Landgericht I und Amtsgericht I (Berlin, 2009)
Zu den stattlichen Justizpalästen der Jahrhundertwende in Berlin, die mit ihrer beeindruckenden Größe und Ausstattung die Bedeutung der staatlichen Gerichtsbarkeit repräsentieren wollten, gehörte auch das ehemalige Landgericht I und Amtsgericht I, Littenstraße 12-17. 1894-1904 von Otto Schmalz nach Vorentwürfen von Paul Thoemer und Rudolf Mönnich erbaut, war das Gebäude bei seiner Fertigstellung nach dem Stadtschloss der zweitgrößte Bau Berlins. Nach Abriss des Landgerichts 1968-69 im Zuge der Verbreiterung der Grunerstraße und einer vereinfachten Wiederherstellung der Fassade an der Littenstraße nach Kriegsschäden, hat der wilhelminische Prachtbau zwar viel von seiner imposanten Wirkung verloren, vermag aber nach wie vor durch seine Dimensionen und vor allem durch den atemberaubenden Eindruck der berühmten Treppenhalle, die Vorbild für viele Berliner Gerichtsbauten war, Aufsehen zu erregen.
Der ehemals 207 Meter lange Komplex zwischen Littenstraße und Stadtbahn umschloss im Blockinneren mit fünf Quertrakten insgesamt elf kleinere und größere Höfe. Die fünfgeschossigen Putzbauten mit Mansardwalmdach, in neobarocker Architektursprache mit Rustikasockel, Kolossalpilaster, Kartuschen über den Fenstern, ausschwingende Brüstungen und Giebellinien gegliedert, waren mit Werksteinelementen in den Formen des Jugendstils reich geschmückt. Der nördliche Bauteil für das Landgericht hatte seine repräsentative Hauptfassade mit Ecktürmen und großer Treppenhalle an der Grunerstraße. Der aufwändig gestaltete Portalrisalit mit Halle im südlichen Trakt für das Amtsgericht blieb zwar erhalten, liegt nach dem Abriss von etwa einem Drittel des ursprünglichen Baus jedoch nicht in der Mitte der Front an der Littenstraße. Der Jugendstileinfluss und der Entwurf der Treppenhallen sind Otto Schmalz zuzuschreiben. Die durch alle Geschosse reichende überkuppelte Pfeilerhalle auf nahezu ovalem Grundriss und mit zwei seitlich frei in den Raum gestellten, doppelläufig gegeneinander schwingenden Treppen ist eine der bedeutendsten Raumschöpfungen dieser Zeit in Berlin. Filigrane Metallgeländer, emporenartige Umgänge und Balkone in den oberen Geschossen sowie schlanke Strebepfeiler und ein Sterngewölbe sind die Elemente der Konstruktion, die eine scheinbar schwerelose, fast labyrinthische Wirkung erzeugen. 1982-83 erhielt die Halle eine dem Original angenäherte Farbgestaltung, 1970 wurde die Fassade an der Littenstraße instand gesetzt.
http://www.stadtentwicklung.berlin.de/cgi-bin/hidaweb/getdoc.pl?LIST_TPL=lda_list.tpl;DOK_TPL=lda_doc.tpl;&KEY=obj%2009011278
DRI aus drei Bildern; ohne Stativ.
cavallier 13/02/2010 23:44
ausgezeichnet!antonio naranjo ojeda 13/02/2010 17:53
fantasticaBiggi Oehler 13/02/2010 17:50
Hach, das nenne ich mal Perspektive. Großartig gemacht, bin begeistert. Die Farben hast Du sehr gut rüber gebracht. Gefällt mir sehr. Dieses verspielte Gebäude fasziniert mich immer wieder.LG.
Biggi