Tram Lissabon: Das Revier liegt an den Hängen ...
Im Tal herrscht der Auto- und Busverkehr!
Straßenbahnen Lissabon (2010)
Nach dem Kahlschlag Anfang der 1990er Jahren, als zunächst drohte, dass der fast gesamte Straßenbahnbetrieb eingestellt würde, haben mehr der alten Zweiachser überlebt, als man damals zu hoffen wagte. Die Linie 15, die aus der Baixa nach Belem und weiter nach Alges verkehrt, wurde damals von den äußerst fotogenen Brill-Vierachsern auf moderne Siemens-Niederflurfahrzeuge (210 Fahrgäste, da von 65 Sitzplätze, Länge 24 m, Motorisierung 105 kW, Höchstgeschwindigkeit 70 km/h) umgestellt, den Rest wollte man „plattmachen“, bestenfalls sollte eine kleine Ringlinie der „28“ in der Alfama überleben. Doch erstens kam es auch hier anders als man zweitens dachte … Nach 1999 kam es zu einem „Revival“, u.a. aufgrund der immer größer werdenden Nachfrage der Touristen. Zahlreiche der zum Glück noch vorhandenen Zweiachser (Baujahre 1936 bis 1947, Serie 7xx) wurden remotorisiert und wieder in Betrieb genommen. Die neuen Motoren verschaffen den Zweiachsern, selbst vollbesetzt, eine sehenswerte und teilweise auch die Autofahrer verblüffende Beschleunigung.
Mit den Linien 12, 15, 18, 25 und 28 haben 2010 immerhin fünf der Zweiachser-Linien überlebt und erfreuen sich, nicht nur bei den Touristen, größter Beliebtheit. Auch für die Einheimischen sind die Trams kaum noch wegzudenken.
Die Fahrzeuge sind mit den altertümlichen Rollenbügeln und modernen Scheren-Stromabnehmer ausgestattet. Auf den Touristenstrecken bzw. in der Alfama wird stilecht mit Rolle gefahren, auf den westlichen Strecken wird dagegen der Halbscherenbügel verwendet. Viele der Triebwagen tragen auffällige Werbung, die jedoch durchaus gefällig wirkt und auch schon fast historisch ist. Auch in den letzten Jahren des „großen“ Trambetriebs in Lissabon waren derartige Ganzwerbungen üblich.
45 rot-weiß-gold-lackierten Altfahrzeuge aus drei Baureihen (ex Serie 221 -282 und 701 – 724 sowie die Fahrzeuge 415 and 483), liebevoll auf „Komfort“ getrimmt, werden, allerdings zu recht hohen Preisen, für Touristenrundfahrten genutzt. Die Fahrzeuge werden heute unter den Nummern 541-585 geführt. Wer das nötige Kleingeld hat, findet hier eine bequeme Gelegenheit, ohne überfüllte Teilabschnitte und Gedrängel durch die Altstadt zu „kreuzen“. Wer das Gedrängel nicht scheut und preiswerter wie auch stilechter reisen will, verkehrt mit der …
Die Linie 28
Die längste Linie der Stadt verkehrt zwischen Prazeres und der "Alfama“, der höchst sehenswerten Altstadt. Hier durchquert sie reizvolle, engste Gässchen. In der Alfama wird sie von der nur in einer Richtung verkehrenden Rundlinie „12“ verstärkt. Die Strecke in diesem Teil ist sicher eine der – wenn nicht DIE – sehenswertesten Straßenbahnstrecken der Welt. In völlig aberwitzigen Serpentinen windet sich die kleine Bahn durch Gässchen, in denen sich die Passanten in die Hauseingänge drücken müssen, um nicht überfahren zu werden. Wilde Gleisverschlingungen, immer wieder eingleisige Abschnitte und Neigungswechsel machen die Fahrt zu einem Erlebnis. Die eingleisigen Strecken werden dabei durch Lichtsignale geregelt. Zu beachten ist, dass längst nicht alle Wagen die gesamte Strecke befahren. Vielfach werden nach Teilabschnitten vorhandene Wendeschleifen als Endstation deklariert, am westlichen Ende verzweigt sich zudem die Strecke in mehrere Endzweige. Hier gibt es Hunderte von Motiven, auch z.B. mit der Kathedrale Se als Hintergrund oder mit dem Blick über den Tejo vom Aussichtspunkt Miradouro („goldener Blick“). Aber auch die andere Seite gegenüber der im Tal gelegenen Baixa – zu Unrecht häufig viel zu wenig beachtet – bietet sehenswerte Motive …
Der aktuelle Stand dürfte dem noch in etwa entsprechen, die Linie 28 ist immer noch in Betrieb.
(Quelle: Fern-Express 107 aus 2010. S.a. www.fern-express.de)
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