Städtischer Baumrindenschmuck: Graue Schwielenflechte (Physconia grisea)
Die in weiten Teilen Deutschlands als recht häufig geltende Flechte fand ich im Großraum Hamburg bisher nur selten und war daher erfreut, als ich vor wenigen Tagen etliche kleinere und größere Exemplare an älteren Linden im Süden der Stadt antraf. Ebenso wie die am unteren Bildrand sichtbaren Xanthoria parietina und Physcia tenella gilt Physconia grisea als unempfindlich gegenüber Stickstoffbelastung. Da die beiden Erstgenannten an fast keinem Baum fehlen, bleibt der Grund für die vornehme Zurückhaltung der Letzteren unklar.
Ulrich Schlaugk 15/02/2016 1:41
So einfach ist Flechtenbestimmung ;-)Gruß Ulrich
MykoPeter 14/02/2016 19:31
@Ulrich und Ulrich: ich habe die Fundstelle noch einmal inspiziert und etwas Material mitgenommen. Unter der Stereolupe (50fach) sind die weißlichen bis hellgrauen (!) Rhizinen tw. ungeteilt, oft aber zum Ansatz am Substrat zwei- bis dreifach gabelig bis pinselartig. In einigen Fällen sieht man bei maximaler Vergrößerung sehr feine und kurze 'Härchen' abstehen, aber nie über die gesamte Länge der Rhizinen. Die US der nur randlich ablösbaren Thalli erscheint schwach gelblich und im Lampenlicht etwas glänzend, also nicht eigentlich rau. Das Mark ist unter einem Flächenschnitt weiß und reagiert nicht mit 10%igem KOH. Lauge auf ein Soral mit darunterliegendem Mark getupft kann zu minimaler Gelbfärbung führen, wobei diese möglicherweise durch eingeschwemmtes Pigment/Chlorophyll aus den Soredien entsteht.Nach den üblichen Bestimmungsschlüsseln müssten P.enteroxantha und P.perisidiosa schwarze Rhizinen haben, selbst wenn man das rechtwinklige Auffasern als schwierig feststellbar annimmt. Das Mark von P.enteroxantha wird gelblich bis gelb und K+ intensiv gelb genannt, was für meinen Fund nicht zutrifft. Ob das rechtwinklige Auffasern von Rhizinen bereits unter einer üblichen Einschlaglupe (x10) zu sehen sein müsste, eine 50fache Vergrößerung dagegen evtl. nicht bestimmungsrelevante Feinheiten enthüllt, blieb etwas unklar. Meinem Eindruck nach sprechen die aufgeführten Details eher für P.grisea als für P.enteroxantha, obgleich etwas Unsicherheit bleibt.
Viele Grüße - Peter
Karl Böttger 12/02/2016 9:47
Sehr gut hast du sie fotografiert. Bei uns ist sie häufig. Allerdings ist das wirklich abhängig von der Qualität der Luft. In der Umgebung von Köln ist der Anteil an Flechten verschwindend gering.LG Karl
Ulrich Kirschbaum 11/02/2016 22:20
Häufig sind die flaschenbürstenartigen Rhizinen so verklebt, dass man (fast) keine vom Hauptstrang senkrecht abstehenden Gebilde erkennen kann. Findet man nur eine einzige "Flaschenbürste", so ist das für mich immer das Signal gewesen: "Mit rechtwinklig auffasernden Rhizinen". Für mich ein weiteres Unterscheidungsmerkmal beider Arten: P. grisea hat gröbere (manchmal fast isidiöse) Sorale als P. enteroxantha.Unabhängig von der Frage der Bestimmung ist das Bild wieder von hervorragender Qualität.
mfg Ulrich
MykoPeter 11/02/2016 21:11
Hallo Ulrich, ja, Dein schönes Bild entspricht eher den meisten Abbildungen in der Literatur. Möglicherweise bin ich einer P.enteroxanta 'auf den Leim gegangen'. Da ich nur einfache Rhizinen sah, bin ich von P.grisea ausgegangen, wenngleich empfohlen wird, diese an mehreren Stellen, d.h. nicht nur im Randbereich, zu kontrollieren. Ich schau noch einmal nach und korrigiere, falls ich 'Flaschnbürsten' finden sollte...Viele Grüße - Peter
Ulrich Schlaugk 11/02/2016 19:10
Ein schönes Exemplar und sauber fotografiert.Ich habe sie dicht sorediös gefunden.
MfG Urich