Osterbesinnlichkeiten
Kurt Tucholsky: Der Mensch (1931)
Der Mensch hat zwei Beine und zwei Überzeugungen: eine, wenns ihm gut geht, und eine, wenns ihm schlecht geht. Die letztere heißt Religion. Der Mensch ist ein Wirbeltier und hat eine unsterbliche Seele, sowie auch ein Vaterland, damit er nicht zu übermütig wird.
Der Mensch wird auf natürlichem Wege hergestellt, doch empfindet er dies als unnatürlich und spricht nicht gern davon. Er wird gemacht, hingegen nicht gefragt, ob er auch gemacht werden wolle.
Der Mensch ist ein nützliches Lebewesen, weil er dazu dient, durch den Soldatentod Petroleumaktien in die Höhe zu treiben, durch Bergmannstod den Profit der Grubenherren zu erhöhen, sowie Kultur, Kunst und Wissenschaft. Der Mensch hat neben dem Trieb der Fortpflanzung und dem, zu essen und zu trinken, zwei Leidenschaften: Krach zu machen und nicht zuzuhören. Man könnte den Menschen geradezu als ein Wesen definieren, das nie zuhört. Wenn er weise ist, tut er damit recht: denn Gescheites bekommt er nur selten zu hören. Sehr gern hören Menschen: Versprechungen, Schmeicheleien, Anerkennungen und Komplimente. Bei Schmeicheleien empfiehlt es sich, immer drei Nummern gröber zu verfahren als man es gerade noch für möglich hält. Der Mensch gönnt seiner Gattung nichts, daher hat er die Gesetze erfunden. Er darf nicht, also sollen die anderen auch nicht.
Um sich auf einen Menschen zu verlassen, tut man gut, sich auf ihn zu setzen; man ist dann wenigstens für diese Zeit sicher, dass er nicht davonläuft. Manche verlassen sich auch auf den Charakter.
Der Mensch zerfällt in zwei Teile:
In einen männlichen, der nicht denken will, und in einen weiblichen, der nicht denken kann. Beide haben sogenannte Gefühle: man ruft diese am sichersten dadurch hervor, dass man gewisse Nervenpunkte des Organismus in Funktion setzt. In diesen Fällen sondern manche Menschen Lyrik ab. Der Mensch ist ein pflanzen- und fleischfressendes Wesen; auf Nordpolfahrten frisst er hier und da auch Exemplare seiner eigenen Gattung; doch wird das durch den Faschismus wieder ausgeglichen. Der Mensch ist ein politisches Geschöpf, das am liebsten zu Klumpen geballt sein Leben verbringt. Jeder Klumpen hasst die anderen Klumpen, weil sie die anderen sind, und hasst die eigenen, weil sie die eigenen sind. Den letzteren Hass nennt man Patriotismus.
Jeder Mensch hat eine Leber, eine Milz, eine Lunge und eine Fahne; sämtliche vier Organe sind lebenswichtig. Es soll Menschen ohne Leber, ohne Milz und mit halber Lunge geben; Menschen ohne Fahne gibt es nicht. Schwache Fortpflanzungstätigkeit facht der Mensch gern an, und dazu hat er mancherlei Mittel: den Stierkampf, das Verbrechen, den Sport und die Gerichtspflege.
Menschen miteinander gibt es nicht. Es gibt nur Menschen, die herrschen, und solche, die beherrscht werden. Doch hat noch niemand sich selber beherrscht; weil der opponierende Sklave immer mächtiger ist als der regierungssüchtige Herr. Jeder Mensch ist sich selber unterlegen.
Wenn der Mensch fühlt, dass er nicht mehr hinten hoch kann, wird er fromm und weise; er verzichtet dann auf die sauren Trauben der Welt. Dieses nennt man innere Einkehr. Die verschiedenen Altersstufen des Menschen halten einander für verschiedene Rassen: Alte haben gewöhnlich vergessen, dass sie jung gewesen sind, oder sie vergessen, dass sie alt sind, und Junge begreifen nie, dass sie alt werden können.
Der Mensch möchte nicht gern sterben, weil er nicht weiß, was dann kommt. Bildet er sich ein, es zu wissen, dann möchte er es auch nicht gern; weil er das Alte noch ein wenig mitmachen will. Ein wenig heißt hier: ewig.
Im Übrigen ist der Mensch ein Lebewesen, das klopft, schlechte Musik macht und seinen Hund bellen lässt. Manchmal gibt er auch Ruhe, aber dann ist er tot.
Neben den Menschen gibt es noch Sachsen und Amerikaner, aber die haben wir noch nicht gehabt und bekommen Zoologie erst in der nächsten Klasse.
Kaspar Hauser, Weltbühne 24, 16.06.1931
Wünsche allen fröhliches Eierlegen
Zream
Auf der Suche nach dem Ei des Kolumbus
Mr. Bo 10/06/2024 12:13
Das perfekte Foto eines Eremiten für eine Dating-Plattform : -)Text vom Feinsten
Zerwonke 02/04/2024 13:34
Na das kann ja EI-ter werden...Gr au B
Georg2020 01/04/2024 11:32
Text: !Bild:
ja, so fühle ich mich auch ziemlich oft. Sogar noch öfter.
rollein turkopp ö 29/03/2024 17:15
jetzt ist völlig klar, wohin der Teddy von Mr. Bean umgezogen ist....................fast nicht wiederzuerkennenzu Kasper Hausi ergänzend mit einem Zitat von CDF
Ihr nennt mich Menschenfeind,
Weil ich Gesellschaft meide.
Ihr irrt euch,
Ich liebe sie.
Doch um die Menschen nicht zu hassen,
Muß ich den Umgang unterlassen.
Mukkl lässt grüßen
Photomann Der 29/03/2024 14:03
du willst uns wohl n Bären aufbinden ?!13. Fee 29/03/2024 10:36
dem ist nur wenig hinzuzufügen. :-))ric62 28/03/2024 16:56
Ein echter Bayer bei der Entnahme eines Bärlis …So lasse ich mir das gefallen.
;-)
s. monreal 28/03/2024 15:56
Osterhasi!Und weil Du so einen schönen Text und so einen schönen Teddy hast, habe ich ein kleines Gedicht, das mir in den Sinn kam:
Es war einmal und ist nicht mehr
ein kugelrunder Teddybär
Ich riss ihm Arm und Beine aus
jetzt sieht er wie ein Rollmops aus
Schöne Ostertage mit dem Ei des Kolumbus!
Max Stockhaus² 28/03/2024 11:56
Klasse Foto und den Text kannte ich noch nicht, werde ihn mir aber merken!Der Bär sieht aus, als wäre er ein Bruder von Bruno dem stoiberschen Problembären:
"Ich habe sehr viel Verständnis für all diejenigen, die jetzt sagen:
Um Gottes Willen, ähm, äh, ehmm,
der Bär und warum muss der gleich jetzt äh
abgeschossen werden bzw. muss eine Abschusserlaubnis
gegeben werden, nur: Wenn die Experten sagen, das ist ein
absoluter äh,ehhmm das ist ein absoluter Problembär, äh,
da gibt es nur die Lösung, ihn zu beseitigen . . ."
lg max
ShivaK 28/03/2024 10:42
was für ein Zitat ... was für ein Bild ... und was sehe ich? Der Bär ist kein Osterhasi :-)Davina02 28/03/2024 10:24
Immer den Teddy lieb haben!LG Angela
Klaus Boizo 28/03/2024 10:23
herrlich!!!!Klacky 28/03/2024 10:17
Who is who?Mira Culix 28/03/2024 9:43
liab