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“ (...) Wir fanden den Meister sowie schon all die Tage zuvor in dem dunklen, leeren Saal im Zentrum des Tempels vor. Der alten, stickigen und unbewegten Luft, die seit Jahren den Meister mit Leben fuellt, merkt man ihre getane Arbeit an. Die Energie zuende, ausgelaugt beschrenkt sich das Empfinden ihrer Existenz auf der Moeglichkeit der tausenden kleinen Partikel sich im ganzen Raum sanft in ihr herzuwiegen und das schimmrige, wenige in den Saal eindringende Licht, zu reflektieren. Die pur-pur farbenen Scheiben in den schmalen Schlitzen des Saales zur Aussenwelt, lassen die wenigen Umrisse der Dinge die im Saal zu erkennen sind, in einem kraeftigen Dunkelrot erscheinen. Der Meister selbst, in seiner, trotzt seines finalen 87ten Lebensjahres, noch immer so kantigen Gestalt sass in der Position in der er seit dem Beginn seiner Aufgabe nun schon mehr als 100 Tage verbrachte. In Meditativer Haltung, den Oberkoerper nach vorne gelehnt, der Kopf mit seinen wenigen abstehenden Haaren haengt regungslos nach unten, die Arme formen nach vorne einen Kreis um den Kopf sodass sein Gewand dem Betrachter verschliesst worauf sich seine Augen,Gedanken, ja seine gesamte Kraft im inneren dieser durch ihn und sein Gewand geformten Hoehle konzentrieren.
Unsere Praesens scheint den Meister, trotz unserer letztendlich doch noch rechtzeitigen Ankuft, zu ueberraschen. Nicht das unsere Ankunft unangekuendigt waere, doch wir scheinen ihn zu stoeren und es scheint als habe er Probleme, das was im Inneren der Dunkelheit seines Gewandes durch ihn an Kraft zu gewinnen beginnt, unter Kontrolle zu halten, es nicht entfliehen zu lassen.
Noch ist die Arbeit des Meisters nicht getan, noch ist die Zeit nicht gekommen, nicht fuer ihn, nicht fuer das was in ihm waechst und nicht fuer die Welt. Doch die Zeit draengt, die Zeit die gegen ihn und gegen die Welt anlaeuft. Zu lange wurde die Gefahr ignoriert, zu lange wurde der Meister nicht beauftragt, zu lange glaubte man sich sicher, und den Meister unnuetz. Nun fehlt die Zeit sodass ein letzter Kraftakt des Meisters noetig ist, den viele fuer unmoeglich halten und ihn selbst an den Rand seiner physischen Moeglichkeiten bringen. In einigen unserer vielen Besuche, um den Meister nach Auskunft ueber den Fortschritt zu bitten, konnten wir beobachten wie der Meister in wenigen Augenblicken der Zeit Probleme hat, z.B. seine Haende in ihrer Konzentration zu halten um den neunen nicht entfliehen zu lassen. Er ist alt, doch seine Wuerde und Weisheit hat er noch nicht verloren sodass wir ihn letztendlich baten, die alte Tradition des Neuen wieder, ein letztes mal zu vollfuehren, um uns eine vielleicht letzte Moeglichkeit zu geben.
Der Meister ist dabei seine Arbeit endlich zu beenden, sodass dies unser vorletzter Besuch sein sollte. Als wir uns ihm nun also nach einigem warten naehern, hebt er seinen Kopf. Wir sind gespannt was uns der Meister zeigen wird. (…) “
Max Stockhaus 10/04/2010 8:54
scharf