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Mehr Stolz, ihr Frauen!

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smokeonthewater


Premium (World), Berlin

Mehr Stolz, ihr Frauen!

[Alter St.-Matthäus-Kirchhof • Berliner Friedhöfe, zwischen den Jahren 2022/23 entdeckt]

Ehrengrab von Hedwig Dohm geb. Schlesinger (20.9.1831 Berlin – 1.6.1919 ebenda)

Das ursprüngliche Grab war eingeebnet worden, der Grabstein ging verloren.
Deshalb stiftete zum 100. Todestag der Journalistinnenverband an derselben Stelle einen Gedenkstein.
Den schuf Bildhauerin Ulrike Oeter aus weißem Marmor und rotem Glas.
Die symbolische Ehrengrab-Tontafel enthüllte die Grünen-Politikerin Renate Künast.

Schon im Elternhaus musste Hedwig Schlesinger erfahren, dass Frauen Menschen zweiter Klasse sind.
Ihre Brüder besuchten das Gymnasium; sie wurde von der Schule genommen, um im Haushalt zu helfen.

Als Journalistin und Schriftstellerin profilierte sie sich deshalb später mit feministischen Theorien.
Dabei half, dass ihr Ehemann, Ernst Dohm, Chefredakteur der Satirezeitschrift "Kladderadatsch" war.
Eher ein Zufall, dass Hedwig Dohm die Großmutter von Katia Mann, der Ehefrau von Thomas Mann, wurde.

Da die Menschenrechte nicht nur für Männer gelten, setzte sie sich für die Gleichberechtigung ein:
• Schul- und Berufsbildung für alle Mädchen als Chance für ein selbstbestimmtes Leben
• freie Wahl und Ausübung der erlernten Berufe für alle Frauen, Kindergärten für arbeitende Frauen
• Frauenwahlrecht (dessen Einführung 1918 sie noch erlebte)
• "gegen das Ehegefängnis" – veraltete Rollenmuster und sexuelle Verfügbarkeit verheirateter Frauen
• Mutterliebe werde anerzogen und in Ermangelung anderer Betätigungsfelder für Frauen zur Norm erhoben
• Kritik an der Kirche, die das Patriarchat mit der Bibel begründet

Sie gründete einige politische Vereine rund um Frauenrechte, Sexualreform und Mutterschutz.
Während des Ersten Weltkriegs vertrat sie gegen den "Hurra-Patriotismus" strikte pazifistische Positionen.

Comentarios 13

  • Dorothee 9 26/01/2023 15:56

    Bei den hervorragenden Dokus zu Alice Schwarzers 80. und dem gelungenen Spielfilm wurde leider klar, was sich eben noch nicht oder kaum geändert hat, andere Dinge allerdings schon. Die jüngeren Frauen setzen sich ins gemachte Nest, aber sie haben natürlich heute andere Themen wie z.B. Klimaschutz. Schön, dass  du mit dem Foto und dem Text über Hedwig Dohm auch etwas beigetragen hast.
    • smokeonthewater 26/01/2023 16:47

      Ich habe oft den Eindruck, dass es Frauen selbst sind, an denen willentlich die Emanzipation vorbeigegangen ist, d.h. die in Lebensentwurf und Beruf derart anspruchslos sind, dass sie die alten Rollenmuster geradezu anstreben. Auch die haben Aktivistinnen, z.B. Ex-Tagesschau-Blondine Eva Herman. Das passt ein Stückweit zusammen mit dem "gemachten Nest". Aber falls Du das als Voraussetzung siehst, um sich im Klimaschutz zu engagieren, fällst Du auf diskreditierende Narrative der "alten weißen Männer" herein.
    • Dorothee 9 26/01/2023 16:57

      Natürlich nicht! Aber diese reaktionäre Entwicklung bzw Auseinanderdriften gabs schon immer: kurz nach der 'sexuellen Befreiung' kam das große 'in-weißem- Brautkleid-heiraten' Wünschen. Gerade neulich sagte eine wirklich 'moderne' Bekannte zu mir, nein, sie habe sich keine Doku oder Film über A.Schwarzer angeschaut, die sei ihr zu hässlich. In dem Moment war ich tatsächlich sprachlos! Am liebsten hätte ich ihr (wie ein Kerl) eine gescheuert.

       Tröstlich, man ist ja auch schon für Kleinigkeiten dankbar, dass ich in der Ausstellung über  Simone de Beauvoir recht viel Männer als Besucher (ohne Damenbegleitung) sah...
    • smokeonthewater 26/01/2023 17:59

      Gegen Romantik und Glamour ist auch nichts einzuwenden. Die einen wollen dabei das Rad der Emanzipation aber zurückdrehen, die anderen (Popstars und selbsternannte Influencerinnen) verwechseln Emanzipation mit nuttigen Bikini- und Arschwackel-Posts auf ihrem Instagram- oder YouTube-Kanal. Oder sie zelebrieren die alten Rollenmuster mit an Oberflächlichkeit nicht mehr zu unterbietenden Themen über Schönheit, Kosmetik, Mode und Einhörner – Hauptsache, die Reichweite steigt.
  • homwico 26/01/2023 1:18

    Und da soll noch einmal einer sagen: Ein Friedhof ist uninteressant.....
    LG homwico
  • anne47 26/01/2023 0:05

    Eine starke Frau, die ein Ehrengrab verdient hat und ganz zurecht noch einen neuen Grabstein bekam. Alice Schwarzer hatte viele Vorläuferinnen und diese war für die damalige Zeit eine sehr mutige Frau.
    LG Anne
    • smokeonthewater 26/01/2023 0:42

      Daran sieht man, wie lange der Kampf gedauert hat und immer noch nicht zu Ende ist.
      Allerdings ist die Frauenquote auch nicht immer die beste Wahl – siehe Verteidigungsministerium, wenn die Truppe nur 12% Soldatinnen hat und militärisches Vorwissen keine Rolle zu spielen schien.
    • anne47 26/01/2023 0:50

      da gebe ich dir Recht, die Quote sollte nicht so zwanghaft geregelt werden.
    • Paul Roland Vettermann 26/01/2023 1:14

      Quote, in diesem Kontext gesehen, ist in keinem Falle gut!  
      Qualifikation sollte stehts vorm Geschlecht stehen... HG PRV
    • smokeonthewater 26/01/2023 1:30

      Die Quote wird dadurch gerechtfertigt, die Geschlechterparität im wahren Leben in der Politik abzubilden. Das sollte sich allerdings auf die Chancengleichheit im Zuge der Bewerbung beziehen, wo Frauen früher pauschal aussortiert wurden. Den Ausschlag sollte die Qualifikation geben, sonst erleben wir weiterhin unnötige Peinlichkeiten wie Lambrecht. Als Justizministerin im Kabinett Merkel IV war sie eine gute Besetzung. Aber der Quotenschacher gegen ihren Willen im Kabinett Scholz hat großen Schaden angerichtet.

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