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Thistlegorm - Fliegerbombe

Thistlegorm - Fliegerbombe

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Nik O. Laus


Free Account, Dresden

Thistlegorm - Fliegerbombe

Thistlegorm - Bordgeschütz
Thistlegorm - Bordgeschütz
Nik O. Laus


Geschichte des Schiffs

Der 126 m lange britische Frachter Thistlegorm lief im April 1940 in Sunderland (Nordengland) bei der Werft Joseph L. Thompson & Sons Ltd. für die Reederei Albyn Line vom Stapel. Der gälische Name bedeutet blaue Distel. Geschützt wurde das Schiff durch ein Flugabwehrgeschütz, eine weitere Kanone am Heck und Maschinengewehre. Zu ihrer vierten und letzten Reise lief die Thistlegorm im August 1941 in Glasgow aus. An Bord befand sich eine Ladung Waffen, Munition und Ausrüstungsgegenstände, darunter Granaten verschiedener Kaliber, Minen, Panzer, Lastwagen, Motorräder, zwei Lokomotiven sowie mehrere Eisenbahnwaggons. Das Material war für die 8. Armee der Royal Army bestimmt, die eine Großoffensive (Operation Crusader) gegen das deutsche Afrikakorps unter Rommel vorbereitete. Aufgrund der Gefährdung durch deutsche und italienische U-Boote und Flugzeuge nahm die Thistlegorm den längeren, aber sichereren Weg um Afrika herum. Am 24. Oktober wurde sie in Aden (Jemen) einem Konvoi von 20 Schiffen unter dem Schutz des Kreuzers HMS Carlisle zugeteilt und fuhr mit diesem durch das Rote Meer nach Norden. Da die Durchfahrt durch den Sueskanal mit einem Wrack blockiert war, musste der Konvoi an einem Ankerplatz östlich der Südspitze des Sinai gelegenen Riffs Sha'ab Ali auf die Freigabe der Route warten.

Nach einer zehntägigen Wartezeit wurde der Konvoi in der Nacht des 6. Oktober 1941 von einem deutschen Heinkel He 111-Bomber der II. Gruppe des Kampfgeschwaders 26 entdeckt. Zusammen mit einem zweiten Flugzeug hatte die mit zwei Spezialbomben zur Schiffsbekämpfung ausgerüstete und auf Kreta gestartete Maschine eigentlich den als Truppentransporter eingesetzten Passagierdampfer RMS Queen Mary versenken sollen, ihn aber nicht gefunden. Die Besatzung erkannte die Thistlegorm als lohnendes Ziel und griff sie im Tiefflug an. Eine oder beide Bomben trafen das Schiff im hinteren Teil auf der Höhe des vierten Laderaums. Der Treffer brachte einen Teil der Munitionsfracht zur Explosion , wahrscheinlich auch die unter Druck stehenden Dampfkessel. Durch eine Serie von Detonationen brach das Heck ab und das Schiff sank. Beim Untergang starben neun Besatzungsmitglieder, die 30 Überlebenden wurden von den anderen Schiffen des Konvois gerettet. Das Flugzeug, das die Thistlegorm versenkt hatte, wurde abgeschossen, die Besatzung geriet in Gefangenschaft.


1956 wurde die Thistlegorm durch den französischen Tauchpionier Jacques-Yves Cousteau bei einer Expedition mit der Calypso entdeckt. Cousteaus Leute bargen bei dieser Gelegenheit unter anderem den Tresor des Kapitäns, der aber lediglich verrottete Schiffspapiere enthielt. Da die Position des Schiffes jedoch nicht veröffentlicht wurde, geriet das Wrack in Vergessenheit und wurde erst 1991 durch eine Gruppe deutscher Sporttaucher nach einer systematischen Suche wieder gefunden. Seitdem ist es das wohl populärste Wrack im Roten Meer.

Das Hauptteil des Schiffs liegt auf ebenem Kiel in 30 m Tiefe auf Sandgrund, die Kommandobrücke ragt bis 17 m auf. Insbesondere das vordere Teil ist gut erhalten, die als Deckfracht verladenen Eisenbahnwaggons stehen noch an ihren ursprünglichen Standorten. In den beiden vorderen Laderäumen, die durch die offenen Ladeluken einfach zu erreichen sind, sind u.a. zahlreiche Motorräder und Lastwagen vorzufinden, die aber inzwischen vielfach von Souvenirjägern beschädigt worden sind. Weitere markante Punkte des Wracks sind der Bug mit der Ankerwinde und die relativ intakte Kommandobrücke, deren Dach allerdings fehlt.

Das Heck ist abgesprengt und liegt mit einer Neigung von etwa 45 Grad auf dem Grund. Es ist durch den Bombentreffer und die folgenden Explosionen stark beschädigt, trägt aber immer noch die Flak-Kanone und ein weiteres Geschütz mit Schutzschild. Im Trümmerfeld zwischen beiden Schiffsteilen liegen Reste von Bedford-Lastwagen, kleine Schützenpanzer vom Typ Bren Gun Carrier und Granaten aller Größen. In der Nähe steht eine beschädigte Dampflok auf dem Meeresgrund. Sie gehörte wie die Waggons zur Deckfracht und wurde durch die Explosionen vom Schiff weggeschleudert.

Der Korallenbewuchs des Wracks hat durch den Tauchtourismus stark gelitten, ist aber insbesondere am weniger intensiv betauchten Heckteil immer noch sehenswert. Ähnliches gilt für den Fischreichtum. Insgesamt ist die Thistlegorm ein beeindruckendes Biotop mit zahlreichen verschiedenen Arten.

Obwohl das Wrack grundsätzlich einfach betaucht werden kann, ist ein Tauchgang aufgrund der Tiefe und der teils starken Strömungen nicht ganz ohne Risiken. Gefahren insbesondere für unerfahrene Taucher gehen von einem tieferen Eindringen in das Wrack ein, da es sehr groß ist und die Gefahr besteht, sich zu verirren. In den teilweise engen Zwischenräumen zwischen Fracht und Decke besteht die Gefahr, hängen zu bleiben. Durch das Aufwirbeln von Sediment bei Tarierfehlern kann die Sicht sehr schnell stark verschlechtert werden. Eine erhebliche Gefahr dürfte langfristig auch von den Eisenbahnwaggons auf dem Deck des Wracks ausgehen, unter deren Gewicht sich dieses bereits sichtbar durchgebogen hat. Angesichts der fortschreitenden Korrosion muss damit gerechnet, werden, dass die derartig belasteten Deckteile eines Tages zusammenbrechen. Zudem ist ein Teil der Munition und Sprengstoff nicht explodiert und zersetzt sich ebenfalls.Wie bei anderen Wracks auch ist daher streng verboten Gegenstände mit zunehmen. Angeblich hat es an der Thistlegorm bereits eine ganze Reihe tödlicher Unfälle gegeben, offizielle Zahlen stehen hierzu jedoch nicht zur Verfügung.

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