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S C H O C K : Mein Paradies - Ein Leichentuch

S C H O C K : Mein Paradies - Ein Leichentuch

2.031 28

S C H O C K : Mein Paradies - Ein Leichentuch

21.07.07 Waldkirch - Buchholz, untere Aufnahme von gleicher Fläche 17.07.07

Verlorenes Paradies - Hunderte Gottesanbeterinnen hier gestern gemetzelt
Verlorenes Paradies - Hunderte Gottesanbeterinnen hier gestern gemetzelt
Elisabeth Hoch


Bis gestern (20.07.) lebten hier u. a. noch Hunderte von Gottesanbeterinnen. Neben einer Unzahl von anderen z. T. seltenen Insekten der Roten Listen. Auf diesen Ödländereien beobachtete ich u. a. den Kurzschwänzigen Bläuling bei der Eiablage, gab es unzählige Wespenspinnen, seltene Heuschrecken usw. Viele der von mir gezeigten Fotos entstanden hier.

Seit gestern gibt es sie alle nicht mehr. Alle Ödländereien im Gebiet - Insekten- und Pflanzenparadiese erster Güte - wurden gestern völlig sinnlos in voller Blüte niedergemulcht. Landwirtschaftliche Nutzung besteht keine. Auch keinerlei Gefahr von Distelsamenflug oder ähnliches. Der Bewuchs konzentrierte sich auf diverse Gräser, viele versch. Kleearten, Blutweiderich, Nachtkerzen, Winden, Weidenröschen, Erigeron, Wegerich, Königskerzen, Fingerkraut, Verbenen, Frauenflachs u. a. Ein Imkerkollege konnte zufällig den Vorgang beobachten, holte den Burschen vom Traktor und versuchte eine Diskussion zu beginnen, um eine spätere Mahd nach Ende der Vegetationszeit zu erreichen.. Weil auch gerade bei schönstem Wetter Hauptflugzeit war, seine Bienen, nachdem alles andere gerade abgemäht ist, hauptsächlich dieses Gelände anflogen. So ein großer Mulcher stülpt sich von oben über die Vegetation. Alles darin Befindliche wird zerhackt. Entkommen fast unmöglich. Er drohte sogar, seine Bienen im Frühjahr aus dem Gebiet abzuziehen. Diese sind nämlich für die Bestäubung der dortigen Obstplantagen unersetzlich. Leider waren alle Argumente vergeblich. Jetzt sei gerade trockenes Wetter und bei feuchtem Wetter könne man nicht mulchen. basta.

Wer letztlich verantwortlich ist, werde ich noch herausfinden. Ich glaube nicht, dass es eine Eigeninitiative eines Bauern war. Es ist zu auffällig, dass ALLE blühenden Ödländereien auf der Gemarkung gestern niedergemacht wurden, selbst die breiten ungenutzten, blühenden Randstreifen entlang einzelner Obstplantagen. Momentan sind die Bauern bis spät in die Nacht mit allen verfügbaren Kräften, sogar mit zusätzlichen polnischen Arbeitern, in den Reben. Da hat eigentlich keiner Zeit für so sinnloses Treiben, das keinem nützt und nicht dringlich ist. Zudem hält sich bäuerlicher Besitz nicht an Gemeindegrenzen. Im nächsten Ort ist heute alles noch in Ordnung gewesen. Im Gegenteil, dort gibt es auch noch landwirtschaftlich genutzte, überständige, aber nicht mit den anderen gemähte Wiesen, wo sich noch viele Insekten tummeln dürfen.

Wer auch nur eine Gottesanbeterin einfängt und mitnimmt, riskiert eine saftige Strafe. Hier wurden gleich Hunderte sinnlos zerhackt. Alle waren noch flügellos und benötigten noch eine Häutung bis zur Geschlechtsreife. Haben somit also völlig sinnlos gelebt. Dass niemand an verantwortlicher Stelle von den seltenen Tieren wusste, kann ich kaum glauben. Zumal man im Waldkircher Rathaus immer so tut, als wäre man schrecklich umweltbesusst. Gilt nicht, wenn es um die Errichtung neuer Baugebiete in wertvollem Gelände geht, wodurch in letzter Zeit ohnehin viele Biotope vernichtet wurden. Meine Wut über diese jetzige Aktion ist momentan grenzenlos. Weiß nur noch nicht, was man konkret unternehmen kann. Ich finde, so etwas sollte sich nicht wiederholen dürfen. Sei es, dass ein Bauer so gehandelt hat, was ich nicht glaube, oder die Gemeinde.
Für Tipps, was man konkret unternehmen könnte, wäre ich dankbar.

Hier entstanden:

Mantis religiosa
Mantis religiosa
Elisabeth Hoch

Ein langer Rüssel will erst mal eingefädelt sein...
Ein langer Rüssel will erst mal eingefädelt sein...
Elisabeth Hoch

Kurzschwänziger Bläuling - Eiablage (2)
Kurzschwänziger Bläuling - Eiablage (2)
Elisabeth Hoch

Comentarios 28

  • Cimberly 22/04/2012 10:33

    Seitdem ich mulche sind sogar verstärkt Hummeln anzutreffen. Und wieviele Lebewesen provitieren vom mulchen.
    Schonmal an die Lebewesen gedacht die unterhalb der Erdkruste leben, die man nicht sieht?
    LG Cimberly
  • M.Gebel 28/02/2008 23:57

    :-((((((((
  • devilanddust 25/02/2008 22:24

    Also Leute, stellt euch wegen so ein bisschen Natur nicht so an. Die paar seltenen Pflanzen und Insekten/Vögel, die gibt's auch woanders. Die Frage ist doch Mensch oder Natur, also im Zweifelsfall der Mensch (das Geld). Unser Steuergeld, an die EU und BRD wird auch noch dafür kassiert. Solange solche Umweltfrevel von der EU und der BRD finanziell belohnt werden, sind die Bauern Umweltgangster ersten Grades. Da können wir rufen wir wir wollen, frag mal den Landwirtschaftsminister, wer ist das eigentlich?
  • bbbccc 22/02/2008 1:36

    Diese sozusagen buerokratische Dummheit gibt es auch bei uns, keine Sorge. Man kann sich da nur noch wundern, denn verstehen wird man das als ein einfacher Buerger nie.
    LG
    Hans von down under
  • Claudia Hummel 01/11/2007 22:32

    Ja das würde mich auch interessieren, ich habs jetzt erst gefunden und war völlig geschockt ob dieser sinnlosen Vernichtung :-(((
    LG Claudia
  • Ernst Martin Witte 22/10/2007 0:44

    Hi all, wie ist die Geschichte denn weitergegangen? Beste Grüße, Martin
  • Romano und Therese Cotti-Gubler 06/08/2007 19:05

    Hallo Elisabeth! Deine Bilder anzuschauen war mir ein tolles Vergnügen: eines schlöner als das andere! Besonders die heuschrecken haben es mir angetan! Th
  • Elisabeth Hoch 28/07/2007 0:13

    @Heide:Du hast vermutlich nicht richtig gelesen. Es geht um Gottesanbeterinnen, die sind gesetzlich GESCHÜTZT. Und ich GEHE den Behördenweg, siehe 1 Anmerkung über dir..

    Um Bienen behördlich zu töten, zerhackt man übrigens nicht in einer Gemeinde die pflanzlichen und tierischen Bewohner aller öffentlichen Blumenwiesen. Welche Kontrolle hättest du da? Bienen werden in ihrem Stock bei geschlossenem Flugloch durch Gas (Schwefelschnitte) getötet.

    Was du meinst, sind die Bienenverluste in USA, wo die Bestäubung der Mandelplantagen in Gefahr geriet. Lag aber an keinem einzelnen Virus, sondern an zu einseitiger Ausnutzung der Bienen in der Haltung drüben. Die Abwehrkräfte sind irgendwann überfordert. Weitere Erklärungen würden hier zu weit führen. Sind auch off topic. Die Darstellung des Bienensterbens außerhalb der Fachpresse ist leider auf Sensation aus.

    @alle: Behördenweg heißt in meinem Fall BUND, Regierungspräsidium, Untere Naturschutzbehörde des Kreises, Ortsvorsteherin, Technische Betriebe der Stadt, Liegenschaftsamt, Landwirtschaftsberater, Imkereisachverständiger des Regierungspräsidiums, diverse Naturschutzreferate, etc.

    Einig sind sich alle, dass es eine Sauerei war, die nicht hätte passieren dürfen, dass Gleichgültigkeit und Gedankenlosigkeit dazu geführt hat. Was man tun kann, das wird noch verhandelt. Und WER WAS tun müsste. Keiner will sich den Schuh anziehen, die es verursacht haben.
  • Heide M.H. 26/07/2007 11:38

    Ich verstehe Deinen Zorn - aber erst die Gründe herauskriegen, also Schreiben an die Behörde! Ich könnte mir z. B. vorstellen, dass alle Bienen mit einem Virus infiziert sind, der schon in den vergangenen Jahr 75 % der Bienen vernichtet hat. Ist aber eigentlich recht unwahrscheinlich, denn bisher hie es, hier sei alles gesund. lg Heide A.
  • Elisabeth Hoch 24/07/2007 21:52

    @alle: Bin noch am Ball, auf dem Behördenweg. Man wird allerdings wirklich hin- und hergeschoben. Jeder Beamte, den man anmailt, hofft, dass es nicht an ihm hängen bleibt und schiebt einen weiter. Selbst wenn laut Beschreibung der Aufgaben die Zuständigkeit eigentlich gegeben ist. Typisch halt!
  • Eifelpixel 23/07/2007 18:58

    Schade aber da muß man sich halt mit den Behörden auseinandersetzten und nach dem Sinn einer solchen Aktion fragen. Ob man aber eine vernünftige Antwort bekommt bezweifle ich.
    Mal beim Naturschutz fragen.
    LG Joachim
  • De Kludi 23/07/2007 12:17

    :-(((( es ist alles gesagt
    ich drück die daumen
  • De Wolli 23/07/2007 11:53

    Schöner Schlamassel.
    Und ich hatte mich schon mit dir so gefreut über deine Entdeckung.
    Ich drücke dir die Daumen, dass ggf. der Mensch vom BUND was erreicht.
    LG
    Wolfgang
  • Elisabeth Hoch 23/07/2007 10:33

    @alle: Habe jetzt mal die Stadt, das Regierungspräsidium, den Landwirtschafts- und Imkereiberater und den örtlichen BUND informiert. Der ehemalige Vorsitzende der hiesigen Ortsgruppe hat in der Stadt einiges Gewicht. Hoffentlich erreicht er etwas. Ich berichte dann.

    War gestern noch mal da zur Nachsuche, leider nichts mehr gefunden. Falls es die Nachkommen weniger Gründertiere hier waren (1 Kokon = bis ca 300 Eier), könnte mit dem Mulchen die ganze Population vernichtet worden sein. Ringsum gibt es nur Reben und Intensivobstbau. Im Gegensatz zum Kaiserstuhl gibt es im Buchholzer Rebberg keine Terrassen, ergo auch keine Rebböschungen, wo sie sonst noch leben könnten.
  • Gerhard Schuster - lebrac 23/07/2007 9:43

    da ist meine gute Laune heute morgen schon wieder dahin.
    aber trotzdem gut, dass du es berichtest.
    genau das ist auch am besten zu tun, Dokumentieren und öffentlich machen.
    LG Gerd