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Shakespeare, Nordamerika und der Star

In Nordamerika macht ein riesiges Millionenheer von Staren den Menschen das Leben ziemlich schwer. Und deshalb ist kaum ein Vogel in den USA mehr verhasst als der Star. Diese Vögel verursachen erhebliche Schäden in der Landwirtschaft, indem sie Maisfelder, Obstplantagen und Weinberge leerfressen. Sie können innerhalb kurzer Zeit große Mengen an Nahrungsmitteln vernichten und machen sich auch über Tierfutter in Scheunen her. Ein Starenschwarm kann zum Beispiel innerhalb von 24 Stunden 20 Tonnen Kartoffeln auffressen. Darüber hinaus verursachen sie durch ihren Kot an Gebäuden Schäden in Millionenhöhe und können gefährliche Krankheiten übertragen.

Um die Population einzudämmen, haben Landwirte bereits 1914 in den USA begonnen, gegen die Starenplage mit Gift und gezielten Abschüssen vorzugehen. Es wurde sogar ein spezielles Vogelgift mit der Bezeichnung DRC-1339 entwickelt. Dieses Gift verursacht bei den Tieren Organversagen – nach ein bis zwei Tagen sterben sie. DRC-1339 wurde so häufig eingesetzt, dass es unter dem Namen "Starlicide" (Starenkiller) bekannt wurde. Es wurden auch skurrile Maßnahmen wie Eulenrufe, Falkenattrappen und Juckpulver eingesetzt. Es gab sogar ein Rezept zur Zubereitung von Starenbrust ("Wenn die Brüste der Vögel für zwölf Stunden in eine Lösung aus Sprudelwasser und Salz eingelegt und anschließend lange in Wasser gekocht werden, kann man aus ihnen schöne Fleischpasteten herstellen."). Trotz der Bemühungen und der Ausgaben in Millionenhöhe ist es bisher nicht gelungen, die Population effektiv zu reduzieren. Kamen die Stare unter Druck, haben sie einfach ihre Fortpflanzungsrate erhöht. Und das wird wohl auch in Zukunft so bleiben.

Stare gab es nicht immer in Nordamerika: Der Star ist nämlich ein Vogel, der bis vor 130 Jahren ausschließlich in Europa zu Haus war und erst Ende des 19. Jahrhunderts in den USA auftauchte. Er hat damit eine Einwanderungsgeschichte und diese ist sehr kurios. Der amerikanische Apotheker Eugene Schieffelin, der Ende des 19. Jahrhunderts lebte, war ein großer Shakespeare-Fan. Er hatte die Idee, alle Vogelarten, die Shakespeare in seinen Werken erwähnt hatte, nach Nordamerika zu bringen. Das war ein ehrgeiziges Ziel, immerhin tauchen in Shakespeares Gesamtwerk über 600 Vogelarten auf, darunter auch der Star.

Und so kam es, dass Schieffelin im März 1890 sechzig aus England importierte Stare im New Yorker Central Park ausgesetzt hat. Und im darauffolgenden Jahr hat er dort noch mal vierzig Vögel freigelassen. Inzwischen hat sich in den Vereinigten Staaten aus dieser überschaubaren Menge der aktuelle Bestand von 150 bis 200 Millionen Tieren entwickelt.

Quelle: DLF

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