Trügerische Idylle... (ein Gleichnis)
Eine friedliche Szene in heimatlicher Geborgenheit:
...eine Herde von Schafen grast und ruht entspannt
in einer offenen, vielgestaltigen Weide-Landschaft,
die Sonne gibt ihnen Licht und Wärme, der Frühling ist ins Land gezogen
und die Bäume sind ergrünt und blühen...:
Idylle pur, so scheint es...
Doch diese Idylle trügt.
Der soziale Zusammenhalt wird ihnen aufgezwungen,
denn sie sind eingepfercht in ein Gatter,
von Elektrozäunen umgeben.
Die Weite der Landschaft verheißt Freiheit,
doch ihre selbsbestimmte Bewegungsfreiheit ist stark eingeschränkt.
Sie wirken abgestumpft, ihr Horizont ist
auf die grundlegendsten Bedürfnisse verengt...
Kein Schäfer gibt ihnen Schutz,
kein Hütehund hält die Todes-Gefahr von ihnen fern,
während unsichtbare Wölfe sie umkreisen
und sie schon im Blick haben...
*
Betrachte das Bild im Vollformat...
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- siehe auch weitere idyllische Motive:
Jacky Kobelt 26/05/2020 15:31
Eine bezaubernde pastorale Idyllestimmungsvoll
Das mit den Wölfen nehm ich dir nicht ab, sonst magst du ja vielleicht recht haben, vielleicht auch nicht.
Schafe sind Herdentiere, ob und wie weit sie sich wohlfühlen, kann ich nicht beurteilen. Ich gehe davon aus, dass der Besitzer der Tiere grosses Interessen daran hat, dass es seinen Tieren gut geht und sie sich gesund entwickeln. Ich nehme deshalb an, dass er mit seiner Weidehaltung dafür sorgt, dass ihre in Ordnung ist.
Wir dürfen nicht den Fehler machen, alles zu vermenschlichen, wir sind ja zur Zeit in unserer Bewegungsfreiheit auch etwas eingeschränkt, aber so richtig darben müssen wir (vorderhand) nicht.
Freundliche Grüsse
Jacky
Marlis E. 25/05/2020 18:46
Nachdem ich alle Kommentare gelesen habe, Deine, und die Deiner Bildbetrachter, ist es natürlich leichter, den Bezug Deiner Gedanken zu dem Bild herzustellen.Auf die ersten Blicke sehe ich in diesem Bild den Frühling, die feinen Farben der Landschaft, der Bäume, das Licht., das zum Wachstum anregt, und den Blick von Dir durch den verwischten Rahmen der Blüten des Feldahorn auf die Schafherde, die - so scheint es zumindest - friedlich wiederkäuend oder grasend sich auf der Wiese befindet.
Da jubelt das Auge, endlich Frühling, so meint man, und genießt diese Idylle... wären da nicht Deine Gedanken, Deine Schlagwörter, und das Gefühl, das hinter diesem friedlichen Bild etwas anderes steckt, ein - von Dir so genanntes - Gleichnis.
Für mich unbegreiflich, haben sich viele Menschen in diesem unseren Lande ( und nicht nur hier ) eingesperrt gefühlt, sogar ihre Freiheit in Gefahr gesehen, ein Gefühl der Bevormundung hat sich ausgebreitet, und Verschwörungstheorien fanden einen guten Nährboden.
Ist das denn die Möglichkeit? Unsere aufgeschlossene Gesellschaft, reiselustig, unternehmungslustig, mobil, verwöhnt mit allen nur erdenklichen Dingen, muckt auf, weil es plötzlich Beschränkungen über einige Wochen gibt, die begründbar sind, die man ertragen kann, die nicht lebensbedrohend sind (allerdings sehr existenzbedrohend für Viele) ? Wir konnten rausgehen, keiner war eingesperrt, nur halt einige Menschen vorsorglich in Quarantäne, um Schlimmeres zu verhindern, es gab genug zu essen und zu trinken, es gab jede menge Hamstergegenstände, nötig oder unnötig ... und all das zeigte Erfolg, die große Katastrophe ist ausgeblieben,Intensivbetten sind zum Teil leergeblieben, es war als "Krise" beherrschbar.
Ich habe im Laufe meines Arbeitens im Krankenhaus genug gesehen und erlebt, weiß, wie schlimm nur kleinere Epidemien sein können, wie wichtig es ist, eine Prophylaxe zu betreiben. Ich denke, es hat ganz gut geklappt.
Schafe sind Herdentiere, wir eigentlich auch, sie wehren sich nicht wirklich gegen Einpferchen, obwohl sie sehr wohl auch ihren eigenen Willen haben, und sie erkennen auch sehr wohl die Gefahr, die Hunde oder Wölfe mit sich bringen können.
Wir scheinen das wohl nicht immer so zu erkennen, sind resistent zum Teil, nicht resilient , wie es besser wäre.
Ich finde Dein Gleichnis sehr gut, denn wenn etwas nicht so abläuft, wie wir es gewohnt sind, dann regt sich meist Widerstand, und der ist ab und an nicht so wirklich angebracht.
Diesen Widerstand tragen auch die Schafe in sich, doch es ist schwer, das auszuleben, wenn man so enge Grenzen gesetzt bekommt.
Schauen wir mal, wie sich alles weiterentwickeln wird, ob wir einen Nutzen aus den Erfahrungen ziehen können, oder nur bemüht sind, wieder zu dem "Alltag" von vorher zurückzukehren. Doch vielleicht wird es kein "Nachher" geben, denn das Virus wird uns wohl begleiten, und wir müssen alle umdenken.
Hoffungsvolle Grüße
Marlis
Gisela Schwede 23/05/2020 10:33
Ich finde diese Sicht auf die Schafherde wunderbar. So erhält das Bild einen Rahmen durch den Schärfeverlauf und erhebt sich künstlerisch über viele andere Bilder von Schafen. Es ist etwas außergewöhnlich, und genau das liebe ich.Zu deinen Gedanken: ich weiß nicht, ob die Schafe Freiheitsgedanken haben. Viele Herden ziehen ja auch durch das Land, um die ursprüngliche Vegetation zu erhalten.
Dass sie oft von Wölfen angegriffen, getötet und verletzt werden, finde ich auch nicht gut, trotz Erhaltung der Spezies Wolf.
LG Gisela
Petra Runge 18/05/2020 16:08
Klasse gestaltet mit dem Vordergrund-Bokeh als Rahmen!VG Petra
ruepix 18/05/2020 9:42
Die Verschleierung des Fotos durch die unscharfe Vordergrund-Botanik lässt natürlich den Schluss zu, es sei damit eine "message" verbunden. Tatsächlich sind es sogar zwei, und sie könnten gegensätzlicher nicht sein: Im günstigen Falle sucht ein Naturfreund die Deckung, um das friedliche Bild nicht zu zerstören und die Tiere nicht zu beunruhigen. Im ungünstigen Falle ist es die Perspektive des Wolfes, der sich anschleicht und sein Opfer aussucht.Ehrlich gesagt bin ich nicht begeistert davon, dass heutzutage viele Interpretationen in Richtung Corona gebogen werden. Ich sehe hier für mich auch keine Möglichkeit, negative Gedanken zum Thema Massentierhaltung zu verankern. Ich kann nicht erkennen, dass die Schafe eingepfercht sind. Sie sind dicht beieinander, wie es ihrer Herdenmentalität entspricht. Ihr "grundlegendstes Bedürfnis" ist die Nahrungsaufnahme, und die ist gewährleistet.
LG Detlef
Bri Werner 18/05/2020 8:19
Du bist auch ein Geschichtenerzähler, Klemens. Gefällt mir, wie du durch diese nebulöse verschleierten Blüten das Gedankenbild auf die Herde freigibst. Es wirkt wie ein "Gedankenwusch" und das Gleichnis passt gut. Hab keine Angst, bleib gesund! LG BriKarl G. Vock 16/05/2020 20:19
Manchmal gelingt auch eine Flucht in die scheinbare Freiheit.Die Beiden sprangen kurze Zeit später wieder über den Zaun zurück zur Herde.
Für ein Schaf ist die Herde essentiell. Der Mensch kann auch alleine sein.
Der Wolf folgt seiner Natur und kann nicht anders.
Der Mensch selbst ist dem Menschen ein Wolf.
Homo homini lupus.
LG
Karl
alicefairy 16/05/2020 16:32
Eine traumhafte Aufnahme. Frühling pur. Du hast das durch den Elektrozaun aufgenommen.Massentierhaltung NEIN! Ich esse fast kein Fleisch mehr, weil sowas fördere ich nicht. Wenn dann Fleisch von Tieren die in Freilandhaltung lebten. Ich finde man schmeckt den Unterschied sehr genau, wor ein Tier lebte! Aber ist ja mit Gemüse auch so. Meine Schildkröten fressen den Salat vom Geschäft nicht! Nur von einem Geschäft. Sie wissen was gut it und was behandelt, überdüngt usw. Der Mensch kann das nur bedingt schmecken.
Lg Alice
thomas-digital 16/05/2020 16:31
aus deinem heimlichen, versteckten Beobachtungsort heraus wirken die Schafe für mich noch friedlicher und freier. Auch wenn sie es nicht wirklich sind ....Ein gutes außergewöhnliches Bild dank guter Gestaltung- lg thomas
gabi44 16/05/2020 15:22
Sehr bildwirksam aufgenommen.Aber weißt Du Klemens: mit Deiner Beschreibung könnte (müßte) man jede Art von domestizierter Tierhaltung in Frage stellen. Aber mit ihr
hat sich der Mensch entwickelt. Heute stellt sich mir lediglich das Problem auf "faire" Tierhaltung, und da ist jeder von uns gefordert .....
lg gabi 44