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Fritzla


Free Account, Frankonia

Saub'sengen

Altes Foto von 1948
Entschuldigung f.d.schlechte Qualität, aber es ist fast 60 Jahre alt

Links im Foto eine Helferin, meine liebe Mama, rechts der Hausmetzger.
Man sieht deutlich rechts den Rauch eines Feurers, das genährt werden musste, damit der Metzger jeweils sein Stroh entzünden konnte.
Am toten Schwein ist längs des ganzen Körpers eine dunkle Rußschicht von abgebranntem Stroh zu erkennen. Mama hält das Hinterbein des Tieres hoch, damit der Metzger mit seiner "Fackel" auch da hin gelangen kann. In der linken Hand hat sie bereits eine Ziegelscherbe, damit sie gleich, wenn das Absengen beendet sein wird, heißes Wasser aufgießen und abreiben kann.

Das Wort "Sau" im Titel des Fotos ist in der Landbevölkerung kein Schimpfwort.
"B'sengen" kommt von "besengen" kommt von "sengen" = anbrennen.
Das Schwein, das im Foto abgebildet ist, tot, wurde nach dem Schlachtvorgang danach im Freien mit langen brennenden Strohwedeln " besengt". Das Stroh hatte Roggenstroh zu sein.

Aber das durfte nur der geübte Hausmetzger tun, der es so besengen musste, dass natürlich die Behaarung des Tieres wegbrannte, aber keinesfalls die Haut anbrannte. Sie durfte nur leicht goldbraun angebräunt sein.
War der Brennprozess abgeschlossen, so wurde das ganze Schwein mit fast kochendem Wasser und Ziegelstücken abgerieben, so dass es vom Strohruß gesäubert war. Die Haut hatte braun zu sein, nicht schwarz.
Das gab dem Fleisch beim Genuss einen besonderen Geschmack.

Diese "Beseng-Technik" ist heutzutage bei Hausschlachtungen so gut wie ausgestorben. Nur auf besonderen nostalgischen Wunsch hin wird es von alten Hausmetzgern noch praktiziert.

Comentarios 9

  • Ivonne Harenburg 07/01/2007 12:46

    so kenne ich es noch aus Kindertagen

    LG Ivy
  • Gabriele Schachoff 30/12/2006 20:09

    Das ist wieder ein wunderbares Bild aus Deinem Fundus. Und eine fundierte Erklärung dazu. Ich als doch etwas jüngerer Stadtmensch freue mich über die Informationen zu dem wahrhaft historishen Bild besonders.
    Obwohl die Sache ja an sich echt gruselig ist und ich doch froh bin, im hier und heute zu lebn

    lg
    Gabriele
  • † HW. 29/12/2006 22:54

    Originalität ist hier wieder Trumpf - jede Retusche wäre fehl am Platze - ich find das Bild SAU - stark!
    VG Holger
  • Thomas Neubert 29/12/2006 22:14

    Gut, daß es solche Dokumente gibt und mit ihnen manches dem Vergessen entgehen kann.
    Gruss Thomas
  • Renate Wagner 29/12/2006 11:44

    bis vor ca 10 jahren wurde ich auch noch an hausschlachtungen beteiligt.... inzwischen bediente sich der metzger aber anderer brenngeräte, so genau wollte ich das nie wissen.... :-))
    alles andere haben wir aber immer zu einem familienfest gemacht. erst haben wir alle zusammengeholfen, dann abends gut gegessen....
    schön, solch ein historisches foto zu zeigen, die mag ich ganz besonders!

    lg, renate
  • Helmut - Winkel 29/12/2006 11:25

    Hausschlachtungen waren ja früher auf dem Lande gang und gäbe. Ich finde es hervorragend von Dir, Fritzl, wie Du sowohl bildlich wie auch schriftlich darüber berichtest. Mein Konpliment!
    LG von Helmut
  • Schabbesgoi ( Das Auge ) 29/12/2006 11:10

    die arme "sau" naja, ist ja verjährt ( lach )!
    schönes altes foto, fritzl!
    ich wünsche dir noch einen entspannten tag
    s.grüsse
    udo
    wuppertal
  • Fritzla 29/12/2006 0:39

    Hi, Monika,
    ja, genauso war es. Das Schwein wurde durch einen Schlag mit dem Holzschlegel auf den Kopf betäubt. Und sodann wurde ihm der Hals angeschnitten, so dass das Blut herauslief. Am besten war es für den Bauern, wenn es möglichst lange und laut schrie, das Tier.
    Man war stolz darauf, dass der Nachbar hören konnte, dass Metzelsuppe, d.h. Schlachtfest war.
    Bereits vor dem Herausfließen des Bluts aus dem Hals war eine spezielle Wanne bereitgestellt worden und nun vom Blutfluss an an musste fest in der Wanne umgerührt werden, damit das Blut, lebenswarm, nicht geränne.
    Ich konnte diese Grausamheiten nciht ertragen, ich lief immer davon vom Blutrühren. Aber Blutwurst mochte ich doch.
    Du warst anscheinend ein tapfer-folgsames Mädchen.
    LG Fritzl H..
  • Monika M.A. Becker 29/12/2006 0:22

    Also wie man das bei uns machte weiß ich nicht mehr, ich kann mich nur daran erinnern das ich das Blut rühren mußte und das geschlachtete Schwein dann ein paar Tage aufgeschnitten auf der Leiter hing bevor es verarbeitet wurde.
    MB