1.995 8

Bernhard Kletzenbauer


Free Account, Reichelsheim

Kreuzweise Teil 6

(Kameras einwärtsschwenken, Teil 1)

Grundsätzliches
Die Kamera bildet unsere dreidimensionale Umwelt auf einer ebenen Fläche ab (Film/CCD-Chip). Um aus dieser Abbildung wieder den ursprünglichen Zustand räumlich zu sehen, müssen wir auch die Stereobilder in einer Ebene vor uns liegen haben. (A)
Alternativ könnte man die Umwelt auf einer gewölbten Fläche abbilden. Dazu müssen wir aber bei der Stereobetrachtung die Vorlagen auch auf einer gewölbten Fläche unterbringen. (B)
Beim mischen von Aufnahme- und Betrachtungsverfahren kommt es zu unnatürlichen Seh-Eindrücken.

Beim Einwärtsdrehen der Kameras treten Bildfehler auf, die besonders an geometrischen Objekten auffallen. Denn bei solchen Objekten wissen wir, wie sie eigentlich aussehen müssen.
Mit Parallelblick sind solche Stereobilder nicht naturgetreu zu betrachten, da die Objekt-Lage gegenüber der Bildebene verdreht ist. (F)
Je nach Stärke des Einwärtsschwenkens wird ein Bildeffekt erreicht, der eigentlich einer viel größeren Aufnahmebasis entspricht.
Es ist auch zu unterscheiden, ob man die Blickrichtung auf ein nahes Objekt in der Bildmitte konzentriert, oder ob die Objekte tunnelförmig angeordnet sind.
Abbildung C zeigt die Aufnahme- und Betrachtungssituation für Stereobilder nach dem Parallelblick-Verfahren. Dabei sind die Kameras (Augen) nur seitlich versetzt (Aufnahme-Basis).
Abbildung D und E zeigen das Einwärtsschwenken der rechten Kamera um 7° und 14°. Dabei liegt der Drehpunkt auf der vordersten Linse des Kamera-Objektivs.
Abbildung G und H zeigen ebenfalls ein Einwärtsschwenken der rechten Kamera. Aber hierbei liegt der Drehpunkt in der Mitte des quadratischen Objektes. Obwohl es dadurch zu einer Vergrößerung der Aufnahmebasis kommt, sind die Aufnahme-Ergebnisse fast identisch. Erst bei starkem einwärtsschwenken (Situation E und G) kommt es, zwischen den Methoden, zu deutlichen Abweichungen beim Bildhintergrund.
Abbildung F zeigt die Betrachtungs-Situation von Stereopaaren, die mit einwärtsgedrehten Kameras aufgenommen wurden. Dazu wurden die Bilder, die gemäß Abbildung G entstanden, in einer Ebene nebeneinander montiert. Durch die einwärtsgedrehte Kamera passen die Objekte auf der Mitte der Stereobilder nicht exakt zusammen. Für den Kreuzblick müssen natürlich die Bilder getauscht werden (wie bei den Stereos rechts oben geschehen), aber der Parallelblick ist hier verständlicher darzustellen.
Besonders beim Bild-Hintergrund kommt es in extremen Fällen zu Bild-Lücken. In Abbildung J sind die Aufnahmebereiche der einwärtsgedrehten Kameras nach hinten verlängert worden, so daß die Lücke in der Mitte besser erkennbar wird. Doch auch bei weniger gedrehten Kameras sind vom Hintergrund nur Teilbereiche in 3D betrachtbar, weil hinter dem Kreuzungspunkt der Blickrichtungen aus dem Einwärtsschwenken gewissermaßen ein „Ausswärtsschwenken“ wird.


Kreuzweise Teil 7
Kreuzweise Teil 7
Bernhard Kletzenbauer


Kreuzweise Teil 5
Kreuzweise Teil 5
Bernhard Kletzenbauer

Comentarios 8

  • Hubert Becker 25/11/2008 22:50

    Wie du schon ausführlich gezeigt hast ist wohl das Hauptproblem der Hintergrund. Wählt man die Nahpunktweite nicht zu klein, dürfte das Problem auch kleiner werden.

    Gruß
    Hubert
  • Bernhard Kletzenbauer 24/11/2008 0:03

    @ Hubert
    Ich habe mich schon dahingehend korrigiert, daß die Kameradrehung nicht entscheidend ist. Das müßte auch für Knickspiegel gelten. Aber für eine sichere Aussage müßte ich die ganze Konstruktion kennen.
    Man kann es aber praktisch nachprüfen indem man 2 Fotos mit verschiedenen Spiegelstellungen macht und diese Fotos mit einem Grafikprogramm übereinanderlegt.
  • Hubert Becker 23/11/2008 22:12

    Das leuchtet ja schon ein. Wenn man aber kein Gespann und auch keine Wippe oder Schiene besitzt wird beim Parallelverschieben unwillkürlich ein wenig auf das Zielobjekt konvergiert. Wie verhält es ich denn dann biem Knickspiegel - ist das nicht auch eine Einwärtsdrehung???

    Gruß
    Hubert
  • Bernhard Kletzenbauer 23/11/2008 14:42

    In den genannten Darstellungen treffen sich die Kamerarichtungen wohl schon in einem Schnittpunkt, auch wenn dort kein Zielobjekt ist. ;-)

    Inzwischen habe ich weiterexperimentiert. Tatsächlich ist es egal wie man die Kamera dreht (einwärts oder auswärts oder parallel), so lange die Drehpunkte (Mitte der Objektivlinse) immer die selben sind.
    Das einzig entscheidende Kriterium für die Räumlichkeit einer Szenerie - ist der Winkel, der aus eben diesen 2 Drehpunkten und dem Schnittpunkt der Kamerarichtungen gebildet wird. Sobald dieser Winkel 11 - 12 Grad übersteigt wird die Betrachtung der Stereopaare zunehmend schwieriger.

    Außerdem: Je mehr man die Kameras verdreht, um so weniger Hintergrund steht für stereoskopische Überlappung zur Verfügung. Die rein zweidimensionalen Bereiche wachsen an.
  • Ralf Fackiner 23/11/2008 10:01

    Ich sehe hier keine Darstellung, bei der die Kameras auf einen Zielpunkt ausgerichtet sind.

    Ich halte diese `Konsequenz´ für unzutreffend, wie meine Bilder aus der Praxis belegen. (Siehe Links oben).
    Ich empfehle: Selbst probieren und die besten Bildpaare auswählen.
    Genießt die Freiheiten der digitalen Stereofotografie!
  • Bernhard Kletzenbauer 23/11/2008 2:14

    Soeben habe ich den nächsten Teil fertiggestellt, den ich am Mittwoch hochladen kann.
    @ Ralf
    Der Fall wo beide Kameras einwärts gedreht sind, ist in Beispiel D, E, H und G gezeigt. Es kommt einfach auf den Betrachterstandpunkt an. ;-)
    @ Hubert
    Die Konsequenz für die Praxis lautet ganz einfach: "Laß es sein mit Einwärtsdrehung - verschiebe nur parallel."
  • Hubert Becker 20/11/2008 9:07

    Hallo Bernhard,
    die Illustrationen erkären Stereotheorie auf sehr anschauliche Weise, leicht nachvollziehbar für jedermann.
    Sämtliche deiner Illustrationen sollten meiner Meinung nach in der 3D-Tutorial Untersektion stehen, damit jeder schneller und leichter Zugriff darauf hat.
    Die Konsequenz für die Praxis aus dem oben gezeigten wirst du ja wahrscheinlich in Teil 2 veröffentlichen.

    Vielen Dank
    Gruß
    Hubert
  • Ralf Fackiner 19/11/2008 20:06

    Vielen Dank für Deine Mühe um ein Thema, das viele Einsteiger berührt, Bernhard.
    Einige sind sehr verunsichert und möchten erst wissen, wie es richtig ist, bevor sie das erste Stereo ´wagen´.

    Für PraktikerInnen wird selten ein Problem daraus, es sei denn, bei -meist unbeabsichtigten - extremen Verschiebungen oder Drehungen.

    Das einfachste ist, man fotografiert, wie man sieht und richtet so auch die Kamera aus. D. h. die Augen richten sich BEIDE auf den Punkt des Interesses. Dieser Normalfall fehlt leider, soweit ich das erkennen kann, in Deinen Beispielen.

    WICHTIG IST DABEI die Verschiebung des Hintergrundes zu bedenken! Mit etwas Erfahrung findet man meist einen guten MITTELWEG, der Entfernung, Schärfe, und Hintergrundverschiebung (zum scharf abgebildeten Hauptgegenstand) berücksichtigt.

    Ich kann nur raten: Hauptregel beachten, überdenken was sich dann im Hintergrund ergeben wird und vor allem STEREOS wagen!
    So mache ich das und kann nicht klagen.

    Viele Grüße von Ralf

    Hier noch Bilder zum Thema:
    http://www.stereoforum.org/viewtopic.php?f=62&t=194&p=925#p925

    http://www.stereoforum.org/viewtopic.php?f=62&t=214