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Pfadfinder bei Frühstück

Pfadfinder bei Frühstück

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Peter Smiarowski


Premium (World), Recklinghausen

Pfadfinder bei Frühstück

Pfadfinder Zeltlager am Koniksee in Rekownica-Masuren in Juni 2006

Tarnzelt - Pforte
Tarnzelt - Pforte
Peter Smiarowski


Persönliche Erfahrungen als Pfadfinder werden veröffentlicht.

Pfadfinder
Zeltlager, Wandern, die Natur belauschen, Spuren lesen, die Sterne kennen, Gitarre spielen und Singen am Lagerfeuer, stille Nachtwachen, wilde Geländespiele, immer mit Freunden zusammen, und ohne die erwachsenen Aufpasser und Spielverderber – davon hatte ich schon lange geträumt. Mit 16 endlich konnte ich meine Eltern überreden, mich zu den Pfadfindern gehen zu lassen.

Ich hatte schon viele Bücher gelesen, wo Jungen, so alt wie ich, tolle Abenteuer erleben, und ich kannte auch die Geschichte von Robert Baden-Powell, der als britischer Offizier im südafrikanischen Burenkrieg Jungen als "Scouts", also als Späher und Kundschafter einsetzte und nach dem Krieg die Jungen in seinem eigenen Land aufrief, auch so tüchtige "Boy Scouts" zu werden. So entstand die Pfadfinderbewegung, 1907 in England, bald darauf in vielen anderen Ländern, und 1911 auch in Deutschland, wo es dann evangelische, katholische und freie Pfadfinderbünde gab. Ich entschied mich für die freien, schon weil die Lilie, das Zeichen der Pfadfinder in aller Welt, in ihrem Wappen eine so hübsche Form hatte.

Unsere Sippe

In unserer Stadt gab es einen Pfadfinderstamm und in fast jedem Stadtteil eine Gruppe, die bei den Pfadfindern "Sippe" heisst – nur im meinem Stadtteil noch nicht.

"Wir gründen eine Sippe bei euch, wenn du noch ein paar Jungs findest, die mitmachen", sagte der Stammesführer, als ich mich bei ihm vorstellte. Ich fragte Freunde und Klassenkameraden, und bald waren wir zu viert. "Das reicht noch nicht, aber wir fangen einfach mal an", meinte der Stammesführer. Er selbst leitete unsere Heimabende, wir lernten Lieder und das Pfadfindergesetz, Knoten und Waldläuferkunde und allerlei Wissenswertes, was man für Fahrt und Zeltlager braucht.

Ich fand das alles sehr spannend und war bald fest entschlossen, ein richtiger Pfadfinder zu werden. Es fehlte nur noch die Pfadfinderkluft und die Fahrtenausrüstung: blaues Hemd und Jungenschaftsbluse, Pfadfinderkoppel und Fahrtenmesser, ein "Affe", wie wir unseren flachen Rucksack mit Fellrücken nannten, Kochgeschirr, ein Schlafsack und eine Zeltbahn – das brauchte man mindestens. Regenponcho, Kompass und Karten, Taschenlampe und vielleicht mal ein eigenes Fahrrad – das konnte alles später kommen.

Mir war klar, dass meine Eltern das nicht bezahlen konnten – kaum zehn Jahre nach dem Krieg, in dem wir alles verloren hatten. Es passte auch ganz gut in mein Bild von einem echten Pfadfinder, dass er sich seine Ausrüstung selber verdient. So arbeitete ich in meinen Schulferien im Strassenbau, bis ich alles beisammen hatte, und legte noch ein paar Extraschichten ein, bis ich mir auch noch eine Gitarre leisten konnte.

Die erste Fahrt

Die erste Fahrt war ein grosses Abenteuer. Noch nie war ich sechzig Kilometer weit mit dem Rad gefahren – ich hatte ja kein eigenes, und dieses, ein arg ramponiertes Vorkriegsmodell, war nur geliehen von einer freundlichen kleinen alten Nachbarin, und ich mit meinen langen Beinen sass darauf wie der berühmte "Affe auf dem Schleifstein". Als wir endlich an unserem Zeltplatz auf einer einsamen Lichtung mitten im Wald ankamen, fiel ich total erschöpft mitsamt dem Rad einfach um – sehr zur Freude der anderen.

Aber denen ging es kaum besser. Mit steifen Muskeln staksten wir durchs Unterholz, um geeignete Äste für Zeltpflöcke und Zeltstangen zu suchen. Es dauerte eine Ewigkeit, bis unser Zelt einigermassen stand, und es wurde schon dunkel, als das qualmende Lagerfeuer endlich brannte und schliesslich die Erbswurstsuppe im grossen Hordentopf brodelte.

Aber dann hockten wir uns alle ums wärmende Feuer, es wurde geschmaust, erzählt und gelacht, und alle Qualen waren vergessen. Ich packte meine nagelneue Gitarre aus, wir sangen unsere Lieder, und der Stammesführer las spannende Pfadfindergeschichten vor ...
Und hier, rund ums Feuer, mitten im nächtlichen Wald mit seinen unheimlichen Geräuschen, hatte das alles einen ganz besonderen Zauber, der mich lange nicht loslassen sollte.

Die Nacht im Zelt war kalt, mein billiger Schlafsack war viel zu dünn, und durch die schäbige Zeltbahn, die mein Vater aus dem Krieg mitgebracht hatte, stieg die Bodenfeuchtigkeit rasch bis in meine Kleidung. Trotzdem schliefen wir wie Steine. Die Nachtwachen fielen aus, weil gleich die erste Wache eingeschlafen war und die nächsten nicht mehr wecken konnte.
Ja, wir mussten wohl noch viel lernen!

Irgendwann in der Nacht hatte es angefangen zu regnen, und es regnete, mit kurzen Unterbrechungen, auch den ganzen folgenden Tag. Das Feuer war aus, so gab es keinen wärmenden Tee, und frierend mampften wir, ein dickes Stück Brot in der einen und die Wurst in der anderen Hand, wortlos unser kaltes Frühstück in uns hinein, starrten missmutig auf die regentriefende Natur draussen vorm Zelteingang und dachten wohl alle dasselbe: "Was soll man bei so einem Wetter bloss anfangen?"

Aber unser unverwüstlicher Stammesführer war schon früh im Wald gewesen und hatte einen "Pfadfinderlauf" für uns gelegt: einen vorgegebenen Pfad, gekennzeichnet durch Spuren und Waldläuferzeichen und mit versteckten Botschaften an bestimmten Stellen, wo besondere Aufgaben zu erledigen waren.

Da gab es auch für uns kein Pardon. So trabten wir den ganzen Vormittag durch den nassen Wald, liefen uns warm, mussten hier nach einer Spechthöhle suchen, dort Blätter aller bekannten Bäume sammeln, auf der Bergkuppe die Himmelsrichtungen anhand der moosbewachsenen Bäume herausfinden und uns im Tal an einem Seil über den Bach hangeln, dann knoteten wir aus dem Seil eine Strickleiter und erstiegen damit eine mächtige Eiche, von der aus wir unser Zelt sehen konnten, schnitzten noch einen Löffel, und zum Schluss hatten wir eine Tragbahre zu bauen, was mit zwei langen Ästen und zwei Jacken im Nu geschehen war, und trugen unseren Jüngsten darauf unter lautem Juchhu ins Lager zurück.

Da dampfte schon die unvermeidliche Erbswurstsuppe überm Feuer. Jeder musste seinen selbstgeschnitzten Löffel ausprobieren und löste mit seinen vergeblichen Verrenkungen, damit Suppe zu löffeln, jedes Mal grosses Gelächter aus. So griffen wir bald wieder zu unserem mitgebrachten Essbesteck und schlugen uns den Bauch voll. Satt und fröhlich sassen wir noch eine Weile am Feuer, erzählten und sangen und beschlossen dann in feierlicher Runde unser erstes Lager.

Rasch packten wir unsere Sachen zusammen, löschten das Feuer, bauten das Zelt ab und vergruben die Abfälle, zurrten die Affen auf den Rädern fest und radelten los, mannhaft den Muskelkater von der gestrigen Gewalttour unterdrückend. Doch die Beine schmerzten immer schlimmer, und bald beherrschte mich nur noch ein Gedanke: Durchhalten, bloss nicht schlappmachen!

Von Verkehrsregeln hatte ich nur eine vage Ahnung und kam beim Abbiegen fast einem Laster unter die kreischenden Räder, und als ich dann, mit meiner Gitarre quer auf dem Rücken, auf dem Radweg ins Schlingern kam, schlug der Gitarrenhals gegen einen Laternenpfahl und brach glatt ab. Mir schossen die Tränen in die Augen, so weh tat mir letzte Seufzer-Akkord meiner schönen neuen, so schwer verdienten Gitarre. Aber das konnte bei dem Regen zum Glück niemand sehen, und jetzt war sowieso nur eines wichtig: Junge, mach jetzt bloss nicht schlapp!

Und dann, irgendwann, war ich zu Hause, konnte kaum auf meinen Beinen stehen, war nass bis auf die Haut, und die Gitarre liess den Hals hängen wie ein müder Schwan. Aber ich war erfüllt von all den neuen Eindrücken und Erlebnissen dieser ersten Fahrt und so stolz, dass ich allen Strapazen zum Trotz durchgehalten hatte, und mit strahlenden Augen sagte ich jedem: "Es war grossartig!"

Das Pfadfindergesetz

Mit unserer Begeisterung hatten wir bald noch ein paar Freunde angesteckt, und nun waren wir acht Jungen. Das reichte, um eine eigene Sippe zu gründen.

Auf unseren Heimabenden hatten wir schon allerhand gelernt und einiges davon ja bereits bei unserem ersten Pfadfinderlauf unter Beweis gestellt. Aber es sollte noch ein halbes Jahr dauern, bis wir so weit waren, dass wir in den Pfadfinderbund aufgenommen werden konnten.

Das geschah dann sehr feierlich auf einem Stammeslager, wo alle Sippen unserer Stadt, jede mit eigenem Zelt und ihrem Wimpel davor, in einem grossen Kreis auf einer Waldlichtung kampierten.

Vorher gab es für uns Neulinge noch eine richtige Prüfung in Waldläuferkunde, Erste Hilfe und Pfadfinderwissen. Die zehn Gesetze der Pfadfinder musste jeder auswendig können:

Auf die Ehre eines Pfadfinders kann man unerschütterlich bauen.
Der Pfadfinder ist treu und zuverlässig.
Der Pfadfinder ist hilfsbereit.
Der Pfadfinder ist Bruder aller Pfadfinder und Freund aller Menschen.
Der Pfadfinder ist duldsam und ritterlich.
Der Pfadfinder schützt Pflanzen und Tiere.
Der Pfadfinder weiss sich einzuordnen.
Der Pfadfinder ist immer frohen Mutes.
Der Pfadfinder ist einfach und sparsam.
Der Pfadfinder ist rein in Gedanken, Worten und Taten.
Dass die Pfadfinder nach eigenen Gesetzen lebten, hatte mich schon immer begeistert. Zu Hause, in der Schule, in der Kirche, auf der Strasse gab es immer nur Verbote, immer nur "Du darfst nicht ...!" und "Du sollst nicht ...!". Aber das Pfadfindergesetz sagte einem endlich mal, wie man denn nun sein sollte: Zuverlässig und hilfsbereit, höflich und guten Mutes, ein Freund für die Menschen, die Tiere und Pflanzen, einfach und ehrlich – ja, so wollte ich sein!

In unserer Gruppe nahmen wir die Gesetze sehr ernst, und wenn einer einen jungen Baum umhauen wollte, weil der so eine prima Zeltstange abgab, bekam er prompt zu hören "Bist du bekloppt? Der Pfadfinder schützt Pflanzen und Tiere!"

Das Pfadfinderversprechen

Während wir auf dem Stammeslager noch unsere Aufnahmeprüfung ablegten, hatten die anderen Pfadfinder auf dem freien Platz inmitten der Zelte schon eine Menge Feuerholz aufgeschichtet, und nachdem alle Sippen vor ihren Zelten zu Abend gegessen hatten und es dunkel geworden war, versammelten sich alle in einem grossen Kreis um den Holzstoss. In jeder Sippe trug einer den Wimpel und einer eine Fackel. Auch wir hatten unseren neuen Wimpel dabei, aber der musste vorerst noch fest zusammengerollt bleiben.

Die feierliche Runde wurde mit einem Lied eröffnet, dann gingen die Jungen mit den Fackeln von allen Seiten auf den Holzstoss zu, stiessen ihre Fackeln hinein, und das grosse Feuer loderte empor. Der Stammesführer hielt eine kurze Ansprache, und dann, nach einem weiteren Lied, kam unsere grosse Stunde:

Der Stammesführer verkündete allen, dass es nun auch in unserem Stadtteil eine Sippe geben würde, dass alle von uns heute die Aufnahmeprüfung bestanden hätten und dass wir jetzt in den Pfadfinderbund aufgenommen würden. Er rief unsere Namen auf, wir traten in den Kreis, hoben die rechte Hand zum Pfadfindergruss und sprachen zusammen das Pfadfinderversprechen:

Ich verspreche auf meine Ehre,
dass ich mein Bestes tun will,
Gott und meiner Heimat zu dienen,
jederzeit und allen Menschen zu helfen,
dem Pfadfindergesetz zu gehorchen.
Dann erhielten wir unser Halstuch, das nur richtige Pfadfinder tragen dürfen, und das Abzeichen mit der Pfadfinderlilie. Wir waren mächtig stolz, als jetzt das Bundeslied gesungen wurde und wir zum ersten Mal richtig dazugehörten.

Und dann wurde unsere Sippe gegründet. Der Stammesführer ernannte uns zur Sippe der "Markomannen" – diesen Namen hatten wir uns ausgesucht, weil in unserer Stadt alle Sippen nach Germanenstämmen benannt wurden. Unser neuer Wimpel wurde zum ersten Mal entrollt, und indem der Stammesführer ihn mir übergab, ernannte mich zum Sippenführer.

Und dann ging er – er, der uns zu Pfadfindern gemacht hatte, der unsere Gruppe aufgebaut hatte und uns ein so toller Führer gewesen war, liess unser Häuflein alleine im Kreis stehen, und ich räusperte mich und hielt die erste Rede meines Lebens: "Wir sind die Sippe der Markomannen und singen jetzt unser Sippenlied" – vor Ergriffenheit und Aufregung brachten wir wohl kaum einen Ton heraus, doch zum Glück sangen bald alle mit, die das Lied kannten, und da fassten auch wir wieder Mut.

Der Stammesführer wünschte unserer Sippe noch "Allzeit Gut Pfad", dann traten auch wir in den Kreis zurück und hörten zu, wie das grosse Geländespiel für morgen geplant war und welche Aktivitäten der Stamm in der nächsten Zeit vorhatte.

Als die Feuerrunde schliesslich mit dem Stammeslied beschlossen wurde und der grosse Kreis sich auflöste, waren wir immer noch zu aufgeregt zum Schlafen. Wir setzen wir uns mit ans Feuer und schlossen die ersten Freundschaften zu unseren Pfadfinderbrüdern aus anderen Teilen unserer Stadt.

Die Gute Tat

Nun war ich endlich ein richtiger Pfadfinder. Aber das ist nicht so einfach. Pfadfinder ist man ja immer, nicht nur, wenn man die Kluft anhat, und nicht nur am Heimabend oder auf Fahrt.

Da ist zum Beispiel das Versprechen, jederzeit und allen Menschen zu helfen. Um das zu lernen, nehmen sich die Pfadfinder in aller Welt vor, jeden Tag eine Gute Tat zu tun. Ich hatte einen kleinen Kalender, da hab ich jeden Tag eingetragen, was für eine Gute Tat ich vollbracht hatte: Mutter mit Staubwischen oder Treppe putzen überraschen, Vater eine Besorgung abnehmen, einem Kind über die Strasse helfen, einer Oma die Tasche nach Hause tragen, ein Auto anschieben helfen, einen kranken Mitschüler besuchen ... tausend Möglichkeiten gibt es, anderen zu helfen, wenn man nur die Augen offenhält.

Später habe ich das dann nicht mehr aufgeschrieben, aber ich hatte inzwischen auch einen guten Blick dafür bekommen, wo jemand vielleicht meine Hilfe brauchen konnte.

Pfadfinderleben

Wir trafen uns jede Woche zum Heimabend, und etwa einmal im Monat gingen wir übers Wochenende auf Fahrt, meistens um draussen in der Natur etwas zu erkunden, das wir vorher auf unseren Heimabenden gelernt hatten: Wie man im Wald essbare Beeren und Pilze findet und sich aus trockenen Brombeerblättern einen leckeren Tee kochen kann, wie man sich an einer Felswand abseilt, Ertrinkende aus dem Wasser rettet, mit Taschenlampen Morsezeichen sendet oder wie man sich selbst verteidigt, wenn man angegriffen wird. Wir suchten uns immer den passenden Zeltplatz dafür aus in einem Steinbruch, auf einer einsamen Lichtung tief im Wald, auf einer kleinen Insel mitten im Fluss oder in der alten Ruine der Isenburg hoch auf dem Felsen, wo es besonders romantisch war, sich abends am Lagerfeuer die alten Sagen von Rittern und Burggespenstern zu erzählen.

In den Sommerferien ging's immer auf Grossfahrt. Da waren wir wochenlang unterwegs, mit dem Rad bis nach Holland oder tausend Kilometer quer durch Norddeutschland, wochenlang frei zu fahren, wohin es uns lockte, zu bleiben, wo es uns gefiel, und zu tun, was wir wollten – eine herrliche Freiheit, und eine Zeit, viele Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln, die ein Leben lang wach bleiben.

Abenteuerlich war es immer, und oft sicher auch gefährlich. Meist ging selbst das waghalsigste Abenteuer gut aus. Aber einmal trank einer auf einer Nachtwanderung aus einem Gewässer, das im Dunklen aussah wie ein klarer Waldquell, und lag anschliessend viele Wochen mit Typhus auf der Isolierstation; ein anderer wurde von einem herabpolternden Felsbrocken am Kopf getroffen, und während wir ihn zur nächsten Strasse trugen, waren zwei von uns schon vorgerannt, hatten einfach die ganze Strasse gesperrt und das nächstbeste Auto gestoppt, und im Eiltempo ging's ins nächste Krankenhaus, wo wir warteten, bis unser Freund gut versorgt war ...

Wir hielten zusammen und gingen gemeinsam durch dick und dünn, und bald wuchs unsere Sippe zusammen zu einer festen Kameradschaft, die uns all das gab, was das Elternhaus Jugendlichen in diesem Alter nicht mehr geben kann:
Freundschaft mit Gleichaltrigen, Gleichgesinnten, Selbsterfahrung und Selbstbewährung in Abenteuer und Gefahr, selbstgewählte Ideale und eine eigenständige Orientierung für ein selbstständiges, selbstbestimmtes Leben.

Wie gross und stark unsere neue, eigene Welt war, erfuhren wir eindrucksvoll auf den grossen Landes- und Bundeslagern. Da kamen Hunderte, Tausende von Pfadfindern zusammen, ein schier endloses Meer von Zelten, bunten Wimpeln und Fahnen mit unserer Pfadfinderlilie, überall Singen und Musizieren, überall Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, und dazwischen die Gäste aus der ganzen Welt, Abordnungen der weltweiten Pfadfinderbewegung, die abends beim grossen Jamboree, wenn unsere Lieder aus tausend Kehlen durch das ganze Tal schallten, auch die Tänze und Lieder ihrer Heimat vorführten und am nächsten Tag mit uns am Zelt sassen und Adressen tauschten ...

All das gab uns viel Kraft und den Mut, unseren selbstgewählten Weg weiterzugehen
– trotz nörgelnder Eltern, die sonntagabends lieber einen Sohn in feinerem Aufzug gesehen hätten als den Vagabunden, der da dreckig und zerzaust von Fahrt zurückkam;
– trotz hänselnder Klassenkameraden, der derweil schon zur Tanzstunde gingen und heisse Tipps austauschten, wie man jede Frau rumkriegt;
– trotz hämischer Lehrer, die einen am Montagmorgen in der Klasse wachrüttelten und grienten: "Na, wieder mal den rechten Pfad nicht gefunden? In deiner Mathematik-Arbeit jedenfalls nicht: Fünf!"
– und trotz all der Spiessbürger, die uns vorschreiben wollten, wie wir zu leben hätten. Aber das wussten wir selbst besser, und niemand würde uns davon abbringen, weiterhin unseren eigenen Weg durchs Leben zu gehen.

Comentarios 6

  • ricarda.m 19/08/2011 19:18

    Also ich bin jetzt schon seit fast 8 jahren bei den Pfadfinder!
    &das zelt wo die drin sind habe ich noch nie bei einem Pfadfinder Lager gesehen! Es gilt bei Pfadfindern nämlich der satz "Wir zelten schwarz" !

    Aber das Bild finde ich trotzdem sehr schön!
    Lg.Ricarda!
  • Andreas CanOn 09/11/2007 21:21

    So viel Text schaffe ich nicht auf einmal. Bin nur ein einfacher Pfadfinder.

    Hier ein Bild von unserem Eurocamp.

    Gut Pfad
    Andreas
  • Ute Witzel 07/04/2006 22:36

    Schön, wem es gefällt, bin ich immer neidisch drauf. Mir sind das zu viele Leute. Wahrscheinlich wurde verpasst, mich in die "Herde" einzugliedern.
    Tolle Geschichte dazu!
    LG Ute
  • Wolfgang Dürr 07/04/2006 15:10

    Es ist schön, dass es noch Jugendliche gibt, die nicht nur vor dem Fernseher oder einer Gamecube sitzen. Als Pfadfinder wird der Gemeinschaftssinn gefördert und das Füreinandereinstehen.
    Schön hast du uns von dem Leben berichtet.
    LG
    Wolfgang
  • Trautel R. 07/04/2006 7:17

    ich wusste, dass von dir noch ein weiteres foto von den pfadfindern kommt. eine sehr gute doku in wort und bild.ich sehe hier sogar einen jungen im rollstuhl dabei.

    ich habe alles noch vor dem frühstück gelesen, weil auch in unserer familie jemand bei den pfadfindern war.
    lg trautel
  • Klaus Zeddel 06/04/2006 16:37

    Das war ja eine wirklich interessante Lesestunde. Glaube schon, daß das viel Freude bereitet, in so einer Kameradschaft integriert zu sein. Zusammen mit dem Foto ist Dir da eine ungewöhnlich eindrucksvolle Dokumentation gelungen, wirklich faszinierend.
    LG Klaus