Surrounded by Darkness

Surrounded by Darkness

Vier Stunden lief ich nun schon durch den Wald. Frust stieg in mir auf. Meine Speicherkarte zählte 103 Aufnahmen, doch was wirklich interessantes oder brauchbares war bisher nicht dabei. Im Frühjahr leiden wir Fotografen an Reizüberflutung und sehen an jeder Ecke etwas ablichtbares - im Winter sind interessante Motive rar gesät und selbst das geschulte Auge hat Mühe etwas zu finden. Der Himmel war tief grau, das Licht somit spärlich (im Wald erst recht) und die Sonne schien in den Winterschlaf gefallen zu sein. Ich entschied mich den Heimweg anzutreten, denn Motive erzwingen klappt nun mal nicht und kreative Ideen wollten mir heute nicht einfallen.

Da der Fussmarsch bis zum Wagen cirka ´ne Stunde in Anspruch nehmen würde, machte ich noch eine Pause und knabberte meinen Müsliriegel. Ich starrte gedankenlos auf ein paar Gräser vor mir und mein Fokus fiel plötzlich auf eine kleine, verblühte, plüschige "Goldrute" (Solidago).

Schnell verschlang ich den Rest vom Riegel, baute das Stativ auf und montierte mein Tele-Macro. Nach ein paar Aufnahmen und einem kritischen Blick auf das Display stieg große Freude in mir auf. Der vorherschende Frust war vergessen. Regen setzte ein und im letzten Tageslicht packte ich meine Fotoausrüstung in den Rucksack und schulterte das Stativ. Das Wetter würde mir meine Freude nun nicht mehr nehmen.
Am Auto angekommen umgab mich nur noch Dunkelheit ... die Nacht hatte den Tag verdrängt.