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Henry Wingarden


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Mariawald

„Anfänglich ist einer gewesen, hat geheißen Heinrich Fluitter von Heimbach, und ist ein Strohdecker gewesen. Der hat das Marienbild zu Köln gesehen feilstehen und hat es gekauft. Aber er hatte nicht so viel Geld, daß er es bezahlten konnte, und es wurde ihm geschätzt auf neuen Mark. Da ist er nach Heimbach gegangen und hat seine Not dort geklagt: Hätte er neun Mark, wo wolle er das Bild kaufen und in den Busch stellen. Da hat ihm einer diese erwähnten neun Mark gegeben, welcher der alte Hein Richardt geheißen hat. Da ist er wiederum nach Köln gegangen und hat dies Marienbild geholt und bezahlt.

Item zum ersten hat er dies erwähnte Bild in der Außenmark in einem Baumstamm (höltze Stöckelgen) gestellt und es ist eine Zeitlang dagewesen. Da hat er gedacht, es diene ihm da nicht, es wäre ihm zu einsam, und da hat er dies Bild also hierher getragen auf die Wegekreuzung. So ist das Bild hierhergekommen und hier geblieben.

Item ist dort ein kleines Häuschen gemacht und darin das Bild gesetzt worden und der Fluitter ist in einer Hütte (Löecksgen) dabei geblieben und hat manches Mal gesagt, nach seinem Tode werde seine Maria Zeichen tun und die seien schon geboren, die ein schönes Münster hier stehen sehen werden.

Item darauf hat das Volk hierhin zu wallfahrten begonnen und von Tag zu Tag mehr und mehr. Da hat man eingesehen, daß unsere liebe Frau hier verehrt werden wollte, und es ist ein großer Zulauf entstanden. Da der Teufel das gern verhindert hätte, sind etliche Doktoren mit anderen Prälaten und Klerikern, auch der Propst von Neydeggen, hierhergekommen, die das stören und verhindern, und das Bild versuchen und untersuchen wollten, und sie haben das Bild zuletzt also bekunden und das Lob unserer lieben Frauen gesungen.

Item man hatte auch gesagt, dies Marienbild hätte geweint. Des spotteten die Doktoren und stachen das Bild ins Haupt und meinten, es wäre Betrug und es wäre etwas dem Bilde in das Haupt getan, und das sollte also herausgeträufelt sein. Da haben die Doktoren sich dessen nicht mehr unterstanden und sind hinweggezogen und haben den Fluitter mit seiner Marien gewähren lassen.

Item, als nun der Fluitter tot war und der Zulauf sich von Tag zu Tag vermehrte, haben die Nachbarn von Heimbach von zwei Brüdern ein Häuschen aus dem Opfergeld machen lassen und einen alten frommen Mann, geheißen Paulus Schilder, darein gesetzt, um des Opfers und der Pilger zu pflegen und das Bild zu beleuchten. Er hat demnach gehandelt und ist allein darin gewesen. Als nun dieser erwähnte Paulus Schilder eine Zeitlang allhier unserer lieben Frauen treulich gedienet, hat man ihn an einem Morgen in seiner Zelle auf den Knien sitzend vor einer Bank mit gefalteten Händen tot aufgefunden.

Item danach haben die von Heimbach einen anderen Mann dahin gesetzt, geheißen Thönnes Sattelmacher. Derselbe hat auch eine Zeitlang unserer Liebfrauen gedient und ist auch allhier gestorben.

Danach haben sich drei Priester zusammenverbunden, um sich des Marienbildes und des Ortes anzunehmen und die Kirche und was andere nötig wäre, dort zu bauen, mit Namen Herrn Johann Daum von Bürvenich, Pastor zu Heimbach, Herr Johann von Hergarten und Herr Florens von Vlatten und diese zwei, Herr Johann von Hergarten und Herr Florens von Vlatten sind ihrem Gelübde und Bündnis untreu geworden. Herr Johann Daum ist standhaft geblieben und hat eine hölzerne Kirche, die nicht wenig kostete, und viel anderes machen lassen und all sein elterliches Gut verbaut. Weil diese zwei Herren von ihrem Gelübde und Bündnis abgefallen waren, so ist Herr Johann von Hergarten irrsinnig geworden und Herr Florens eines plötzlichen Todes gestorben und so sind beide erwähnten Herren gestorben.

Item danach sollten die Observanten herkommen und es war ihnen genehmigt, als die Herren Observanten Bedenken bekamen, Düren sei zu nahe (wegen des Terminierens) und so wollten sie nicht herkommen. Also schloß Herr Johannes Daum mit den Herren von Bottenbroich einen Vertrag, daß sie es annehmen, und wurde ihnen das auch 1480 von meinem gnädigen Landesfürsten und Herren genehmigt. Da kam einer hierher, hieß Herr Gerhard und ein Junker, hieß Herr Johann von Köln. Die haben es übernommen und weitergebracht. Der erwähnte Herr Johann von Köln ist danach eine lange Zeit Prior gewesen und hat große schwere Arbeit getan.

Item sind auch mittlerweile viele Zeichen geschehen an Kranken, Blinden, Lahmen und elendigen Menschen. Das ist diesen Herren, die hier wohnen, wohl bekannt.

Item hat mein Vetter geheißen Johann Radermacher, die Holzkirche gesehen und daran arbeiten helfen, die der erwähnte Herr Johann Daum (als ihn seine Genossen im Stich gelassen) hat errichten lassen, die nachher abgebrochen wurde, und dies Münster wurde auf dieselbe Stelle gesetzt, auf der die Holzkirche gestanden hatte, wie der erwähnte Fluitter vorher gesagt hatte: Nach meinem Tode werde Maria Zeichen tun und sie sind schon geboren, die ein schönes Münster allhier stehen sehen sollen.

Item habe ich Michael Rademächer gesehen, als ich ein Junge von neun oder zehn Jahren war, nachdem die Doktoren hier gewesen waren, da waren in dem Häuschen, in dem das Marienbild stand, Ludwig von der Schleiden, derzeitiger Burgraf, Michael Otter, derzeitiger Schultheiß, Hein auf der Rurpforte und mehrere andere. Sie wollten herausgehen und sich entfernen und es waren noch ein oder zwei von den Leuten in dem Häuschen. Die noch da waren, sagten, ich möge die zurückholen, die weggehen wollten. Ich lief und erreichte sie an dem Weierchen und die da zurückkamen - da habe ich gesehen, daß dies Marienbild weinte und die Tränen noch auf der Backe hingen.

Zu Urkund der Wahrheit aller erwähnten Punkte habe ich erwähnter Michael von Heimbach zur Zeit Landvogt in Nideggen, dies Erwähnte alles gesehen und gehört und erlebt und den Tag erlebt, daß nicht mehr auf diesem Platze gestanden als das erwähnte kleine Häuschen, in dem das Bild zuerst gestanden hat. Ich habe das Vorstehende mit meiner eigenen Hand geschrieben am Donnerstag nach dem heiligen Pfingsttag Anno tausendfünfhundert drei und zwanzig und bin alt gewesen zwei und sechzig Jahr und innerhalb dieser erwähnten Zeit ist dies Kloster von den Erwähnten errichtet worden. Gott sei Lob.“

Der Wortlaut dieser Erzählung ist abgedruckt bei Goerke (Das Zisterzienserkloster Mariawald, 3. Auflage 1932, S. 1ff)
Quelle nikola-reinartz.de

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