Technisches Denkmal

Technisches Denkmal

Seit ihrer Einweihung im Juni 1900 durch Kaiser Wilhelm II. verbindet die Hubbrücke (eigentlich Marstallbrücke) am Zusammenfluss von Unter- und Kanaltrave den auf der Altstadtinsel gelegenen Klughafen mit dem Burgtorhafen im Stadtteil St. Gertrud. Die Stahlkonstruktion mit Brückentürmen im neugotischen Stil besteht aus drei Teilen: einem Gleis für die Lübecker Hafenbahn (bis zum Jahr 2012; seitdem fährt die Bahn dort nicht mehr, und das Gleis wurde dauerhaft hochgestellt), einem Brückenelement für den Straßenverkehr und einem Fußgängerüberweg. Während die Straßenbrücke ebenerdig ist und bei Bedarf für die Durchfahrt eines Schiffes angehoben werden kann, ist die Fußgängerbrücke statisch und durch Treppenaufgänge erhöht. Hier verlaufen auch die Hydraulikleitungen, die mit der Kraft der im quadratischen Brückenturm befindlichen Hydraulikzylinder dafür sorgen, dass die Straßenbrücke und früher auch die Eisenbahnbrücke sich heben und senken. Seit 1988 steht die Brücke als Technisches Denkmal unter Denkmalschutz.

Weil aber die Fahrzeugbrücke ursprünglich nur für Pferdefuhrwerke konzipiert war und nicht für den heutigen Straßenverkehr, häuften sich Probleme und technische Pannen, zumal es auch immer weniger Ersatzteile für die komplizierte Hebemechanik gibt. Deshalb beschlossen die Stadt Lübeck und das zuständige Wasser- und Schiffahrtsamt Ende 2013, die denkmalgeschützte Hubbrücke abzureißen und mit moderner Technik, aber im Retrolook wieder aufzubauen. Prompt wies die Organisation Icomos, die als Wächter der Weltkulturerbe fungiert, darauf hin, dass Lübeck mit dem Abriss eventuell seinen auch für den Tourismus nicht ganz unwichtigen Status des UNESCO-Weltkulturerbes riskieren könnte. Außerdem gründete sich eine Bürgerinitiative, die für den Erhalt und die umfassende Sanierung der Hubbrücke kämpft. Nachdem in einer offenen Petition mehr als genug Unterschriften für ein Quorum gesammelt wurden, reichte man im März 2015 die Unterschriftenliste in der Lübecker Bürgerschaft ein. Eine endgültige Entscheidung steht noch aus.

Lübeck am 9. März 2016