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NOT am Mann...

Ginger White: Bleibende Narben
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als ich in die 5. Klasse ging,
war ich fast 14 Tage lang krankgeschrieben

mit meinem Roller, so einer aus den
50-/60-ziger Jahren - einer der Ballonreifen hatte

und einen Gepäckträger und der
sehr schnell war

hatte ich einen Unfall
mit mir selber und ihm

wir, meine Freunde und ich
stromerten mit diesen Rollern herum

wir bauten sie auch um
tuneten sie hoch

sie bekamen die Felgen
und Reifen gewechselt

und neuen Lack und Öl, sie mussten
scharf und flach in die Kurven gehen

der Antrieb war das rechte Bein
wir beschleunigten in 10 Sekunden auf 32,5

beim Umbau hatte ich verursacht, dass eine Achse
des Hinterrades sehr weit herausragte

die Muttern deckten das nicht ab
und eine Eisensäge einzusetzen

das lernten wir erst später
bei unseren Fahrrädern kennen

bei denen wir sogar Ketten
verlängerten und verkürzten

die Achse schlitzte mich am Knöchel
5 cm auf

meine Mutter war ganz toll
unerwartet lief sie zur Höchgstform auf

wusste, dass die Wunde
bald genäht werden musste

und verbrachte mich, mit dem
linken Bein zitternd auf dem Roller stehend

und den Roller schiebend zum
Kinderarzt, der dann nähte

hier das Schild
es ist inzwischen abgebaut

der praktiziert nicht mehr und
sein Nachfolger

zog in ein moderneres Gebäude, nein,
der praktiziert nicht mehr

und ich pflege das Grab
meiner Mutter auf meine Art und Weise

Comentarios 13

  • Watndat 26/01/2010 12:12

    Klasse Geschichte..Werner
    Und man lernt durch Schaden und aus Schaden wird man klug..
    lg
  • B.K-K 25/01/2010 20:57

    ja, aucn mich berührt die Art und Weise, wie Du hier das erinnerte Alltagsgeschen in einen übergeordneten Stand hebst und so dem mißlichen Erlebnis die Ehre all jenen zuteil werden läßtt, die Du hier erwähnst ...
    bist für mich ein besonderer Mensch, weil Du dies so selbstverständlich vermagst ...
    danke

    LG Brigitte
  • Janne Jahny 25/01/2010 13:39

    Hi Werner, du lässt und teilhaben an diesem ganz besonderen "Charme", der Tiefe und der Freude und der Trauer um Kindheitserlebnisse. Sie leben in einem, obwohl so weit weg, als wäre das gestern gewesen.
    Es gibt etwas in uns, das nicht älter wird. Nennt man es Seele, ich weiss es nicht .............
    In so einer leeren Tafel steckt die ganze Seele deiner Erlebnisse. Und über das Medium hier zeigst du einen Ausschnitt davon, der mich sehr berührt.
    Dafür danke ich dir.

    LG
  • † werner weis 05/01/2009 22:26

    einmal vor Jahrzehnten hörte ich auf Mittelwelle in Hamburg eine der DDR-Radio-Sender und schnitt sofort die ganze Sendung auf Musik-Cassette mit
    es war eine Sendung, in der ein DDR-Rock-Song nach dem anderen gespielt wurde, auch insbesondere "Auf Lebenszeit" ...
    diese Cassette höre ich noch heut
    und dieser warme Mittelwellen-Klang ist inzwischen auf selbstgebrannte CDs gewandert...
  • Willi Thiel 04/01/2009 3:02

    tja solche art von unfällen hab ich auch hinter mir
    gehörte nun mal zum groß werden
    der arzt der mich damals klammerte ist auch hin , aber meine mutter lebt noch !
    ist auch gut so denk ich
    meine unfallserien schreib ich lieber mal nicht hin
    willi
  • Wolfgang Weninger 03/01/2009 21:51

    abgewohnt ... Viertel sterben ... wo sind die Menschen hin und warum?
    Servus, Wolfgang
  • Brigitte Specht 03/01/2009 18:13

    ...ja, ja , ein paar schlechte Erinnerungen aus der Kindheit könnte, so glaube ich jedenfalls, fast jeder Mensch erzählen......!
    Bei mir waren es oft die Rollschuhe, die damals ja noch mit einem Einweckgummi um die Schuhe befestigt wurden, die so einige bleibende Schäden an den Knien usw. hinterlassen haben.
    Und ein " Affenbiß " von einem Wanderzirkus, wo ich verbotenerweise einfach hingegangen bin und zu nahe an das Tierchen herankam, welches draußen angebunden war...::))
    L.G.Brigitte
  • Heinz Schikora 03/01/2009 14:21

    Manchmal kann eine Kleinigkeit wie hier der Rahmen (ohne Schild) längst vegessenne Erinnerungen wieder aufleben lassen.
    Und von einer auf die andere Sekunde steht alles wieder vor einem.
    Gruß, Heinz
  • Elke Cent 03/01/2009 10:55

    NOT an der Frau

    wir wohnten in einem altneubaugebiet
    3-stöckige häuser, 4 stück
    genug menschen, die es hätten sehen können
    mein roller war neu
    ICH HATTE JETZT AUCH EINEN ROLLER
    stolz wie hanne
    dieser kleine berg hinab
    die linkskurve klappte immer
    schotterbelag, doch das ausscheren des hinterrades hatte ich bald im griff
    die linkskurve klappte immer
    ich rief nach meiner mutter, die auch am fenster auftauchte
    und hoffte, viele andere bewohner taten es auch
    ja - die linkskurve konnte ja jeder
    jetzt gehts rechts rum ...
    aua
    meine mutter war in 5 minuten bei mir
    heldenhaft und heulend war ich dankbar, dass sie mich halb tragend die treppen hochschleppte
    das knie war im eimer - für die nachfolgenden tage
    die rechtskurve konnte mir ab da gestohlen bleiben
    die anderen bewohner im altneubaugebiet auch
    meine freunde bewunderten bald den riesen grind am knie
    hatte sie doch noch was gutes - diese rechtskurve
    nur der roller, der behielt seine beule ...

    Danke Werner, dass du mich hast ein Stück zurück denken lassen ...
    liebe Grüße
    Elke
  • Eva-Maria Nehring 03/01/2009 10:41

    Nun ja,
    wenn es einen Nachfolger gab,ist es ja gut.
    Aber oftmals kommt keiner nach....

    Ein Schild,
    ein Ort,
    es wird gesehen
    und erinnert an Szenen im Leben.
    LG Eva
  • paules 03/01/2009 9:14

    Schöne Geschichte....Teile kommen mir bekannt vor.
    Grüße Paul
  • Siegfried Frenzel 03/01/2009 8:54

    Dein Text erzeugt bei mir wechselnde Gefühle.
    Zuerst Schmunzeln, dann Sentimentalität zuletzt
    Trauer.
    Foto plus Text ... etwas Schönes!

    Gruß Siegfried
  • Bernd Osthoff 03/01/2009 8:38

    das sind Erinnerungen!!!
    die haben höchsten Stellenwert
    +++++
    LG Bernd