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Mohikaner und dunkle Erinnerungen ... in Rüsselsheim

Mohikaner und dunkle Erinnerungen ... in Rüsselsheim

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Patrick Rehn


Premium (World), Bebra-Lüdersdorf

Mohikaner und dunkle Erinnerungen ... in Rüsselsheim

Eine Zugbegegnung, wie sie tausendfach in Deutschland passiert könnte man meinen. Eben: könnte...

Die 145 032-9 ist eine jener Lokomotiven, welche DB Cargo im Jahr 2019 (noch) in ihrem Bestand hat - ein Teil ihrer Schwestern wurde an die Tochterunternehmen RBH und MEG abgegeben -, welche aus ihrer Zeit während der EXPO 2000 mit einem Nahverkehrs-Paket ausgestattet ist. Zugzielanzeige, Türsteuer-Rechner und Schwanenhals-Mikro für Ansagen ermöglichten seinerzeit die Bespannung von Doppelstockzügen auf einigen Linien im niedersächsischen Nahverkehr, der auf die Region Hannover im Besonderen und den Bahnhof Messe/Laatzen im Speziellen ausgerichtet war. Die Loks fuhren dann hin wieder - immer von DB Cargo an die Nahverkehrs-"Schwester" DB Regio ausgeliehen - in Nordrhein-Westfalen oder Sachsen und Sachsen-Anhalt.

Mit dem KT 98701 von Frankfurt Ost nach Bremen-Grolland durchfährt sie den Bahnhof Rüsselsheim um über Koblenz und das Ruhrgebiet in das kleinste der 16 Bundesländer zu gelangen. Der Grund für den ungewöhnlichen Laufweg: Bauarbeiten zwischen Hünfeld und Bad Hersfeld und ein dadurch stark überlasteter Knoten Kassel.

Der Blick am Zug entlang führt allerdings auch zu einer Stelle, an der im Februar 1990 eines der schwersten Zugunglücke Deutschlands passierte: Im mittäglichen Berufsverkehr stießen kurz hinter dem Ausfahrsignal auf der sichtbaren Weichenverbindung zwei voll besetzte S-Bahnen zusammen. 17 Menschen fanden damals den Tod, 145 schwer Verletzte waren zu beklagen.

Wegen eines Zuges, der aufgrund einer Unregelmäßigkeit im Gleis 1 - dieses befährt der Containerzug auf der obigen Aufnahme - hielt, sollte eine S-Bahn von Frankfurt Richtung Wiesbaden nach Gleis 3 einfahren. Zur gleichen Zeit fuhr jedoch eine S-Bahn Richtung Frankfurt aus dem Bahnhof aus, deren Lokführer die Vorsignalisierung mit "Halt erwarten" für das im Bild sichtbare Ausfahrsignal vergessen hatte, obwohl er diese zuvor am Vorsignal über die Zugbeeinflussung bestätigt hatte. Die am Hauptsignal einsetzende Zwangsbremsung konnte den bis dorthin bereits stark beschleunigenden Zug nicht mehr entsprechend abbremsen: Die beiden Züge (Triebzüge der Baureihe 420) krachten mit über 100 Stundenkilometer (66 km/h Ri. Frankfurt, der einfahrende Zug mit 40 km/h) ineinander.

Das Unglück führte zur heute noch gebräuchlichen Version der Punktförmigen Zugbeeinflussung mit Entwicklungsstand 1990 (PZB 90), welche zwar weiterhin eine Vorbeifahrt nicht verhindern, aber deren Folgen abmildern soll. Vor neuralgischen Punkten wurden zusätzliche Gleismagnete angebracht, welche bei entsprechender Signalstellung des Vorsignal die Geschwindigkeiten restriktiver überwachen und bei Fehlverhalten des Lokführer oder zur hoher Geschwindigkeit eine Zwangsbremsung auslösen, die den Zug vollständig zum Halten bringt.

Aufnahmedatum: Dienstag, 22. Oktober 2019 - 15:14 Uhr

Comentarios 1

  • makna 10/11/2019 22:25

    Eine gute Erklärung zur Einführung der PZB 90 nach dem tragischen Unfall an der Stelle,
    und dazu ein attraktiver Schuß auf die noch-DB-145 mit "Expo 2000"-Ausstattung !!!
    BG Manfred