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Werner -- Konrad


Premium (Pro), Illertissen (25 km südlich von Ulm)

Mine Victims

Drei Jahrzehnte Krieg haben Kambodscha ein tödliches Erbe hinterlassen. Zwischen vier und sechs Millionen Landminen lauern an Wegen, auf Feldern und in der Nähe von Schulen oder Brunnen in den Dörfern. Jeden Monat explodieren mindestens 60 Minen. Sie treffen vor allem die Zivilbevölkerung, jedes dritte Opfer ist ein Kind. Kambodscha hat die meisten Minenamputierten der Welt: Etwa 35.000 Menschen haben durch Unfälle bereits Füße, Beine oder Arme verloren. (Quelle: UNICEF)
Um nicht gänzlich von Almosen abhängig zu sein, versuchen einige Minenopfer (vor allem auch in touristischen Zentren), durch Straßenmusik etwas dazu zu verdienen.

Und hier noch ein Auszug eines Textes aus der WAZ (Link am Ende):
Ein Land im Aufbruch: 30 Jahre nach den Roten Khmer kommt der Tourismus auf die Beine - und ist die einzige Hoffnung
Wenn da nicht dieses Lied wäre, nichts würde an diesem lauen Abend in der Stadt Siem Reap darauf hindeuten, dass Kambodscha bitter arm ist und voller Opfer einer grausamen Diktatur. Die Straßen sind gesäumt von neuen Hotels, die Märkte lebendig und hier in der Pubstreet sitzen Menschen vor den Lokalen. Die Stimmung ist ausgelassen. Aber da ist diese Melodie. Sechs Männer in roten Hemden sitzen auf dem Boden, der eine hat eine Flöte am Mund, ein anderer schlägt mit den Klöppeln auf die Saiten eines Khim, einer Art Zither.
Es könnte irgendeine Musikgruppe sein, aber wer genau hinsieht, erkennt das Leiden und die Hoffnung eines ganzen Landes. Auf dem Boden neben dem Flötenspieler steht eine Unterschenkel-Prothese, der Zither-Spieler sitzt auf den Stümpfen seiner Beine.
Sao Saruon lässt die Flöte sinken, Feierabend nach sieben Stunden Straßenmusik. Während die Gruppe die Instrumente einpackt, erzählt der 50-Jährige seine Geschichte. 1986 war er als Soldat im Norden Kambodschas stationiert, als er eines Morgens bei einer Patrouille auf eine Landmine trat. Er erinnert sich an einen lauten Knall, dann erst wieder an das Aufwachen im Krankenhaus. Sao zündet sich eine Zigarette an, bläst den Rauch aus. "Das", er zeigt dorthin, wo einmal seine rechte Wade war, "hat Pol Pot getan."
Pol Pot übernahm mit seinen Roten Khmer 1975 die Macht. Er wollte Kambodscha zu einem Agrarstaat machen. Stadtbewohner wurden deportiert, Intellektuelle und Andersdenkende umgebracht - 1,7 Millionen Menschen starben. 1979 wurden die Roten Khmer durch den Einmarsch vietnamesischer Truppen gestürzt. Danach führten sie noch bis 1998 einen Guerilla-Krieg gegen die kambodschanische Regierung. In diesem Kampf verlor Sao sein Bein. Auch seine Bandkollegen sind auf Landminen getreten, 10 Millionen haben die Kriegsparteien im Land vergraben. Jeden Monat explodieren laut Unicef 60 Stück.
In der Region Siem Reap sind die Minen geräumt. In dem Korb, der vor den Musikern auf dem Boden steht, liegen eine Menge Geldscheine von Reisenden aus aller Welt. "Der Tourismus ist unsere einzige Chance", sagt Sao. "Sonst müssten wir betteln."
(Quelle. http://waz.m.derwesten.de/dw/reise/reise/weltweit/ein-beinah-glueckliches-land-id76938.html?service=mobile)

Comentarios 1

  • _visual_notes_ 19/04/2013 19:54

    Man muss sich nur mal vorstellen, wieviel Geld diese vier bis sechs Millionen Landminen gekostet haben, und das in Relation sehen zu den Einkommen der einfachen Leute dort ...