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Th. Maess


Premium (Pro), Ulm

In der Mancha II

Der Kampf gegen Windmühlen ist zur Menschheitsmetapher geworden. Sieht man die Landschaft rundherum, sieht man von den Hügeln der Mancha bis weit in die Ebenen, und lässt man die Monotonie der Mancha auf sich wirken, dann stehen die Windmühlen wie bizarre Kolosse unter dem weiten Himmel. Da kann man sich schon vorstellen, wie mit Don Quijote in der flimmernden Hitze die Phantasie durchgeht, wie er plötzlich in wirrem Zustand sein Schwert zieht, wie er die Wirklichkeiten durcheinander wirbelt.
Von den rund vierhundert Windmühlen stehen nur noch ein paar Dutzend. Weit voneinander entfernt, zwischen Hitze und Leere, erheben sich die einsamen weißen Türme der Mühlen in den Wind. In der Mancha leben ungefähr 20 Menschen auf einem Quadratkilometer ausgetrockneter Erde. Ich bin eine Straße durch die Mancha gefahren, die führte 30 Kilometer schnurgeradeaus. was der Fahrt eine Zeitlosigkeit verleiht, als wäre die Erde doch eine Scheibe und langsam nähere ich mich dem Rand. In der Handvoll Dörfer, die verstreut in der Mancha liegen, wird die Einsamkeit noch greifbarer. Denn überall treffe ich auf vergitterte Fensterläden, schlafende Köter und abgerissenes Gestrüpp, das über das Pflaster weht. Überhaupt der Wind: gnadenlos kann er werden, die Kehle austrocknen, das Haar verwirbeln und die Augen reizen. Nur wenn sich der Abend über die Ebenen senkt, die Sonne ihr großes Rot zeigt und die braune Erde leuchtet, wenn sich ein leichter Schleier über den Flächen ausbreitet, ist es, als ob ein Deckel über die Mancha gestülpt wird und niemand wird sie in der Nacht vermissen. Das ist auch ihr Wesen. Sie bleibt unspektakulär, macht nichts aus sich, ist weder dominant noch herrschsüchtig. Aber sie schmeichelt auch nur selten. Nein, die Mancha ist blankgescheuert, leergefegt, entrümpelt und ein Land mit spärlichen Requisiten. Eben das einzige Land, in dem es einen „Ritter von der traurigen Gestalt“ geben kann.
Und die Mancha war auch nie ein Sehnsuchtsland der Christen oder der Muslime. Da ist Alt-Kastilien oder Andalusien wahrhaft ein anderes Kaliber. Cervantes hat das gewusst und mit Bedacht seinen Don Quijote als einen weisen Narren, als einen überhitzten Anarchisten und unerschütterlichen Optimisten in diese Landschaft gesetzt. Das war eine weise Entscheidung.

Comentarios 1

  • Ursula Elise 25/03/2014 23:35

    Die Bildaufteilung empfinde ich als gelungen: rechts der erdenschwere Corpus der Mühle, links die Flügel bis zum Rand. Dabei gebe ich zu: das Foto spielte bei mir erfolgreich auf der Klaviatur blau-weißer Erinnerungen, z.B. an Santorini.
    Gruß Ursula

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Cámara NIKON D700
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Diafragma 16
Tiempo de exposición 1/200
Distancia focal 28.0 mm
ISO 100