Ledermuseum Offenbach: Karagöz – Schattentheater 03
Im Ledermuseum kann man auch Kulisse und Figuren des türkisch-osmanischen Schattentheaters Karagöz bewundern.
Zum besseren Verständnis einige Informationen:
„Karagöz ist ein lebensfroher, einfacher, aber witzig-gerissener Mann aus dem Volk. Er ist eine ungehobelte, sinnenfreudige Figur, die aus Geldmangel häufig Aufgaben übernehmen muss, denen sie nicht gewachsen ist (z.B. Briefeschreiben für andere).
Hacivat ist ein gebildeter Vertreter der städtischen Bildungsschicht und der höflich-gebildete Nachbar des Karagöz.
Neben diesen beiden Figuren treten im Karagöztheater weitere Charaktere auf. Bei diesen handelt es sich um Repräsentanten der Istanbuler Gesellschaft und der verschiedenen religiösen und ethnischen Gruppen des Osmanischen Reiches, aber auch um Randgruppenvertreter sowie Fabelwesen. Je gegensätzlicher die dargestellten Charaktere der einzelnen Figuren sind, desto mehr Möglichkeiten ergeben sich im Schattenspiel für Komik, Ironie und Satire. Mitunter auch als eine sozialkritisch geprägte Theatergattung ist das Schattenspiel ein Spiegel der spätosmanischen Gesellschaft. Vor allem auf der Ebene der sprachlichen Kommunikation wird der multikulturelle Kontext thematisiert.
Karagöz steht mit anderen asiatischen Schattenspieltraditionen bis hin zum chinesischen Schattentheater in Verbindung. Mit dem Wayang Kulit in Indonesien, dem Nang Yai in Thailand, dem Tolubommalata in Südindien und anderen Puppenspielen teilt das Karagöz in die Handlung eingebaute sexuelle Anzüglichkeiten und den politischen Humor, verbunden mit Kritik an den Herrschenden, der für Unterhaltungsformen der unteren und ländlichen Bevölkerungsschichten charakteristisch ist.
Traditionell wurde das Schattenspiel während des Fastenmonats Ramadan und bei Beschneidungsfesten aufgeführt. Die Aufführungen fanden in Kaffeehäusern, in Privatwohnungen wohlhabender Bürger, aber auch am Sultanshof statt. Karagözspieler (karagözcü, hayyâlbâz) boten früher für jeden Tag im Ramadan dem Publikum ein anderes Stück dar und spielten somit 30 unterschiedliche Stücke, wobei teilweise improvisiert wurde. Bis zum 19. Jahrhundert existierten keine schriftlichen Textvorlagen.
Ein Karagöz-Stück besteht traditionell aus einem mystischen Ghazel (perde gazeli), einem Dialog (muhavere), der Haupthandlung (fas?l) und einem Epilog. Die Stücke stehen in keiner Beziehung zueinander. Die Bühne wird zu beiden Seiten von den Häusern der Protagonisten Karagöz und Hacivat begrenzt. Die Spielfiguren bestehen aus gefärbtem, durchscheinendem Rinder- oder Kamelleder, sind in sich beweglich und meist 20-40 Zentimeter hoch. Sie werden gegen ein mit Öllampen oder Kerzen erleuchtetes Gewebe gedrückt und mit einem bzw. die Hauptfigur mit zwei Stöcken bewegt.
Alle Schattenspielfiguren werden von einem einzigen Karagözspieler geführt. Er spricht die Stimmen der verschiedenen Figuren, singt auch Lieder und sorgt für Begleitgeräusche. Zu einer vollständigen Schattenspielgruppe gehören noch zwei Musikanten, die Rahmentrommel mit Schellen (daire) und Flöte spielen. Die Begleitmusik im Karagöztheater lässt sich nicht eindeutig der klassischen osmanischen Kunst- und Volksmusik zuordnen. Die verschiedenen Akzente werden mit Liedern eingeführt, die typisch für bestimmte Regionen sind.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Karag%C3%B6ztheater
http://www.ledermuseum.de/
Offenbach/Main, Deutsches Ledermuseum, 21.05.17.
Nikon D300, Nikkor AF S 2.8/16-35 VR.
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