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Manfred Mairinger


Premium (World), Ansfelden

Piaristenkirche

Bei der Übergabe an die Jesuiten 1616 wurde dieser Turm ausgenommen, da er der Bürgerschaft als Stadtturm (Brandwache, Glockensignal) diente. In seinen unteren Teilen stammt er aus dem frühen 13. Jahrhundert, wie die romanischen Fenster zeigen, wurde aber im 15. Jahrhundert erhöht und erhielt die charakteristischen Ecktürmchen. In der Barockzeit wurden die großen Schallfenster der Glockenstube herausgebrochen. Die Glocke, genannt Piaristenglocke oder Kremser Pummerin, ist die große Stadtglocke von Krems. Sie wurde 1702 von Mathias Prininger in Krems gegossen. Mit 5.016 kg Gewicht und einem Durchmesser von 208 cm hat sie den Schlagton g0+2 und ist eine der größten Glocken Österreichs. Sie trägt die interessante Inschrift

EN EGO CAMPANA NVNQVAM ANNVNTIO VANA BELLVM VEL VESTVM TONITRV IGNEM AVT FVNVS

Frei übersetzt bedeutet das „Siehe die Glocke bin ich / Nichtiges niemals verkünde ich / dafür aber Krieg und Freudengesang / Donner und Blitz sowie Begräbnisgang“.
Die Glocke wird heute noch händisch geläutet und erklingt nur an den höchsten Feiertagen und zu Silvester. Neben der Tür zum Turmaufgang ist in der Westwand der Kirche ein jüdischer Grabstein eingemauert, der leider deutliche Verfallserscheinungen zeigt. Um 1900 war die Schrift noch lesbar, sodass erhalten blieb, dass dieser Stein dem Andenken des Rabbi Nachlifa gewidmet war (gest. um 1395). Warum jüdische Grabsteine nach Zerstörung der Gemeinde in Krems 1421 von ihrem Friedhof in die Stadt übertragen wurden, wo sie sich auch in Bürgerhäusern befinden, kann nur als Vermutung ausgesprochen werden. Wahrscheinlich geschah dies im 16. Jahrhundert, als in einer humanistischen Sprachtheorie das Hebräische als Wurzel aller Sprachen, als die älteste Sprache der Menschheit aufgefasst wurde.

Piaristenkirche
Piaristenkirche
Manfred Mairinger

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