwendet.

Ein Ghasel besteht aus einer Folge von zweizeiligen Strophen, deren zweiter Vers immer den in der ersten Strophe angewandten Reim hat („wiederkehrender“ oder „rührender“ Reim):

Reimschema: a a - x a - x a - x a - x a - x a

In der ursprünglichen Form des Ghasel trägt jedes dieser Verspaare eine eigene Bezeichnung und hat eine spezielle, streng festgelegte Funktion.

Der Begriff lässt sich bis in die klassische arabische Lyrik zurückverfolgen. Im Arabischen bezeichnet ghazal wie auch tagazzul das erotische Sprechen in der Lyrik, die Ansprache des Dichters an die abwesende Geliebte. Als terminus technicus wurde ghazal erst in der persischen Lyrik gebraucht; dort bezeichnet es seit etwa dem 13. Jahrhundert eine Gedichtform mit Paarreim der ersten beiden Halbverse und durchgehendem Reim aller ganzen Verse, so wie dies dann ins Deutsche übernommen wurde. Aus dem Persischen wurde die Gedichtform in den folgenden Jahrhunderten ins Türkische (Osmanisch, Tschaghataiisch), ins Kurdische, Paschtu, Urdu, zahlreiche andere Sprachen Indiens sowie einige weitere Sprachen übernommen.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Ghasel

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