Regen
Der Regen und der Wind sind schon lange vorbeigezogen und noch immer zucken Blitze durch die warme, feuchte Luft. Die Lichter in der Ferne flackern in der Hitze und wenn man hier im 16 Stock ein Fenster aufmachen könnte, dann könnte man das alles Atmen. Ganz tief, ein und aus. Jedes Gesicht kommt einem bekannt vor, ohne das man auch nur eines wiedererkennen könnte.
Der Mann war alt und saß in einem tiefen Sessel aus Leder. Seine Stimme war rau und voll, seine kurzen Pausen zwischen den Sätzen wie das Geräusch des Leders wenn es sich unter seinem Gewicht bewegt. Angenehm. Jeder Satz wirkte wichtig und durchdacht. Wie jemand der eine Pfeife raucht, sich Zeit nimmt, den Rauch ausbläst, ihn beobachtet und dann weiterredet. Der Mann erzählte uns vom kalten Wasser des Sees hinter seiner Hütte, in dem er immer noch jeden Tag Baden ging. Vom Holzhacken und von seiner Frau die so hervorragend kochen könnte. Wir fragten ihn ob es nicht manchmal einsam wäre, nur zu zweit so weit ab und ob man sich nicht manchmal gerne etwas aus dem Weg gehen würde.
Er ließ sich wie immer etwas Zeit für die Antwort, nur diesmal nicht um zu Überlegen, sondern um eine gewisse Verwunderung über sein Gesicht ziehen zu lassen und etwas scheinbar selbstverständliches in Worte zu übersetzen.
„Ich liebe meine Frau.“
Viele Freunde und Bekannte haben mir schon gesagt, dass sie jemanden lieben, ich habe es selber gesagt, aber noch nie, bei keinem, klang es so Gewaltig. Als würde er mit den Worten einen riesigen Felsen in die Erde rammen. Wir blieben noch lange, tranken Tee, wärmten uns am Feuer und lachten. Am Ende hatte ich ein wenig mehr verstanden warum man lebt und warum man alt wird.
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