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Rast unter Gefahr

Ginger White: WANDERUNG DURCH RAPSFELDER

Hier versuchen wir beim circa 19. Wan-
der-Kilometer eine Rast mit Tee und

Bounty. Es dauerte nicht lange, da fuhr
ein sechsrädriger Groß-Diesel übers

Feld und hatte rechts und links (unge-
logen) ein Spritzschwenkgerüst ausge-

fahren, aus dem er es nieseln und dampfen
ließ - wir mussten zweimal panisch auf-

springen, als auch wir am Wegesrand
fast mitgesprüht wurden. Doch was

war vorher so alles geschehen? Der
Start dieser Wanderung zu fünft im

Qunitett fand auf dem Feuerwehrpark-
platz eines inzwischen wieder (zu Un-

recht) vergessenen kleinen Dorfes
statt, da die Parkplätze am Priwall

überteuerte Gebühren abmelken woll-
ten. Wir hatten alle Wanderstiefel an,

Hagen auch, und so setzte sich mehr-
heitlich der Entschluss durch, über Wie-

sen und Felder Abkürzungen über in-
zwischen untergepflügte antike Wander-

wege zu nehmen. Das letzte Dorf, durch
das wir dann noch kamen, bescherte uns

einen modernen Mann im braunen Kapu-
ziner-Mönchs-Bademantel an der Garten-

pforte, der als neuzugezogener Einhei-
mischer uns einen langen Vortrag bot, in

dem brauchbare Wandertipps sich mit
unbrauchbaren bunt mischten. Dann lief

uns in diesem Dorf noch eine Hündin zu,
die uns als ihr Rudel ansah, so dass der

Besitzer diesen Hund nicht mehr zurück-
zupfeifen imstande war. Der Hund führte

uns zwei Kilometer lang zu der sogenann-
ten Störtebeker-Burg, die uns der Kapuziner

schon ausgemalt hatte, dann holte der Hun-
debesitzer uns ein und beschuldigte uns,

dass wir den Hund gelockt hätten, wir hatten
den aber sogar angeschrien: "Zurück zu Herrchen!"

Dabei wurde umso deutlicher, dass der als
Alpha-Tier nicht akzeptiert war und vermut-

lich sein Tier nicht gut behandelte. Schließ-
lich klickte er es an die Leine und zog wieder

ab, so dass wir kopfschüttelnd weiterstapften.
Eine Rast an einer alten riesigen Grube, die

eher wie ein Meteoriten-Krater als wie eine
ehemalige Kiesgrube wirkte, ließ uns neue

Kraft aufbauen, denn es ging noch lange
weiter über Felder jenseits von Weg und

Spur. In so manchem Dorf dann später
suchten wir völlig vergeblich Gastronomie

oder Läden. Ein alternativer Hofladen hatte
natürlich gerade da seine lange Mittags-

pause, wo wir ihn passierten. Er wäre sowie-
so zu teuer gewesen, das sahen wir gleich,

als wir den Betreiber, einen Yuppie, der den
Kapuziner noch übertraf, ein Werkzeug über

den Hof tragen sahen. Unsere Rastpätze
waren entweder an Wegesrändern oder ne-

ben Hochsitzen oder an ausgedienten
Kiesgruben. Eine wilde Müllkippe nach

altem DDR-Stil fanden wir auch vor, in-
zwischen nicht mehr mit Kühlschrän-

ken der Marke "Kristall" sondern mit
24-Zoll-Monitoren vollgeschmissen,

denn auch hier breitet sich die Flach-Bild-
Schirm-Seuche immer schneller aus.

Wir unterhielten uns sehr viel über bio-
grafische Themen und über Themen

aus Biologie, Geologie und Chemie,
und wir fanden auch unbekannte Kerb-

Tiere auf den Wegen, blaue Käfer, die vor
den Sprüh-Diesel-Fahrzeugen aus den

Raps-Feldern flohen, so meinten wir,
wir meinten vieles - schließlich kamen

kurz vor Grewesmühlen diverse Seen,
die Ruhe ausstrahlten und dann der

Ort, in dem wir ins erste Lokal am Platz
gingen und einfache aber frische Spei-

sen zu normalem oder alkoholfreiem
Weizenbier aßen - der After-Glow begann...


(circa 30 km in 8 Stunden, 5 Mann hoch)

Comentarios 18

  • Edeltrud Taschner 21/05/2010 14:54

    Oje, das scheint ja gar nicht ungefährlich zu sein. Mit Pflanzenschutzmittel angesprüht zu werden, ist sicher nicht angenehm.
    Schade, dass ihr kein besseres Wetter hattet, der Sommer lässt offenbar noch immer auf sich warten.
    LG Edeltrud
  • monika huertgen 20/05/2010 17:00

    Klasse Deine Erzählung zum Bild.30 Km zu maschieren ist eine tolle Leistung.Das Bild geällt mir auch.
    LG.Monika
  • E. W. R. 19/05/2010 23:16

    Lieber Werner, immerhin seid ihr ja nicht aus der Luft von einem Sprühflugzeug angegriffen worden wie der von Cary Grant gespielte ahnungslose Werbefachmann Roger Thornhill in "Der unsichtbare Dritte". Das unterscheidet doch immer noch unsere wirkliche Welt von der Fiktion, und das ist auch gut so. Eckhard
  • Christine Matouschek 19/05/2010 17:23

    Werner, nachdem Deine neue
    Medion bereits verschiedene
    Tests im Nahbereich bestens durchlaufen
    hat, war sie sicher mit Freude dabei
    auf Eurer abenteuerlichen Wanderung.

    Fein, fein.
    Gruß Matou
  • Marina Luise 18/05/2010 11:15

    Ich betrachte es mir lieber als so weit zu latschen: ;))
  • Elke Cent 17/05/2010 19:44

    gelber Raps und blaue Käfer ... man kann zufrieden sein - die Welt ist noch im Lot ... überall derzeit gelber Raps ... da sind doch die kleinen Variationen eine willkommene Abwechslung ...

    nur eine Begebenheit:
    er erzählte es mir ... neulich stand er mit seinem Kumpel vor einem Rapsfeld ... selbiger knickte eine Rapsblüte ab ... betrachtete sie eine Weile und fragte schließlich: Und wo kommt nun das Öl raus?

    an dieser Stelle kommen Zweifel auf, ob die Welt noch im Lot ist

    lg Elke

    ... deinen Erzählungen zu folgen ist ein Kunstgenuß ... und erklären deine Bilder aufs Feinste
  • † werner weis 17/05/2010 15:21


    auf der Wanderung diskutierten wir auch diese Variante,
    doch keiner wollte so recht:

  • † Foto-Volker 17/05/2010 14:09

    Vor solcher Parkplatz- Abzocke sollte man seine Bekannten und Freunde warnen, damit den Gierschlünden die Touristen ausbleiben. Zum Glück ist noch keiner auf die Idee gekommen, Wanderer und Radler wegen Wegeabnutzung und Sauerstoffverbrauchs zur Kasse zu bitten. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
    VG Volker
  • Malibu 17/05/2010 13:46

    Ich hatte Glück als ich meine Rapsbilder machte: als ich wieder am Auto war kam der Bauer mit seiner grooooßen Spritze...
  • Elsbeth Feustel 16/05/2010 22:35

    Wie gut, dass ihr zu fünft wart, für Einen alleine zuviele Erlebnisse und auch zuviele Kilometer. Dieser Weg durchs Rapsfeld war bestimmt schön. Zum Schluss dann noch die Einkehr, dann ist erst alles perfekt.
    Ich kenne dass ja auch von den Radtouren (damals in meinem alten Leben) Wenn sich der Tag dem Ende neigt, wie auch die Radtour, und man sich erschöpft aber zufrieden und glücklich entweder auf den Heimweg macht oder mit den Anderen noch gemütlich einkehrt, das ist ein schönes Gefühl!
    HG Elsbeth
  • Watndat 16/05/2010 14:36

    Schöne Rapsfelder in einem schönen Gelbton..
    Seid ihr nach Gostorf gewandert,dann nur über Felder ..
    Mir persönlich währe eine Wanderung durch Wälder und Auen erholsamer..
    Dass dann ohne störender Bauer der seine Chemie versprüht..
    Lg
  • Gisela Aul 16/05/2010 13:59

    was iht nicht alles erlebt habt und denn bei dem Wetter
    lg. Gisela
  • Willi Thiel 16/05/2010 11:22

    wow
    bin begeistert von der story
    was ihr nicht alles so erlebt habt....
    herrlich
    da wär ich gern mitgekommen , hunde mag ich auch .
    trecker erst recht .
    naja so groß war die gefahr ja nicht.....
    die marschleistung war auch okay ...
    die fotos so wie da hier auch gut .....
    freut mich das euch fünfen nix passiert ist
    erholt euch gut
    hg willi
  • † liesel47 16/05/2010 8:38

    Ganz toll erzählt, Werner! Und dokumentarisch untermalt bzw. da sich ja das Foto über dem Text befindet, würde es heißen: Übermalt. Oder? Du hast darauf sicher eine Antwort! Ganz lieben Wandergruß von Liesel Gestern hat mich aber das Wetter abgehalten; es war einfach zu kalt und feucht.
  • Wolfgang Weninger 15/05/2010 21:00

    eine schöne Gegend zum wandern, vor allem jetzt, wo der Raps blüht ... aber bei eurem Wandertempo käme ich nicht mit
    Servus, Wolfgang