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Japantag in Düsseldorf(5), 2013

Japantag in Düsseldorf(5), 2013

2.017 1

ArtloverM


Free Account, oberhausen

Japantag in Düsseldorf(5), 2013

Der Japan-Tag Düsseldorf, 25.05.2013, wird mir ewig in Erinnerung bleiben: Als der Tag, an dem ich erkannt habe, was Free Hugging für unsere Welt bedeutet. Nämlich nichts weniger als die Möglichkeit, miteinander den einsamen “ich bin eine eigene Welt, nichts und niemand kann mir nahe kommen”-Modus zu beenden, in dem die meisten Menschen ihren gesamten Tag verbringen.

Free Hugging wurde im Jahr 2004 von einem Australier erfunden. Juan Mann kam aus London in seine Heimatstadt Sydney zurück. Er kannte niemanden mehr, er hatte nichts mehr, er war Fremder im eigenen Land. Um ihn herum auf dem Flughafen begrüßten sich die Menschen, nur er war allein. Da nahm er ein Stück Karton und schrieb darauf: FREE HUGS. Und die Menschen begannen, sich zu umarmen. Der Rest ist Geschichte.

Inzwischen ist seine Idee um die Welt gegangen. Auch auf dem Japan-Tag sieht man wohl bereits seit Jahren Menschen mit selbstgemalten Schildern. Bei meiner Ankunft am Hauptbahnhof hatte ich die ersten davon erspäht und spontan beschlossen, das Angebot einer Umarmung anzunehmen. Die ersten Male kostete mich das noch ein wenig Überwindung – ich war vorher noch gar nicht mit Free Hugging in Berührung gekommen. Es ist ein ungewohntes Angebot, und dementsprechend kostete es etwas Zeit, bis ich mich an die Idee gewöhnt hatte.

Doch das änderte sich bei mir schnell. Auf unserem Weg zum Rheinufer wurden es immer mehr Menschen, die Schilder bei sich hatten. Zwischenzeitlich umarmte ich immer mal wieder Kostümierte, während ich mit meinen Freunden das Gelände erkundete. Doch plötzlich war meine Gruppe wie vom Erdboden verschluckt. Auf der Suche nach ihnen irrte ich am südlichen Ende des Geländes umher, nahe des Landtags. Dort hatte sich eine richtige Kette von Huggern gebildet. Ich schritt die Kette ab, umarmte jeden, bis ich an eine Lücke kam. Einige Sekunden stand ich dort, um mich noch ein wenig zu unterhalten… und plötzlich war ich Teil eben dieser Kette!

Alles in allem habe ich an meinem Platz in vier Stunden über 1000 Besucher des Japan-Tags umarmt. Währenddessen lernte ich noch meine Nebenleute kennen und unterhielt mich großartig über alles Mögliche. Auf der einen Seite stand David, ein grundsympathischer Typ, der als Justin-Bieber-Lookalike hätte durchgehen können (so wurde ihm komplimentiert); auf der anderen Seite sammelten Anna und Lea von allen Umarmten Unterschriften in ihrem Notizbuch (und wenn man Single war, auch die Handynummer). Dazwischen stand ich, einen schnell gekritzelten Zettel im Kragen, und gab mein Maximum an Liebe in jede Umarmung. Wofür ich das Kompliment bekam: Deine Umarmungen sind wirklich etwas Besonderes… ein Mädel schrieb mir heute sogar auf Facebook, ich sei der einzige Hugger, an den sie sich von gestern noch persönlich erinnere. Sie hatte selbst auch eine Stunde in der Reihe gestanden.

Für mich war dieser Tag ein großartiges Erlebnis. Zumal ich mich am Vortag noch relativ einsam gefühlt hatte und am Samstagmorgen mit Bauchschmerzen aufgewacht war. Das Free Hugging gab mir dann eben das, was ich dagegen brauchte: Das Gefühl, wieder mit anderen verbunden zu sein. Mir steigen die Tränen in die Augen, während ich das schreibe – ich bin so glücklich, diesen Tag erlebt zu haben. Und ich will weitermachen, auch außerhalb des Düsseldorfer Japan-Tags. Ich wüsste kein großartigeres und dankbareres Hobby, als Bochumern mit Umarmungen Liebe zu geben.

Mein Traum ist, dass in allen Innenstädten der Welt immer ein paar Hugger zu finden wären, wenigstens am Wochenende. Niemand soll einsam vom Einkaufsbummel heimkehren müssen! Huggen macht riesig viel Spaß, man lernt dabei Menschen kennen und verliert dieses Gefühl, dass die Welt von einem nichts wissen will. Man braucht nur ein Schild und etwas Mut… Ob diese konsumistische, lebensfeindliche Einsamkeitskultur, in der wir heute leben, mit Free Hugs ein Ende finden wird? Die Idee ist heuer gerade mal neun Jahre alt. Der Japan-Tag hat mir gezeigt, wie eine menschlichere (und, mit all den Kostümen, individualistischere) Welt aussehen könnte.


Quelle: http://meta.manuelfritsch.de/blog/

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Cámara DMC-FZ45
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Diafragma 2.8
Tiempo de exposición 1/800
Distancia focal 4.5 mm
ISO 100