Über Rheinbrücken und -schiffe IV
1972 wurde das in Russland (Jalta) gebaute Tragflächenboot "Rheinpfeil" des Typs Raketa in Dienst gestellt. Es hatte aufgrund der Geschwindigkeit (max 72,5 km/h) einen eigenen Fahrplan und war wegen der geringen Sitzplatzkapazität (64 Plätze) reservierungspflichtig. 1984 wurde er auf der Strecke Köln–Mainz–Köln eingesetzt. Der Rheinpfeil wurde 1997 durch den Rheinjet ersetzt, da sich an dem genieteten Aluminiumrumpf und dem Gleitkufengestell (die Nietenköpfe waren zur Verringerung des Fahrwiederstandes glattgeschliffen) aufgrund des rauhen Rheinwassers Materialermüdungen zeigten.
Die Technik, insbesondere der hochgezüchtete russische V-12-Zylinder Dieselmotor Zvezda M 401 A mit über 1000 PS, war sehr diffizil und störanfällig und es gab viele Betriebsausfälle mit längeren Werftaufenthalten! Die morgendliche Warmlaufprozedur soll länger gedauert haben als das Anheizen der Goethe und bis 1997 wurden dreizehn Ersatzmotoren verbraucht, da so oft, einmal abgesehen von sonstigen Schäden, die Motoren irreparabel zerstört waren!
Auf dem Foto passiert der Rheinpfeil gerade die Brückenköpfe der Ludendorff-Brücke vor der imposanten Kulisse der Erpeler-Ley. Die Brücke wiederstand den Sprengungsversuchen der Wehrmacht wie auch den Bombenangriffen der Alliierten und diente diesen als ersten Brückenkopf über den Rhein. Strategisch hatte dies allerdings keine große Bedeutung in den letzten Kriegstagen. Am 17. März 1945 stürzte sie während Reparaturarbeiten durch die Alliierten doch noch ein und es gab etliche Todesopfer und Verletzte. Sie war die nördlichste von drei Brücken, die zwischen 1915 und 1919 mehr aus militärischen Gründen erbaut wurden. Es waren dies die Hindenburg-Brücke in Rüdesheim, die Kronprinzen-Brücke bei Urmitz und die Ludendorff-Brücke bei Remagen. Bis auf die Kronprinzen-Brücke wurde nach dem Krieg keine mehr aufgebaut
Da am Abend des 25. Mai 1984 aus bekannten Gründen kein Zug über die Ludendorff-Brücke fahren konnte – und auch auf der rechten Rheinstrecke kein Zug fuhr – müsst Ihr euch diesen anhand anderer Fotos hinzudenken...
Roni Kappel 30/09/2013 13:39
Hallo!Stark! :-)
lg,
Roni
Klaus Kieslich 30/09/2013 10:33
Jetzt is mir klar,warum mir das Tragflächenboot so bekannt vorkommt :-)Top historische Aufnahme mit hochinteressanter Hintergrundinfo
Gruß Klaus
Michael PK 30/09/2013 8:33
Dieser Ort ist für mich ein ganz besondere.Mein Vater lag wenige 100 Meter von hier nach dem Krieg in dem Gefangenlager der Amerikaner.Nur eine Wiese,ein großer Zaun und eine Zeltplane für etwas Schutz.Verpflegung gab es kaum und so sind hier mitten in Deutschland bis nach dem Krieg viele Soldaten gestorben...Mein Vater hat es als 17 jähriger zum Glück überlebtMaschinensetzer 29/09/2013 23:43
@Manfred: Ich habe viel für die Luftwaffe der Bundeswehr gearbeitet und war hocherstaunt über die Begeisterung für die MiG 29!Hier bei mir in der Nähe, in Nörvenich, war ja nur der Tornado stationiert, und ich registrierte, wie gebetsmühlenartig die Triebwerke ausgebaut und gewartet wurden.
Trotzdem, als an einem kühlen und feuchten Septembermorgen drei Tornados aus dem Shelter für einen Übungsflug geholt wurden, konnte nur einer starten! Die beiden Anderen hatten Probleme mit der Elektrik – wie konnte man auch blos den Engländern ausgerechnet die Lieferung dieser Bauteile überlassen...
Viele Grüße
Thomas
makna 29/09/2013 23:18
Die Kulisse - also das Boot genau zwischen beiden Brückenköpfen abzulichten - ist schon mal phantastisch !!!Auf den Zug kann man hier verzichten - das Boot und die so interessante und sehr gut dargestellte Geschichte steht im Mittelpunkt !
Zu den 13 Motoren fällt mir der Vergleich mit der MiG 29 ein: Davon hatte die Bundes-Luftwaffe eine Staffel 1990 von der Volksarmee übernommen, und das Wessi-Wartungspersonal hat sich dann doch sehr gewundert, dass beim Triebwerks-Austausch nicht etwa Wartung angesagt war, sondern Ersatz durch zwei neue Triebwerke! Das war so normal, dass die Bodentruppe, die in Laage von der NVA übernommen wurde, sich wiederum über die Verwunderung der aus dem Westen stammenden Kollegen wunderte ... :-)
Die Firma MTU Aero Engines würde sich freuen, wenn beim RB 199 oder EJ 200 genau so verfahren würde ... :-)
BG Manfred