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„Millionen-Meyer“ – Legende und Wahrheit um den letzten Gutsherren von Libnitz / Rügen

„Millionen-Meyer“ – Legende und Wahrheit um den letzten Gutsherren von Libnitz / Rügen

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Thomas-Wendt


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„Millionen-Meyer“ – Legende und Wahrheit um den letzten Gutsherren von Libnitz / Rügen

Fritz Alfred Meyer (1877-1955) war der letzte Gutsbesitzer auf Libnitz/Rügen bis zur Enteignung 1945. Viele Geschichten und Legenden ranken sich um seine Person, besonders der Name „Millionen-Meyer“ hielt sich bis zum heutigen Tage. Wer aber steckt hinter diesen Namen? Geboren wurde Fritz Alfred Meyer am 13.Januar 1877 als Sohn des Oberst und Regimentskommandeurs des 1.Pommerschen Feld-Artillerie-Regiments, Ludwig Meyer in Koblenz. Seine Mutter, Else Schichau, war die Tochter von Gotthold Ferdinand Schichau, dem Begründer der Schichau-Werft in Elbing/ Ostpreußen. Sie starb schon kurz nach seiner Geburt. Nach Rügen kam der junge Fritz auf Geheiß seines Vaters. Dieser wählte das Putbusser Pädagogium für die Ausbildung seines Sohnes aus. Während seiner Jahre in Putbus lernte er seine spätere Frau Emma Marianne, Friederike Sarnow kennen. Sie war die Tochter von Carl Sarnow, dem Gutspächter auf Poppelvitz/Zudar.
Nach dem Tode seines Vaters 1897, erhielt Fritz Meyer das Erbteil seiner Mutter aus dem Vermögen der Schichau-Werft ausgezahlt. Es war ein Millionenvermögen, was ihm letztendlich den Beinamen „Millionen-Meyer“ einbrachte. Nach der Eheschließung mit Emma Sarnow im Jahre 1899 kaufte er sich kurze Zeit später das Gut Libnitz bei Trent. Um 1912 begann Fritz Meyer, die Hofanlage Libnitz von Grund auf zu erneuern. So entstand auch das außergewöhnliche Herrenhaus, ein norddeutscher Backsteinbau mit wertvollen Ausschmückungen. In unmittelbarer Nachbarschaft entstand ein Mausoleum im neoklassizistischen Stil. Auch die Wirtschaftsgebäude wurden auf den modernsten landwirtschaftlichen Stand gebracht. So baute man eine riesige Hochfahrtscheune, moderne Stallungen für die Rinderzucht und Schweinehaltung entstanden, aber auch eine große Reithalle wurde errichtet. Der Abtransport der Erntegüter erfolgte über eine zum naheliegenden Hafen führende Feldbahn. Dort wurde über eine Sturzrampe Getreide, Zuckerrüben und anderes mehr auf Lastkähne verladen. Zur Person von Fritz Meyer muss man seine tief religiöse Haltung sowie seine absolute Treue zum Kaiser hervorheben. Als Mitglied des Kirchenvorstandes der Gemeinde Trent lag ihm das Wohl seiner Kirchengemeinde besonders am Herzen. Auch unterstützte er den Schulneubau in Trent. Aus der Ehe der Meyer-Sarnow`s gingen insgesamt fünf Kinder hervor, von denen heute keines mehr lebt. Drei Kinder fanden noch vor Ende des zweiten Weltkrieges ihre Ruhestätte im Mausoleum von Libnitz.
Wir schreiben das Jahr 1945. Es muss der 4.oder 5. Mai gewesen sein, als erstmals russische Soldaten sich dem Gut Libnitz näherten. Genauer gesagt waren es zwei an der Zahl und sie kamen mit dem Fahrrad des Weges. Sie sprachen mit den Kriegsgefangenen und begaben sich in das Wohnhaus der Familie Meyer-Sarnow. Dort konfiszierten sie sämtliche Jagdwaffen von Fritz Meyer und gaben unmissverständlich die Anweisung das Haus innerhalb von zwei Tagen zu verlassen. Als die Frist abgelaufen war, quartierte sich eine russische Abteilung auf Libnitz ein. Sofort fing man an, akribisch nach üppiger Beute zu suchen. Tatsächlich wurde man auch fündig. Ein großer schwerer Tresor im Weinkeller ließ unter den Offizieren und Soldaten „Goldgräberstimmung“ aufkommen. Nach einigen vergeblichen Versuchen den Tresorschrank türseits zu öffnen, sprengte man ihn kurzerhand an seiner Rückwand. Was man fand, war eine Dose Schuhcreme. Tränen wurden damals gelacht, als jener Vorfall an die Öffentlichkeit gelangte. Einige Tage später zogen die Russen dann wieder ab. Vorher aber gaben sie den Gutshof und das Mausoleum zur Plünderung frei.
Die Familie Meyer-Sarnow zog später, als die Plünderungen ein Ende hatten, zurück ins Wohnhaus. Doch schon im Herbst 1945 kam über Nacht die Weisung, Haus und Hof binnen einer Stunde zu verlassen. Vorrübergehend fand man im Seebad Binz eine Bleibe, doch die Angst vor einer Zwangsumsiedlung ließ die Familie im Winter 1945 in Richtung Westen flüchten.
Auf tragische Weise kam in jenen Wintertagen Fritz Meyers Ehefrau Emma ums Leben. Die Grabstätte konnte bis heute nicht ausfindig gemacht werden.
Fritz Alfred Meyer starb mit gebrochenen Herzen am 5.Juli 1955 in Karlsruhe. In einen letzten Brief an seine Schwägerin heißt es unter anderem: „Das einzige, was ich mir wünsche, ist kein langes Siechtum mit Abhängigkeit von anderen Menschen und einen schnellen Tod. Ich finde, das Leben hat uns genug zugesetzt, so dass die ewige Ruhe eine Erlösung bedeutet.

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