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Mondbrunnen

Der Mondbrunnen

Doch als sie wieder sich in Träumen wiegte
und schwer an meiner müden Schulter lag,
gedachte ich, da leuchtend wie der Tag
der Mond sich an die hohen Dächer schmiegte,

der Lust, wie sie seit Jahren mich bekriegte
und meinen Stolz mit weichem Wellenschlag
und tausend Armen immer tiefer brach –
oh dass sie doch gleich einem Quell versiegte,

auf den man einen Block aus schwerem Golde
wälzt! Da, ohne Ende unaufhaltsam rollte
ein Strom von Reinheit von den Dächern nieder,

der türmte sich zwischen den steilen Mauern
zu einem lichten Brunnen hoch und unter Schauern
kam meine reine Seele aus ihm wieder.

(Gustav Sack, aus: "Armer alter Narrensang")

http://gustav-sack.blogspot.com/2010/09/der-mondbrunnen.html

Comentarios 1

  • Lady Lucky 05/09/2010 16:07

    Das inspiriert.

    Ein toller Schnitt, sieht nach einem echten Könner aus.

    LG Gitte