Regresar a la lista
Kulturschock ... und dann einen Kaffee ... mit Kuss

Kulturschock ... und dann einen Kaffee ... mit Kuss

5.422 12

rkflamme


Premium (Pro), Berlin

Kulturschock ... und dann einen Kaffee ... mit Kuss

Zu den Ideen dieser Fotografie:

Die Skulptur im Vordergrund trägt den Titel der "Kunstgedanke". Sie wurde von Alexander Calandrelli (1834-1903) geschaffen. Man datiert sie auf 1870/1875.
*
Das Bild zeigt ein Detail des Vorbaus der Alten Nationalgalerie in Berlin/Museumsinsel. Die perspektivischen Diagonalen, welche naturgemäß aufgetreten sind, wurden von mir begradigt, um die Bildidee zu befördern. Jedoch ließ sich die leichte Entasis der Säulen nicht verändern. Gleichwohl ist diese Schwellung ein Ergebnis vom Aufgriff antiker Verhältnisse. Großes Vorbild ist hierbei der gipfelkrönende Parthenon in Athen. Man sieht, wenn man zu deuten weiß.
*
Diese Allegorie des "Kunstgedankens" ziert die linke Treppenwange des äußeren Aufstiegs zur ersten Etage des Gebäudes. Ergänzung findet sie rechterseits durch die Allegorie der "Kunsttechnik" (Julius Moser).
*
Als Allegorie über den vergegenwärtigten Kunstgedanken hält die Hauptprotagonistin eine Statuette in den Händen, welche als symbolischer Gegenstand dauerhafter Reflexionen und Bemühungen dient.
*
Warum der Bildeindruck nur am unteren Rand erzeugt wird? Die Idee dahinter eröffnet sich alsbald, wenn man sich die realen Größenverhältnisse vergegenwärtigt. Die gezeigte Skulptur und das Relief im Hintergrund befinden sich zwar auf Augenhöhe, sind allerdings trotzdem eher riesig. Wie in der sixtinischen Kapelle wirken Renaissance-Riesen eines meisterhaften Michelangelo hier aus der Entfernung recht klein. Aber der Raum darüber ist so frei, wie nur Gedanken sein können. Die Säulen zudem führen hinauf und bieten den maßgeblichen Rahmen, sie haben Kannelüren wie eine Art Leitlinien.
*
Außerdem soll diese Fotografie als Hommage an das Werk eines weiteren Altvorderern, nämlich den herausragenden Barock-Maler Diego Velazques, gelten. Sein für das Oeuvre zentrale Gemälde "Las Meninas" (1856) vom spanischen Königshof erschließt sich in seinen Proportionen nämlich erst, wenn und sobald Personen vor demselben stehen. Dieselben können dann mit anderen Worten in eine Art imaginären Dialog zum Arrangement treten, weil sich die Umstände gerade durch Lebensnähe erschließen lassen. Eine Einsicht, die sich hier vor allem erst dann zeigt, wenn man sich selbst im Kolonnadenhof der Alten Nationalgalerie einfindet.
*
Facit: Perspektive, Größe und Bildraumverteilung sind Bildaspekte, die oftmals eines gewissen Kontextes bedürfen, um korrekt interpretiert, schlicht in ihrer Bedeutung erkannt, zu werden.
*
PS: Dieses Bild orientiert sich insgesamt weniger an den Prinzipien zeitgenössischer Fotografie als mehr an den Gedanken der althergebrachten Malerei. Vielen Dank! Für die aufgebrachte Geduld ein kleines Herzchen!

Comentarios 12