Marari-Tales

Marari-Tales

"Du suchst bestimmt Deinen Freund", grummelte er mich an, während ich betont lässig vorbeizuschlendern trachtete.
"Ich fürchte, es ist zu spät", fuhr er dann ungefragt fort, "er ist mir vorhin ins Netz gegangen".
Tja, das war's dann wohl mit der gemeinsamen Reise und unsere Wege würden sich hier trennen müssen. Ein möglichst beiläufiger Seitenblick auf seine Utensilien sollte bald Klarheit darüber bringen, welchen Köder er ausgelegt hatte, um den Freund in die Falle zu locken: köstlicher Sula-Rotwein (eine durchaus trinkbare indische Eigenproduktion, deren gefühlter Qualitätsgehalt proportional zum Quantum des Verzehrs steigt), einige Dutzend Meerjungfrauen mit Schweizer Akzent (der Fischer hatte Stil und Raffinesse, das mußte man ihm lassen!), einige zusätzliche unbeschwerte Urlaubstage und sofortigen Stopp dieser leidigen Geschichte mit Montezuma hatte er in Aussicht gestellt, damit der Freund ihm nur recht schnell ins Netz ginge.
"Und all dem hat er wirklich nicht widerstehen können?", frage ich zaghaft den unbeirrt weiter seine Netze für weitere anstehende Fänge flickenden Fischer, während der sich seine dritte Bidi ansteckt. "Nicht eine Sekunde, sage ich dir - insbesondere die Meerjungfrauen hatten es ihm angetan!"
Nun, das glaubte ich in Kenntnis der Persönlichkeit des Freundes gern und so blieb mir nichts weiter, als achselzuckend weiter meines Weges zu ziehen.
Der Freund aber, soviel stand fest, würde wohl einige Zeit an diesem herrlichen Strandabschnitt in der Mitte Keralas verbringen müssen......



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Marari Village, Kerala/Indien März 2010 - Nikon F5, Fuji Velvia100, Scan vom Dia


wohl kurz vor dem Fang verfertigtes Stranddokument des Freundes