Mein letztes Mal nach Gunsleben
Manches Mal frage ich mich heute , wie konnte das alles gut gehen? Wieso? Von Mai 1987 bis Oktober 1988 weilte ich (nicht ganz freiwillig) zu meinem "Ehrendienst bei der NVA" Diese Zeit hätte unpassender nicht ausfallen können, denn schließlich ging es auf Reichbahnsseite mit dem planmäßigen Dampfbetrieb rapide abwärts und fast jeden Monat wurden es immer weniger einsatzfähige Lokomotiven. Und dann auch noch das! Jeder Tag wurde eigentlich gebraucht und so entschloss ich, meinen Einzugsbereich der gewährten "Standortausgänge" etwas eigenmächtig zu erweitern. So kam ich auch mit den abendlichen Personenzug in Gunsleben an, der zu diesem Zeitpunkt noch relativ sicher mit einer Dampflok des Bw Halberstadt bespannt war. Äußerst riskant war dieser Ausflug, weil wie sollte ich das jemals erklären! Als Armeeangehöriger, ohne Zivilerlaubnis und dann auch noch im Grenzgebiet. Wie üblich wurden natürlich alle ankommenden Reisenden von den herbeorderten Grenzsoldaten akribisch beobachtet und nach ihren Passierscheinen kontrolliert. Ich hatte natürlich keinen und meinen Wehrdienstausweis konnte mangels geeigneter Standortfrage auch nicht zeigen. So blieb mir nichts anderes übrig als meinen Betriebsausweis der Deutschen Reichsbahn zu zeigen und meine Zusagen zu geben, diesen Ort auch wieder mit eben jenen Zug zu verlassen. Es klappte und so blieb mir jede Menge Ärger erspart, denn so etwas wurde zu dieser Zeit unter Umständen mit einigen Tagen Militärgefängnis bestraft.
Heute kräht danach kein Hahn mehr und Gunsleben liegt wieder in der Mitte Deutschlands. Der Reisezugverkehr konnte sich nur noch bis 1992 halten. So hat es mich an diesen Ort seit dem nicht wieder hingezogen...
50 3606 ist in Gunsleben am 21.03.1988 angekommen. Die Lok wird abgehängt und so blieb nur Zeit für ein einziges Foto.
Lutz68 12/03/2014 22:43
Du hast viel gewagt .C. Kainz 11/03/2014 10:57
Sehr mutig und riskant ! Begeisterung kennt eben keine Grenzen ...
lg, Christoph
Maschinensetzer 10/03/2014 22:41
Eine schöne Schilderung der Verhältnisse damals... – selbst die es erlebt haben, glauben es heute kaum noch.Auch die Nachtaufnahme ist hervorragend gelungen!
Viele Grüße
Thomas
Bernd Freimann 10/03/2014 20:33
Sehr schön gestaltete Nachtaufnahme. Besonders gefällt mir der Einbau der Lampe ins Bild.Gruß aus Berlin
Bernd Freimann
BR 45 10/03/2014 18:01
Hallo JanSo etwas erlebte ich im Oktober `89 an meinem NVA-Standort Rudolstadt-Schwarza!
Ich war "Soldat in der Volkswirtschaft" im Chemiefaserkombinat
Wir sind Donnerstag Abend in den VKU heim gefahren, ab Freitag war Ausgangs/Urlaubssperre wg."Konterrevolution im eigenen Land" (heisser Oktober 89) und ich bin Samstags als "Zivilist" nach Schwarza gefahren um Dampfloks zu fotografieren.
wenn ich da meinem Ko-Chef übern Weg gelaufen wär, hätte die Luft gebrannt aber alles ging gut ;-))
Danke Dir für das feine Nachtfoto und die geweckten Erinnerungen.
Grüsse Andy
cundafoto 10/03/2014 17:33
Klasse Nachtaufnahme und interessante storyVG Claus