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Maskenwechsel

Leipzig, am Museum der bildenden Künste, 2010. Künstlerisch gestalteter Bauzaun: Motiv der Fotografie aus: Bilderrätsel. Kinderspiel mit Kunst. Nach Gemälden und Skulpturen der Leipziger Sammlung des Museums der bildenden Künste. 2010. Idee und Ausführung: KINDER-ATELIER KAOS Leipzig. Kursleiterin Konstanze Neumann-Gast. Autorinnen des Gemäldes: Miriam Baumheuer (17 J.) und Vivien Gorgas (14 J.). Als Vorlage diente W. Mattheuers Holzschnitt »Konfusion» von 1972..

Nikon D80 mit Nikkor f/3,5-5,6 28-200 mm G bei 75 mm. JPEG (8 Bit) Fein. ISO 500. 1/500 sec f/5,6 bei mittenbetonter Messung und Belichtungskorrektur -0,3 LW. Bearbeitung: Corel PhotoImpact X3. Tonwertkorrektur: Gamma 1,6. Kontrastanhebung mittels S-Kurve Eingabe 166, Ausgabe 189. Nachschärfen des auflösungsreduzierten Bildes 20/100.

„„Seine Figuren, von der Existenz versteinert, scheinen jeden Augenblick in ihrer eigenen Einsamkeit zu Asche zerfallen zu wollen. Nicht das Schicksal zerstört sie, nicht ihre eigenen Leidenschaften; nicht der Konflikt mit der Gesellschaft zersetzt ihre Gefühle: der Mensch ist einsam bei Pirandello, und die Tragödie entsteht ausschließlich aus dieser Einsamkeit beziehungsweise aus der Tatsache, daß der Mensch, da er nun einmal so einsam ist, bei dem Versuch, eine Beziehung zu einem von ihm Verschiedenen herzustellen, entdecken muß, daß er in einer Welt von Masken eingesperrt ist, in der er selbst auch nur Maske ist. Die Tragödie entsteht also aus der Tatsache, daß der Mensch in der eigenen Einsamkeit aus einem Maskendasein entfliehen will, aber von den anderen Masken daran gehindert wird – und er selbst, genauso Maske, wird seinerseits die anderen daran dann hindern. Das ist die Tragödie des modernen Solipsismus oder der Radikalisierung, innerhalb derer der romantische Idealismus zusammengebrochen ist: das Bild des ICH verfügt über ein autistisches Gegenüber in sich selbst.“

Enzo Siciliano im Programmheft über Pirandellos DIE RIESEN VOM BERGE.“

Fritz J. Raddatz: Tagebücher. Jahre 1982-2001, 2. Auflage Reinbek bei Hamburg 2010, S. 547 (zum 2. August 1994)

http://de.wikipedia.org/wiki/Les_Demoiselles_d%E2%80%99Avignon

http://www.kultureventbuero.de/kulturtussi/les-demoiselles-davignon/

http://www.journal-ethnologie.de/Deutsch/Aktuelle_Themen/Aktuelle_Themen_2008/Afrika_und_Picasso/index.phtml

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/fazit/930921/

http://de.wikipedia.org/wiki/Dorothea_Tanning

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/marktundmedien/1259768/

http://www.sektenausstieg.net/literatur/sonstige/1439.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Polenfeldzug

Der Traum ein Leben
Der Traum ein Leben
E. W. R.

Max Ernst: Die Einkleidung der Braut, 1940 (Ausschnitt)
Max Ernst: Die Einkleidung der Braut, 1940 (Ausschnitt)
E. W. R.


Masken
Masken
E. W. R.

Phantom
Phantom
E. W. R.

Scherenschnitte
Scherenschnitte
E. W. R.

Eine Begegnung mit der F4
Eine Begegnung mit der F4
E. W. R.

Sieben Türen
Sieben Türen
E. W. R.

Non omnis moriar (1): Der Schatten
Non omnis moriar (1): Der Schatten
E. W. R.

Comentarios 60

  • Gert Rehn 27/01/2021 4:11

    Ich kenne Leute, die haben 1945 ihre braune Maske  abgelegt, dann die rote aufgesetzt und 1990 wieder eine andere Farbe gewählt. Eben nach dem Slogan: "wes Brot ich esse, des Lied ich sing".
    • E. W. R. 27/01/2021 11:07

      "Man muss in diesem Leben sehen, wo man bleibt!"
    • Gert Rehn 27/01/2021 12:08

      ...sagte auch der Ofenhersteller Topf in Erfurt, der Auschwitz belieferte.
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  • Accabadora 23/08/2011 13:01

    das maskenthema ...ein ganz faszinierendes!
    es geht ja schon auf die römer zurück, die ein festes "ich" nicht kannten, sondern die maske, das "ego", das nach bedarf und äußeren erfordernissen gewechselt wurde


    genau wie auf diesem bild!!
    insofern erscheint mir die kinderbauzaunkunst interessanter als so manche akademische kunst

    die definition von Pirandello steigert diese maskenexisatenz ins tragische ....traurig & hoffnungslos!ganz so weit würde ich nicht gehen

    lg von Acca, Faschingsmaskenfan:-)



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  • Flighty Furrow 08/10/2010 15:46

    .

    Hallo Eckhard,

    Rechtzeitig zum Wochenende; ein schönes gewünscht!

    I - Personifizierte Wirkleichkeitsverweigerung?

    Die Maske ist ein tolles Spielzeug, geliebt von allen Altersgruppen. Wenn man die Maske als solche nicht erkennt, wird sie selbst 'Bezeichnetes'. Glaubwürdigkeit ist daher von Belang. Diese wird abrupt aufgehoben wenn die Maske abgelegt oder gar weggenommen wird und man plötzlich dem tatsächlich 'Bezeichneten' gegenübersteht. Vorher war es Spiel, jetzt ist man in der Wirklichkeit angekommen. In der Wirklichkeit in der es dennoch manchmal besser ist, wie oben bereits angemerkt, 'nicht die Wahrheit' zu sagen beziehungsweise zu zeigen.

    Maskenwechsel
    Maskenwechsel
    E. W. R.


    Sie nimmt ihm die Maske ab, mist da ist noch eine: Die eigene Identität wird über oder durch den Anderen bestimmt.

    II - Ist er ihr Double?

    Kunst strebt nach Form mit der sie oder durch die sie versucht die Welt zu gliedern, sie uns verständlich zu machen. Eine kunstvoll getragene Maske gibt der Situation ebenfalls eine neue Form und steht damit am Anfang von einem 'künstlerischen' Prozess, der Lüge. Kunstvolle Lügen sind daher jene, die etwas verständlich machen indem sie der Wahrheit eine neue Form geben.

    Maskenwechsel
    Maskenwechsel
    E. W. R.


    Sie nimmt ihm die Maske ab, siehe da, er ist wie sie! Ein Double vertritt den 'Hauptdarsteller' in prekärer oder gefährlicher Situation. So die Lüge, als Double der Wahrheit?

    III - Vom Schälen & dem Tod.

    Wenn ich das richtig verstanden habe, sehe ich ein Foto von einem Ausschnitt einer von Kindern nachgemalten Kopie eines Kunstwerks mit dem Thema Maske.

    Die Kunst des Irrtums, oder den Irrtum der Kunst? Von einem Irrtum kann man sagen, dass er unabsichtlicht nicht erkannte Wahrheit ist, während die Lüge absichtlich nicht erkannte Wahrheit ist. Beide jedoch stellen die Wahrheit in ein anderes Licht:

    Picasso: "Fetische [Masken] waren Waffen, sie sollten die Leute vor Geistern schützen, sollten zur Unabhängigkeit verhelfen. Die "Demoiselles d' Avignon" müssen mir an eben diesem Tag eingefallen sein, aber nicht wegen der Formen; vielmehr weil dies mein erstes exorzistisches Gemälde war".

    Also doch nicht nur Form? Und am Ende steht doch die Wahrheit?




    (Der Originaltext des in Italienisch angeführten Schopenhauer Zitats unter jenem Bild lautet:

    "Gegen das Ende des Lebens nun gar geht es wie gegen das Ende eines Maskenballs, wann die Larven abgenommen werden."
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  • † werner weis 28/09/2010 21:47


    ja, eventuell findest Du es sogar schade:

    ich habe alle diese Bücher nur erfunden - doch es liest und zitiert sich mit ihnen umso besser
  • Kerstin Stolzenburg 18/09/2010 8:29


    Lieber Eckhard, ich lasse mir deine Antwort heute duch den Kopf gehen und werde mich etwas später dazu äußern.

    Kerstin
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  • Kerstin Stolzenburg 16/09/2010 17:27

    Lieber Eckhard, das Foto selbst ist medial natürlich nicht mehr und nicht weniger be- bzw. überfrachtet als eine völlig abstrakte einfarbige Fläche.
    Frisch gestrichen (Hommage à Malewitsch 1)
    Frisch gestrichen (Hommage à Malewitsch 1)
    E. W. R.
    Man sieht auf dem einen wie auf dem anderen Bild etwas ... was, das liegt dann im Auge des Betrachters, in dessen Möglichkeiten, Fähigkeiten und in der Herangehensweise, etwas aus diesem oder jenem Blickwinkel erkennen zu wollen.

    Da fotografische Abbildungen aber nicht ausschließlich unmittelbare Wahrnehmungen realer optischer Phänomene und besondere ästhetische Reize bewahren und übermitteln, sondern als Kunstform mitunter auch gezielt Aussagen treffen oder zum 'Nach'denken anregen wollen, wird man sie, nach Möglichkeit, in eine Kontextabhängigkeit stellen. Beigaben wie Titel, verlinkte Texte, Bilder oder Musikstücke werden dabei aber nur Angebote sein, so wie einzelne Passagen oder Figuren eines Romans Angebote zur Interpretation eines Stoffs sind. Medial überfrachten kann man ein Bild eigentlich nicht, meine ich, man wird es lediglich in seinen Aussagemöglichkeiten erweitern oder diese klarer herausarbeiten.

    "Medikamentöse ‚Masken’": Indem ich solche Masken für mich persönlich völlig ablehne, werte ich natürlich auch bereits. Ich brauche weder den Kick der Gefahr, noch eine mir völlig wesensfremde Bewusstseinserweiterung, um irgendwelche Gedanken, Phantasien und Empfindungen aus meinem Inneren zutage zu fördern. Wenn man das 'Normale' zulässt, kann auch dies bereits recht intensiv sein.
    Was den Träger solcher Masken bereichert, kann ich demnach aus eigener Erfahrung nicht nachvollziehen, deshalb weiß ich auch nicht, wie und in welchem Maße sich kreatives Schaffen auf einer solchen Basis beeinflussen lässt, ob man tatsächlich andere Farben und Bilder sieht, Töne hört, die einem sonst nicht erscheinen, ob es überhaupt einen messbaren Einfluss gibt oder ob das Ganze nur der Einbildung oder bereits einer suchtbedingten Notwendigkeit entspringt.
    Dem, was Du zu der Thematik schreibst, kann ich nur zustimmen.

    Der Vierzeiler, der unter dem letzten Satz deiner Erwiderung steht, ist sehr schön! Danke!
    Da ich nicht genau wusste, von wem er stammt, habe ich etwas gegoogelt. Frau W.I. Kipedia schreibt, dass er einem Martinus von Biberach zugeschrieben wird, wobei auch erwähnt wird, dass diese Zuschreibung nicht unumstritten ist. http://de.wikipedia.org/wiki/Martinus_von_Biberach
    Martin Luther kannte den Spruch scheinbar auch und soll ihn als „Reim der Gottlosen“ abgelehnt haben, da die Lebenssituation der Christen genau umgekehrt sei.

    Damit hat man in der Betrachtung bereits zwei völlig gegensätzliche Standpunkte, die einen zum Nachdenken zwingen. ;-)

    Noch interessanter wird die Sache aber, wenn man den Spruch in Zusammenhang mit dem letzten Satz in deiner Antwort bringt! Ein herrlicher Zufall oder doch auch wieder keiner! Jedenfalls hat Ödön von Horváth das Stück "Glaube, Liebe, Hoffnung" geschrieben und in diesem spricht der Buchhalter die von Dir zitierten Sätze. http://www.zum.de/Faecher/D/BW/gym/Horvath/glauliho.htm

    Die Geschichte um Elisabeth ist eigentlich sehr traurig (sie stirbt nach allen Kämpfen und Bemühungen), aber auch interessant, wenn man sie von der Person löst und sinnbildlich betrachtet. Ich fand dazu gestern u.a. auch noch einen Spiegel-Artikel: "Durch einen dramaturgischen Kniff wird auch Elisabeths Leben als exemplarisch entworfen: Am Anfang rettet sie ein Helfer eher zufällig vom Selbstmord im Fluss, ihr Leben und ihr Kampf wird als Rückblende inszeniert, um schließlich wieder in demselben Freitod zu münden, dem wieder die Rettung folgen könnte: Das ewige Leiden der 'kleinen Leute' als Gefangenschaft in der Zeitschleife der sozialen Zwänge."
    http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,662784,00.html
    http://www.theaterkompass.de/index.php?id=227&tx_ttnews[tt_news]=10126&tx_ttnews[backPid]=224&cHash=1

    Das Maskenhafte kommt auch hier wieder zum Vorschein und somit ist das Zitat sowohl als erste Abrundung als auch als ein neuer Diskussionspunkt unter deinem Bild anzusehen. "Um ihre Unmenschlichkeit und Scheinheiligkeit noch zu betonen, lässt die Regisseurin alle mit übergroßen Pappmaché-Köpfen auftreten, die reichlich lädiert sind: Sie alle sind nicht authentisch, spielen eine Rolle, sind im wörtlichen Sinn angeschlagen." http://www.n24.de/news/newsitem_5610700.html

    Kerstin