"Laugen-Lok" (viel Text)
Der Bergbau hat in der Region Osthessen eine lange Tradition: Seit Generationen werden im hessischen-thüringischen Kali-Revier verschiedenste Spezialsalze gewonnen, welche in ihrer Beschaffen- und Reinheit weltweit nur hier vorkommen.
Die dabei anfallenden "Abfälle" werden - sofern in fester Form - auf riesigen Halden gelagert, auf der obigen Aufnahme im Hintergrund zu sehen. Mit den flüssigen Rückständen gestaltete sich dies früher zwar für die Bergbaunternehmen zwar einfacher, aber alles andere als umweltverträglich: Die Werra war lange Zeit ökologisch tot, da die anfallenden Abwässer größtenteils unverdünnt eingeleitet wurden. Später wurden die Abwässer in tiefere Gesteinsschichten verpresst, ehe auch diese Form nicht mehr genehmigt wurde.
Seit etwa zehn Jahren arbeitet Kali & Salz an besseren Verfahren um die Umwelt zu entlasten und die Abwässer anderweitig zu entsorgen und teilweise auch weiterzuverarbeiten. Hierfür wurden in den letzten Jahren einige hundert Millionen Euro investiert, ein geplantes "Abwasser-Rohr" zur Oberweser und die zugehörigen Speicherbecken im Reinhardswald sind mittlerweile vom Tisch.
Zum täglichen Anblick in der Region gehören jedoch seit einigen Jahren Kesselwagen- und Containerzüge mit denen die Kali-Lauge (größtenteils Regenwasser, was die riesigen Flanken der Abraumhalden hinabläuft) zur Einlagerung in stillgelegte Bergwerke gefahren wird.
Neben DB Cargo und der HLG ist dabei die Erfurter Bahnservice eingebunden, welche im Pendel zwischen Gerstungen und Sehnde elektrische Loks einsetzt, während im Pendel zwischen Gerstungen und Heringen DB Cargo die Züge als Kooperationspartner fährt.
Am Wochenende jedoch findet seitens Kali & Salz kein Verkehr statt, so dass in den frühen Morgenstunden des Samstag die letzten Züge gefahren werden, ehe es Sonntagabend wieder losgeht.
Im Sommer diesen Jahres war die Menge der angefallenen Kali-Lauge, auch durch den niedrigen Wasserstand der Werra - in welche weiterhin geringe Mengen eingeleitet werden -, jedoch so groß, dass am Samstag und teilweise sogar Sonntag zusätzliche Kesselwagenzüge fuhren. Hierzu "stationierte" die EBS ihre 118 719-4 (alias 228 719-1) im Bahnhof Gerstungen, welche ich im Rahmen meiner "Grenztour" auf einem Nebengleis des ehemaligen Grenzbahnhof ablichten konnte.
Aufnahmedatum: Montag, 22. Juli 2019 - 15:56 Uhr
makna 11/11/2019 13:24
Das ist schon der Hammer, wie einst völlig sorglos die Umwelt beeinträchtigt wurde ... :-(... ich kann mich auch noch an die Werra in den 70-iger und 80-iger Jahren erinnern,
die sehr trübe daherkam, ab und zu auch mit Schaumkronen. In den 50-iger und
60-iger Jahren hingegen (mein Onkel war Bahnhofsvorsteher in Hedemünden)
haben wir dort in der Werra gebadet ... und es überlebt. War wohl damals
(noch) nicht so schlimm wie später ?!?
Jetzt jedenfalls kündigt die Kali+Salz AG an, dass sie (erst) ab 2021
kein Salzwasser mehr in den Untergrund versenken will, und
- auch erst bis 2030 - das Salzabwasser aus der Kali-
Produktion reduziert werden soll:
https://www.kpluss.com/de-de/nachhaltigkeit/umwelt/wasser/
Nun - die Region lebt von K+S, einer Firma, die auf dem Weltmarkt Nr. 3 ist,
und bei der Salzproduktion gar Nr. 1 ... allerdings alles auf einem Markt
mit sinkenden Preisen, damit einhergehend sinkenden Erlösen und
somit schwierigen Rahmenbedingungen für Investitionen -
weshalb man ja auch mehr und mehr dort produziert,
wo die Auflagen nicht so streng sind - vor allem
Konkurrenten von K+S machen das:
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/reportage-aus-einem-kalibergwerk-im-ural-15769436.html
Da wird es dann für die K+S AG noch schwieriger, nachzukommen ... doch haben
sie immerhin ihre Abwassereinleitungen in die Werra auf nahe Null reduziert !
Nachdem das Motiv neben der Abraumhalden-Kulisse von K+S freilich
zuvorderst die Babelsberger Schöne zeigt, komme ich dann doch auch
auf das Hauptmotiv zurück: Ein feines Lokomotiv-Portrait !!!
BG Manfred