Maria im Leid in Córdoba
Wer nach Andalusien fährt, um die schönen Städte zu besuchen, den führt sein Weg auch unweigerlich in die zahlreichen großen und auch kleinen Kirchen und Kapellen, Moscheen und in die noch verbliebenen Synagogen. Dabei kann man tief eintauchen in die Wirren der Geschichte der iberischen Halbinsel. Das weitreichendste Ereignis war sicherlich die islamische Eroberung Spaniens, die ja von Süden her fast das ganze Land erfasste. Im Jahre 711 erreichten die ersten muslimischen Eroberer Andalusien. Die Schlachten zwischen Christen und Mauren (Reconquista) endeten 1492 mit der Einnahme Granadas. Der letzte Kalif verließ das Land unter Tränen. Die dann gebauten großen Kirchen Spaniens sind bis heute auch Denkmäler der Rückeroberung und des Sieges. Statuen des "Maurentöters" stehen an vielen prominenten Stellen in den Kirchen. Und dann natürlich auch die Statuen der christlichen Symbole, allen voran die Bildnisse von Maria, der Gottesmutter, und dem leidenden und gekreuzigten Christus. Dabei wird der Glaube der Kirche dargestellt und die Lehrsätze (Dogmen) der (katholischen) Kirche. Das Leben Jesu selbst, seine Taten und Worte, spielen dabei nur eine untergeordnete Rolle. So wie sie ja auch im Apostolischen Glaubensbekenntnis, das bis heute in fast jedem Gottesdienst gesprochen wird, keine Rolle spielen. Da wird Jesus "gezeugt und geboren von der Jungfrau Maria", und dann gleich "gelitten unter Pontius Pilatus und gekreuzigt". Aufmerksame Beobachter fragen sich, warum das Dazwischen offenbar keine große Beachtung findet, also Jesu Gleichnisse vom Reich Gottes, sein Eintreten für die Armen und Ausgestoßenen, für Gerechtigkeit und Versöhnung, seine Wundertaten, oder seine Bergpredigt, also seine so ganz große Regierungserklärung für die Welt. Die Darstellungen von Jesus und Maria sind dann auch fast ausschließlich Ausdruck des Leidens und des Schmerzes und des Todes. An hohen Feiertagen werden diese Skulpturen in feierlichen Prozessionen durch die Straßen getragen.
Aber auch im katholischen Spanien besuchen immer weniger Menschen die Messen und Gottesdienste. Die prächtigen Kirchen werden mehr und mehr zu Stätten der Kunst und Kultur und der Geschichte des Landes.
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