Matratzenkauf ist Vertrauenssache

Matratzenkauf ist Vertrauenssache

„Hallo, junger Mann“, hielt ich das Schwanenküken an. „Ich denke, das sollten Sie sich anschauen.“
„Tut mir leid, keine Zeit…“, versuchte es mich abwimmeln.
„Nur eine kurze Frage, bitte! Wie haben Sie heute Nacht geschlafen?“
„Öhm, eigentlich ganz gut. So wie immer.“
„‘Eigentlich…‘, sagen Sie. Wie wäre es, wenn Sie nächste Nacht besser schlafen als jemals zuvor? Gestatten, Schiebek. Matratzen Im- und Export. Ich habe hier ein paar Exemplare zum Probeliegen mitgebracht.“
„Hmm, eigentlich habe ich kein Interesse“, sagte der kleine Schwan und wollte schon weiter gehen.
„Nun hören Sie mal mit diesem ‚Eigentlich…‘ auf. Hier, das ist reiner Naturkautschuk. Fünf Zonen mit Lordosenstütze.“ Ich gab dem Küken einen kleinen Schubs, so dass es auf der Matratze landete.
„Ich habe keine Lordose, ich habe einen Bürzel!“ Der kleine Schwan hüpfte auf der Matratze auf und ab.
„Macht nichts!“, erwiderte ich. „Ist auf jeden Fall gut für den Rücken.“
„Na, ich weiß nicht so recht…“ Das Schwänchen schien mir ein anspruchsvoller Kunde zu sein.
„Schwitzen Sie in der Nacht viel? Hier, diese Federkernmatratze ist sehr atmungsaktiv und Sie fühlen sich morgens wie frisch geboren.“
„Ich bin frisch geboren. Vor drei Tagen bin ich geschlüpft.“ Das Küken testete die Matratze, indem es sich auf ihr hin und her rollte.
„Wie auch immer. Welche von den beiden Matratzen wollen Sie nun kaufen?“
„Keine von beiden. Ich schlafe lieber dort, wo ich immer schlafe. Komm´ mit, ich zeig´s Dir!“
So begleitete ich das Schwänchen zu sich nach Hause.
„Hier schlafe ich“, präsentierte es stolz.
„Auf dem Rücken Ihrer Mutter?“, fragte ich überrascht. Mutter Schwan schlief bereits tief und fest.
„Ja, magst Du Probeliegen? Aber weck´ Mama bitte nicht auf.“
„Warum eigentlich nicht?“ Vorsichtig kletterte ich auf den Rücken der Schwanenmutter. „Das ist ja… das ist ja richtig flauschig! Und es sind Daunenfedern“, lobte ich begeistert und kuschelte mich behutsam ein.
„Was ist denn hier los?“ Anscheinend war ich nicht vorsichtig genug und hatte Frau Schwan doch aufgeweckt.
„Ach nichts, Mama. Ich habe nur Besuch mitgebracht.“
„Guten Abend“, sagte ich zu Mama Schwan und lupfte meinen Hut, während ich es mir auf ihrem Rücken weiterhin gemütlich machte.
„Na schön, aber macht mir keinen Unsinn!“
„Du Mama, darf der Matratzenmann heute Nacht bei uns schlafen?“, fragte das Küken.
„Meinetwegen“, erwiderte sie.
Nun, was soll ich sagen, liebe Leserinnen und Leser? So gut wie in dieser Nacht habe ich schon lange nicht mehr geschlafen. Den Vertreterjob für Matratzen habe ich danach allerdings an den Nagel gehängt…